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Diskussion über Solarexperte Wolfgang Hummel

Eine baumbestandene Straße im wohlhabenden Berliner Bezirk Westend, rechts gepflegte Altbauten, links ein rundlicher Neubau, vermutlich aus den siebziger oder achtziger Jahren. Hier müsste es laut eigener Webseite sein, das Zentrum für Solarmarktforschung (ZSF) mit seinem Wissenschaftlichen Direktor Wolfgang Hummel. Aber ein Hinweisschild gibt es nicht. Nur den Namen „Hummel“ neben einer der Klingeln. Nur eine Privatadresse?

Nichtsdestotrotz wird er gerne in den Medien als Kronzeuge gegen das EEG zitiert. Erst kürzlich in der Wirtschaftswoche äußerte sich Wolfgang Hummel nach der Bekanntgabe des Photovoltaik-Zubaus im ersten Halbjahr 2012 wieder einmal über das EEG. "Die EEG-Förderung erweist sich erneut als marktfremdes, planwirtschaftliches Regelungssystem", sagte Hummel, Chef des Zentrums für Solarmarktforschung in Berlin, dem Blatt. Der Leser könnte dabei den Aussagen Vertrauen schenken, da Eindruck entsteht, dass der Direktor eines wichtigen Instituts spricht. "Der staatlichen 20-jährigen Absatzgarantie stehe kein Risiko der Anbieter von regenerativen erzeugtem Strom gegenüber", sagte Hummel weiter. Er vernachlässigt dabei, dass auch Solarmodule oder Windkraftanlagen kaputt gehen oder nur unterdurchschnittlich laufen können. Anders als beim Ausbau der Netze gibt es im EEG keine garantierten Renditen für die Betreiber von Photovoltaik- oder Windkraftanlagen. Dennoch sagt Hummel:"Es fehlt an einem Selbststeuerungsmechanismus."

Gerne würde man jetzt Hummel selbst fragen, woher seine Expertise stammt. Aber Hummel schweigt. Auf eine Anfrage im Winter zu einem Gespräch über das neu gegründete „Zentrum für Solarmarktforschung“ reagierte er mit der Bitte, dies mit der Veröffentlichung eines Marktindikators für die Photovoltaikbranche einige Wochen später zu verknüpfen. Auf eine später per E-Mail gesendete Liste mit Fragen zu seinem Institut antwortete er trotz mehrfacher Bitte nicht. Hummel, so scheint es, spricht nicht gerne über sich und sein Forschungszentrum, dafür umso mehr über die Solarbranche. Hummels Kommentare zur Lage der deutschen Solarindustrie sind in diesen Monaten überall zu lesen und zu hören: im Handelsblatt, in der Wirtschaftswoche, im Manager Magazin, im Wall Street Journal und im Deutschen Anlegerfernsehen. Sein Credo: Die Produktionskosten in Deutschland sind zu hoch, die Chinesen marschieren unerbittlich voran.

Hummel scheint mit seiner Rolle als Untergangsprophet eine Marktlücke besetzt zu haben. Und unter dem Label „Zentrum für Solarmarktforschung“ dürfte er seine Arbeit sehr gut öffentlich vermarkten können. Allerdings besteht die Gefahr, dass die zitierenden Medien einen falschen Eindruck erwecken. Es scheint so zu sein, dass der Direktor eines großen etablierten Instituts spricht. Aber zugleich hat er mit dem Namen hoch gepokert. Bei einem Zentrum würde man ein öffentlich zugängliches Gebäude und eine Reihe von Wissenschaftlern erwarten. Ein Eindruck, den das ZSF und Wolfgang Hummel bisher in der Öffentlichkeit weniger vermittelt haben.
Den vollständigen Artikel finden Sie in der photovoltaik (08/2012): Der Solarexperte.

Nachtrag: Mehrere Monate wurde Wolfgang Hummel als kommissarischer Leiter des Referats für Standortförderung, Finanzierungshilfen und Bürgschaften geführt. Dies hat sich seit Erscheinen des photovoltaik-Artikels allerdings geändert. Nun ist diese Stelle laut Organigramm der Behörde nicht besetzt. Auf Nachfrage erklärte eine Sprecherin erneut, dass sich die Senatsfinanzverwaltung nicht zu Einzelpersonalien äußern wolle.