Der polnische Photovoltaikmarkt ist ein Embryo: unsichtbar, aber mit sehr hohe Erwartungen bedacht: So bezeichnet ein Insider den polnischen Solarmarkt. Grzegorz Wisniewski ist Präsident des Instituts für Erneuerbare Energien, ein unermüdlicher Vordenker der Energiewende in unserem östlichen Nachbarland. „Vor allem unter jungen Menschen gilt die Solarenergie als große Hoffnung“, erläutert er. „Aber eine politische Strategie gibt es nicht.“ Wisniewski ist ein kleiner Mann, der sich gegen das große Rad der Regierungsbürokratie in Warschau stemmt. Viele Gesetzesinitiativen sah er kommen und gehen.
Vorsichtige Skepsis
Nun liegt der Entwurf eines Fördergesetzes für erneuerbare Energien (RES) auf dem Tisch, in das vornehmliche ausländische Investoren große Hoffnungen setzen. Wisniewski hingegen ist skeptisch: „Derzeit warten alle ab, was in der Regierung entschieden wird“, meint er. Zwar seien zwischen 300 und 400 Megawatt Photovoltaik in der Planung, aber niemand weiß, wie die Förderung tatsächlich aussehen wird. Klar scheint zumindest: „Das Fördergesetz kommt nicht vor der Sommerpause“, urteilt Krzyzsztf Selder, Chefredakteur der Fachzeitschrift Instalator Polski. „Und es wird einige komplizierte Vorschriften zur Ausführung beinhalten.“ Selder ist gut informiert, auf einer Veranstaltung am 13. Juni 2013 in Warschau wird er das Kleingedruckte zum Gesetz erläutern.
Abwarten und Tee trinken
Nach der Sommerpause, das bedeutet: frühestens im September. Dann ist die Solarsaison in Polen vorbei, die ersten Schneeböen aus Sibirien fegen über das flache Land. Bis dahin wird der Photovoltaikmarkt in Polen weiterhin unsichtbar bleiben, und unerreichbar fern für deutsche Investoren oder Installateure. Alle warten ab, wie sich die gesetzlichen Vorschriften entwickeln. Denn in Spanien und Tschechien haben sich ausländische Investoren bereits die Finger verbrannt: Dem schnellen Boom durch die hohen Einspeisevergütungen folgte die jähe Ernüchterung, als die Regierungen in Madrid und Prag auf die Budgetbremse traten. Und wie in Spanien und Tschechien haben die Polen vor allem ein Problem: Die Einkommen sind deutlich niedriger als in Deutschland. Deshalb ist viel weniger Privatkapital verfügbar, um Solaranlagen zu bauen.
Immerhin schon 200 Betriebe
2007 gab es in Polen eine Handvoll Solarbetriebe. Immerhin sind es mittlerweile mehr als 200 Unternehmen, vor allem Installateure und Händler. Davon stellen 14 Betriebe verschiedene Komponenten her: Module und Montagetechnik. Aber der europäische Photovoltaikverband EPIA führt Polen in seiner Statistik nicht auf, weil der Mark nicht einmal 100 Megawatt erreicht. „Polen hat die Erwartungen 2012 nicht erfüllt, die Aussichten für 2013 bleiben schwach“, resümieren die Autoren des Marktreports für 2012, der unlängst erschien. In diesem Jahr werden voraussichtlich nur 3,5 Megawatt durch Großanlagen mit mehr als 100 Kilowatt installiert. Insgesamt dürfte der polnische Markt 2013 rund 50 Megawatt zubauen. Bis 2020 rechnen Analysten mit einem Zubau von jährlich rund 90 Megawatt. (Heiko Schwarzburger)
Den ausführlichen Report lesen Sie in der Maiausgabe des Fachmagazins „PHOTOVOLTAIK – Solartechnik für Installateure, Planer und Architekten“.