Der Börsentag steht für die Roth & Rau AG unter keinem guten Stern: Das Papier des Photovoltaik-Unternehmens gehört zu Handelsbeginn zu den schwächsten Werten im TecDax. Dabei zeugen die aktuellen Verlautbarungen des sächsischen Equipment-Anbieters von seinem ungebremsten Wachstumswillen. Das Unternehmen vermeldete die Übernahme der niederländischen OTB Solar. Deren Produktportfolio umfasst nach eigenen Angaben verschiedene Anlagen und Technologien für die Solarindustrie, insbesondere Anlagen zur Antireflexbeschichtung und Turnkey-Produktionslinien für die Herstellung von kristallinen Silizium-Solarzellen. Weitere Kernkompetenzen seien Hochrate-PECVD-Beschichtungsverfahren und industrielle Tintenstrahldruck-Applikationen, die für die Herstellung neuer, hocheffizienter Solarzellen von Interesse seien.
Nach Meinung von Equinet-Analyset, Sebastian Growe, erscheint von einem strategischen Blickwinkel aus die Transaktion durchaus überzeugend. Allerdings gebe es keinerlei finanzielle Details, was eine fundamentale Bewertung des Kaufs deutlich erschwere. Bekannt ist lediglich, dass sich der Kaufpreis einschließlich der Übernahme von Finanzverbindlichkeiten auf 35,5 Millionen Euro beläuft. 30 Millionen Euro will Roth & Rau durch die Ausgabe neuer Aktien, als Kapitalerhöhung gegen Sacheinlage, aufbringen, die übrigen 5,5 Millionen Euro in bar. Roth & Rau rechnet ab dem kommenden Geschäftsjahr mit Synergieeffekten auf der Kostenseite und einem positiven Ergebnisbeitrag durch OTB.
Joint-Venture mit chinesischem Unternehmen
Zu dem am Donnerstag angekündigten stärkeren Engagement im Dünnschichtbereich äußern sich verschiedene Analysten eher skeptisch – einerseits seien geschäftliche Beziehungen mit China positiv zu sehen, andererseits zeige die Konstellation auch die damit verbundenen Schwierigkeiten. Roth & Rau hat mit einem noch nicht bekannten chinesischen Unternehmen ein Joint-Venture vereinbart, an dem der deutsche Hersteller mit 49 Prozent beteiligt ist. Ziel der Partnerunternehmen ist, gemeinsam in China Anlagen zur Herstellung von Solarmodulen auf Basis von Cadmiumtellurid (CdTe) zu errichten und zu betreiben. Zunächst soll jedoch Unternehmensangaben zufolge in Brandenburg eine Referenzfabrik mit einer Jahreskapazität von 80 Megawatt entstehen, die mit einer Turnkey-Produktionslinie von Roth & Rau arbeitet. Wenn sich dieser Musterbetrieb bewährt, sollen in China entsprechende Produktionsstätten aufgebaut werden. Roth & Rau sei dann bevorzugter Lieferant für die Ausstattung der chinesischen Betriebe mit Turnkey-Linien und könne sich außerdem mit 32 Prozent an diesen beteiligen. Der Konzern sieht das Joint-Venture und den Eintritt in den chinesischen Markt mit CdTe-Modulen als Meilenstein in der Entwicklung an. (Petra Hannen)