Der Gründer und ehemalige Vorstandsvorsitzende der Conergy AG, Hans-Martin Rüter, wehrt sich gegen die erhobenen Anschuldigungen. Der Aufsichtsrat hatte einen Tag vor der Hauptversammlung Klage gegen Rüter und drei weitere Altvorstände beim Hamburger Landgericht eingereicht. Das Photovoltaik-Unternehmen wirft den Managern die Verletzung aktienrechtlicher Pflichten vor und fordert Schadensersatz in Höhe von insgesamt 268 Millionen Euro. Nun meldete sich Rüter zu Wort. Er lehnt einen Vergleich mit dem Photovoltaik-Unternehmen ab. Rüter sieht in dem Vorgehen des Aufsichtsrats einen Versuch, „durch nicht haltbare Vorwürfe im Wesentlichen Geld von der D&O-Versicherung zu erlösen sowie von eigenen eklatanten Versäumnissen abzulenken“. Der Gründer des Photovoltaik-Unternehmens bezeichnete die Vorwürfe als „substanzlos und falsch“. Dennoch sei er bereits im April 2009 in Vergleichsgespräche mit Conergy eingetreten, um einen Streit über Schadensersatzansprüche zu vermeiden. Rüter verweist zugleich darauf, dass seither die Forderungsbeiträge seitens des Unternehmens immer weiter gestiegen seien. „Ich sehe darin den Versuch der Gesellschaft, wie in anderen Fällen der deutschen Wirtschaft auch, zusätzliches Geld auf Kosten der persönlichen Reputation der ausgeschiedenen Vorstände erzwingen zu wollen. Hier soll aus meiner Sicht Druck aufgebaut werden, um unbillig hohe Summen zu erlösen“, sagte der Conergy-Gründer weiter. Er selbst habe bereits in einer Replik zu den Vorwürfen im Dezember 2010 nachgewiesen, dass er weder Pflichten verletzt noch Schaden verursacht habe. Zudem gebe es ein Gutachten, dass der Aufsichtsrat anfertigen ließ, nach dem die Mehrheit der Vorwürfe als „nicht durchsetzbar oder rechtlich zweifelhaft“ seien. Rüter schaue daher einem möglichen Verfahren daher gelassen entgegen.
Produktionsabbau in Frankfurt/Oder
Nach verschiedenen Medienbericht plant Conergy nun doch, Arbeitsplätze in seinem Werk in Frankfurt/Oder abzubauen. Das „Handelsblatt“ (Montagausgabe) etwa berichtet auf Basis von Insiderinformationen, dass bis zu 100 Stellen wegfallen sollen. So sollten künftig nur noch Solarmodule in dem Werk gefertigt werden und die Vorprodukte wie Solarzellen und Wafer hingegen im Ausland eingekauft werden, wie es weiter hieß. Der Beschluss sei noch nicht definitiv gefallen, aber alles laufe darauf hinaus, so die Insiderberichte. Das Einsparvolumen durch den Umbau der Produktion konnte noch nicht benannt werden. Allerdings mache sich Conergy mit der Neuaufstellung interessant für mögliche Kooperationspartner.
Neuer Aufsichtsrat
Auf der Hauptversammlung am Freitag ist überdies ein neuer Aufsichtsrat gewählt worden. Die neuen Mitglieder des Aufsichtsrats spiegeln nun auch die neue Eignerstruktur bei dem Photovoltaik-Unternehmen wieder. Mit einer Mehrheit von insgesamt 99,9 Prozent der Stimmen seien Philip Comberg, Geschäftsführer der Alcosa Capital, Andreas Pleßke, Geschäftsführer der PRYM Holding, Jeremy Blank von YCML Ltd., Pepyn Dinandt, Vorstandschef der Monier Group, der selbständige Unternehmensberater Werner Paschke sowie Klaus-Dieter Rasch, Geschäftsführer der Azur Space Solar Power, in den Aufsichtsrat gewählt worden. (Sandra Enkhardt)