Die Solar Millennium AG kommt nicht zur Ruhe. Die Vorlage der Bilanzen verschob das Unternehmen, das solarthermische und Photovoltaik-Kraftwerke errichtet, in der vergangenen Woche, allerdings ohne konkretes neues Datum. Außerdem schwellt immer noch der Rechtsstreit mit dem Kurzzeit-Vorstandschef Utz Claassen. Die Nürnberger Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den Aufsichtsrat von Solar Millennium seit dem Frühjahr wegen des Verdachts der Untreue und Verstöße gegen das Aktienrecht. Nun hat auch die Finanzdienstaufsicht Bafin das Solarunternehmen ins Visier genommen. Nach einem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ (Dienstagausgabe) hat sich die Börsenaufsicht eingeschaltet und prüft derzeit mit einer formellen Untersuchung den Vorwurf des Insiderhandels mit Aktien von Solar Millennium. Dies bestätigte eine Bafin-Sprecherin dem Blatt. Die Staatsanwaltschaft Nürnberg prüfe überdies im Rahmen von Vorermittlungen, ob es Anhaltspunkte für ein formelles Ermittlungsverfahren gebe. Im Mittelpunkt der Affäre, zu der sich Solar Millennium nicht offiziell äußern wollte, stünden der Firmengründer Hannes Kuhn und Utz Claassen. Es gehe dabei um eine Ad-hoc-Mitteilung vom 15. Dezember 2009, in dem Solar Millennium die Verpflichtung des ehemaligen EnBW-Chefs Claassen zum Vorstandschef bekannt gab. Wenige Wochen zuvor soll dem SZ-Bericht zufolge Kuhn, der noch rund 15 Prozent der Aktien von Solar Millennium halten soll, ein im Nachhinein fragwürdiges Geschäft getätigt haben. In den Anzeigen an Börsenaufsicht und Staatsanwaltschaft sei von einem Termingeschäft Kuhns über 150.000 Solar-Millennium-Aktien im November 2009 die Rede. Die Verpflichtung Claassens sei zu diesem Zeitpunkt schon absehbar gewesen, hieß es weiter. Die Aktie von Solar Millennium machte nach der Verkündung einen Kurssprung. Kuhn habe sich auf der Hauptversammlung für sein Termingeschäft bereits gerechtfertigt. Er argumentierte, dass er die Aktien später an Claassen habe weiterverkaufen wollen, um ihn damit enger an Solar Millennium zu binden.
Die Klage gegen Solar Millennium soll dem Bericht zufolge Jochen Knoesel, Chef des Vereins zur Förderung der Aktionärsdemokratie eingereicht haben. Er habe bereits auf der Hauptversammlung eine Sonderprüfung zum Fall Claassen gefordert, sei aber mit seinem Ansinnen gescheitert. Daraufhin habe er eine Feststellungsklage beim Nürnberger Landgericht eingereicht, um die Unrechtmäßigkeit des Vorgehens gerichtlich feststellen zu lassen.
Am 9. September treffen sich zudem Claassen und Solar Millennium vor dem Landgericht. Dann geht der Streit über die an den Ex-EnBW-Chef gezahlten Millionenbeträge weiter. Claassen verließ offiziell wegen unterschiedlicher Auffassungen der Unternehmensführung nach nur zweieinhalb Monaten im März 2010 Solar Millennium wieder. Seither tobt zwischen beiden Seiten eine Gerichtsschlacht mit zahlreichen Klagen und Gegenklagen. (Sandra Enkhardt)