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Initiative: Billigere Stromtarife für Elektroautos

Der Vorteil von Sonderabschreibungen beim Kauf von gewerblichen Elektroautos wird überschätzt, sagen Experten. Wenn Elektrofahrzeuge intelligent ans Stromnetz angebunden werden und so Netzkosten reduzieren, sollten die Elektroautonutzer davon profitieren.

Das Technologieprogramm IKT für Elektromobilität hat billigere Stromtarife für Elektroautos gefordert: „Der Kostennachteil der Elektroautos kann über flexible Stromtarife deutlich reduziert werden“, sagte Patrick Ester, Projektleiter beim VDE Verband der Elektrotechnik und Elektronik. Besonders günstige Stromtarife würden Elektroautofahrer motivieren Ladevorgänge auf Zeiten günstiger Stromerzeugungskosten zu verlegen. Die Akkus sind dann als Energiespeicher für Erzeugungsspitzen im Stromnetz verfügbar. Unter den rund drei Millionen Fahrzeuge in öffentlichen Flotten und Fuhrparks sind bisher nur rund 10.000 Elektroautos.

Wenn Elektrofahrzeuge intelligent an das Stromnetz angebunden werden, reduzieren sich die Kosten der Stromversorger für den Netzausbau: „Diese Kostenvorteile sollten über variable Fahrstromtarife an die Elektroautonutzer weiter gegeben werden“, sagt Ester. Das Technologieprogramm ITK für Elektromobilität stellte ein 36-seitiges Positionspapier mit zehn Handlungsempfehlungen zur Förderung der Elektromobilität vor. Es wurde von mehr als 30 Experten erstellt.

50 Prozent abschreiben

Die Elektromobilität benötigt weitere finanzielle Anreize für ihren Durchbruch. Die Vorteile einer Sonderabschreibung von 50 Prozent würden überschätzt und könnten den Kostennachteil von Elektrofahrzeugen nur begrenzt ausgleichen, folgern die Experten. Gewerbliche Fahrzeughalter könnten bei einer Sonderabschreibung zwar 50 Prozent der Investitionskosten zu den regulären Abschreibungen von 16,7 Prozent bereits im Jahr der Anschaffung steuerlich geltend machen. Dadurch ergibt sich jedoch lediglich ein Liquiditäts- und Zinsvorteil. Der Grund: Bei einem Wiederverkauf des Fahrzeugs muss die Differenz zwischen Verkaufserlös und Restbuchwert versteuert werden. Da bei einer Sonderabschreibung der Restbuchwert schneller sinkt, muss bei einem Wiederverkauf vor der Abschreibung ein höherer Erlös versteuert werden.

Weiterer zentraler Eckstein ist der Ausbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur. „Das Vertrauen in eine verlässliche, öffentliche Ladeinfrastruktur entscheidet mit über den Erfolg der Elektromobilität“, heißt es im Positionspapier: „Im aktuell frühen Marktstadium ist die Ladeinfrastruktur im öffentlichen Raum jedoch nur in geringem Maß verfügbar.“ 6.300 öffentliche Ladestationen sind derzeit in Deutschland installiert. Bis Mitte 2014 standen insgesamt rund 5.500 Ladestationen bereit. Das teilt der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) mit.

Laden muss so einfach wie das Tanken

Der Ausbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur habe sich in den vergangenen Jahren allerdings verlangsamt. Hier fordern die Experten eine freiwillige Selbstvereinbarung der Industrie mit verpflichtenden Terminen.  „Wenn die Termine nicht eingehalten werden, muss der Gesetzgeber tätig werden“, fordert Peter Wüstnienhaus, Projektleiter beim Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt. Ein besonderes Ärgernis seien die unterschiedlichen Authentifizierungsverfahren beim Zugang zur Ladeinfrastruktur. „Das öffentliche Laden muss so einfach wie das Tanken sein“, sagt Wüstnienhaus.

Eine Ladesäule koste 5.000 bis 10.000 Euro. „Über den Kilowattstundenpreis für den Verkauf von Strom werden die Betreiber die hohen Kosten für Bau und Wartung kaum einspielen“, sagte Ester. Lediglich an Hauptverkehrsachsen könnten sich Schnellladesäulen lohnen, da dort eine höhere Zahlungsbereitschaft besteht. (nhp)

Das „Positionspapier IKT für Elektromobilität“ als PDF gibt es hier.