Woher hätten wir uns alle sonst in der kurzen Zeit so viel Fachwissen aneignen können? Woher hätten wir neutrale Informationen über Produkte und Neuentwicklungen bezogen?
Und ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, mich jedenfalls haben diese Zeitschriften nicht nur im Arbeitsleben begleitet. Für mich waren sie auch stets beliebte private Lektüre – für jeden mit Urlaub mit eingepackt. Und so haben sich vielleicht in mancher Ausgabe der photovoltaik nicht nur irgendwelche Lesezeichen zwischen den Seiten gesammelt, sondern manchmal auch der Sand vom sonnigen Strand an der Adria – zumindest, wenn wir uns in diesen stürmischen Zeiten ein paar Tage Urlaub mit der Familie gönnten.
2007, das war im Nachhinein betrachtet wohl der Zeitpunkt, als der Photovoltaikmarkt den Anlauf für eine bis dahin nicht gekannte Wachstumsdynamik nahm. Im verklärten Rückblick mag alles viel besser als heute erscheinen. Aber damals hatte das schnelle Wachstum in vielen Firmen nicht nur positive Effekte, sondern es war eine wirklich große Herausforderung. Hinzu kamen die starken Schwankungen, die uns die Sprünge in der EEG-Vergütung bescherten und die auch durch die langsam hinzukommenden Auslandsmärkte nicht immer kompensiert wurden.
Für uns im damaligen Schletter-Team war es eine entscheidende Zeit, denn es begannen die Vorbereitungen und Planungen für einen neuen Fertigungsstandort. Die Produktion in den beengten Verhältnissen konnte dem gestiegenen Bedarf trotz manch kreativer Zwischenlösung bei weitem nicht mehr folgen. Die Folgejahre waren geprägt von Stress, ich glaube, das kann man wirklich sagen. Trotzdem habe ich in diesen Jahren nicht gehört, dass irgendjemand in der Branche so etwas wie den heute oft zitierten Burn-out erlitten hätte. Naja, vielleicht gab es damals das Wort noch nicht, aber für die meisten war es halt positiver Stress, denn es ging voran! So lange zumindest, bis die bis dahin stets belächelte Photovoltaik auf einmal nicht mehr nur ein Randphänomen war, sondern systemrelevant wurde.
Dies führte ohne Zweifel zu den ersten technischen Grenzen im Netzausbau und in der Integration, das muss sicher auch gesehen werden. Aber die in den folgenden Jahren aufkeimende Blockadehaltung gegenüber der Photovoltaik war in der Hauptsache politischen Überlegungen der Lobbyisten geschuldet. Letztlich führte dies zum rapiden Zusammenbruch des Marktes und damit – gepaart mit manchen hausgemachten Fehlern – zu schwierigen Situationen in den Firmen. Letztendlich ging dieser Zusammenbruch auch an Schletter nicht spurlos vorüber.
Für mich persönlich waren die letzten zehn Jahre eine Zeit, in der ich unheimlich viel lernen und erleben durfte. So waren die geschäftliche Entwicklung und die interne Strukturierung sicher eine wertvolle Erfahrung. Viel interessanter waren die vielen Begegnungen in Workshops, Schulungen und Veranstaltungen oder die Besuche anderer Firmen. Bei jedem Kundentermin konnte man eine neue Erfahrung mitnehmen und bei jedem Gespräch dazulernen.
Noch wichtiger war für mich die Bestätigung, dass die Photovoltaik nach und nach einen ganz entscheidenden Beitrag für unsere Energieversorgung darstellen und damit andere – meist umweltschädigende – Technologien ersetzen kann. Diese Faszination und natürlich auch das nötige technische Wissen und Verständnis habe ich über all die Jahre versucht, an Kollegen oder Kunden weiterzugeben. Vielleicht blieb ja hier und da ein Funke meiner Begeisterung hängen. Denn die Zukunft ist erneuerbar, deswegen heißt sie ja Zukunft …
Hans Urban ist Geschäftsführer des Ingenieurbüros Hans Urban.