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Montage

Gründächer nutzen

Es ist längst kein Geheimnis mehr, dass der Klimawandel und das Artensterben miteinander verbunden sind. Beide sind große Herausforderungen unserer Tage. Immer mehr versiegelte Flächen zerstören Lebensraum nicht nur für Wildtiere und Pflanzen. Vor allem die Insekten­populationen werden immer weiter zurückgedrängt.

Dabei sind sie wichtig für das Funktionieren des gesamten Ökosystems. Denn sie bestäuben nicht nur unsere Pflanzen, die wir essen. Sie sind auch Nahrung für weitere Tiere wie Vögel. Dazu kommen noch die Veränderungen des Wetters. Die Großwetterlagen werden stabiler.

Das Ergebnis ist: Die Perioden sengender Hitze und Trockenheit werden länger. Die Städte werden zu riesigen Hitzeinseln. Aber auch Regenperioden werden länger. Dazu kommt noch, dass die sich aufwärmende Luft mehr Wasser aufnehmen kann.

Dies muss sich irgendwann entladen. In der Regel geschieht dies in Form von Starkregen, der jede Menge Flutschäden verursachen kann.

Verantwortung übernehmen

Dies fordert nicht nur die Städte und Gemeinden, sondern auch Immobilien­eigentümer heraus. Sie müssen etwas tun, um mit dem Gebäudebestand und neuen Gebäuden auf den Klimawandel mit seinen immensen Problemen zu reagieren, und wirksame Vorsorge- und Schutzmaßnahmen entwickeln. Längst werden naturnahe Lösungen angegangen und immer mehr Kommunen geben den Bau von Gründächern baurechtlich vor, um einerseits die Wasserkreisläufe auf die immer häufiger auftretenden Wetterextreme auszulegen. Andererseits soll die Biodiversität in den Städten verbessert werden.

Gleichzeitig sorgt jedes Fleckchen Grün in der Stadt für Abkühlung. Dies war in diesem Jahr der Schwerpunkt des Bundeskongresses, den der Bundesverband Gebäudegrün (BuGG) organisiert hat.

Im Mittelpunkt stand die Biodiversität in urbanen Räumen. „Wir haben ganz bewusst den diesjährigen Bundeskongress unter das Thema Biodiversität gestellt, um diesen für Wirtschaft und Gesellschaft extrem wichtigen Aspekt zu fokussieren“, sagt Gunter Mann, Präsident des BuGG. „Beim Gebäudegrün geht es um ein besseres Mikroklima, Extremwettermanagement, Gesundheit, effizienten Gebäudebetrieb, aber eben auch um die Schaffung von Lebensräumen für Pflanzen und Tiere, um Artenschutz und die Wahrnehmung von Verantwortung. Wir haben gesehen, dass vielfältige, intensive Dachbegrünungen, mindestens aber ökologisch aufgewertete extensive Dachbegrünungen, übrigens auch in Kombination mit Solaranlagen, bestens geeignete Räume für die Biodiversität sind.“

Gebäudebetrieb mitdenken

Deren Schutz gelingt aber nur, wenn das Klima nicht weiter angeheizt wird. Die Städte brauchen neben der Ausweitung von Grünflächen dringend auch einen zukunftsfähigen Betrieb von Gebäuden. Dieser gelingt nur, wenn das Gründach mit Photovoltaik kombiniert wird.

Vor allem in den hochverdichteten Innenstädten, aber auch in Neubau- und in Gewerbegebieten ist Freiraum für Grünflächen ein äußerst knappes Gut. Der überwiegende Teil der Flächen ist durch Gebäude, Plätze und Straßen versiegelt. Diese Flächen verhindern die Versickerung von Regenwasser, was bei Starkregen zu Überschwemmungen führen kann. Das Wasser fließt in Massen in die Kanalisation. Verdunstung, die für niedrigere Temperaturen sorgt, findet kaum noch statt.

Um mehr Grünflächen zu schaffen, bieten sich Gebäude mit ihren Dächern und Fassaden an. Diese Flächen haben ein riesiges Potenzial für die Begrünung – im Optimalfall in Kombination mit einer Solaranlage. Längst sind die Systeme zur Dach- und Fassadenbegrünung und deren Kombination mit der Photovoltaik technisch ausgereift.

Mit Blick auf die Doppelnutzung der Dachfläche für die Begrünung und die Produktion von Solarstrom können diese technischen Lösungen in zwei Gruppen eingeteilt werden. Einerseits geht es darum, im Neubau und im Bestand die Gründächer gleich mit der Photovoltaik zu kombinieren. Solche Konstruktionen haben die großen Gründachanbieter wie Zinco mit dem System Vert, Bauder mit dem Solar Extensiv oder Contec mit seinem System Energiegründach im Portfolio.

Mit dem Dach verbunden

Aber auch einige Hersteller von Montagesystemen haben sich darauf konzentriert. So bietet Novotegra mit seinem Gründachsystem eine Lösung für neue Dächer, die mit einer nach Ost und West ausgerichteten Solaranlage kombiniert werden. Mit dem Greenlight hat auch der Hamburger Hersteller S-Flex eine entsprechende Lösung im Portfolio.

Allen diesen Systemen ist gemein, dass die Unterkonstruktion fest mit den Drainagematten verbunden ist. Da auf dieser Drainage das Substrat aufgebracht wird, wirkt das gesamte Gründach gleichzeitig als Ballastierung für die Photovoltaik. Da ein zusätzlicher Ballast nicht mehr notwendig ist, sinkt die Belastung des Daches.

Abstand zum Substrat

Einen Übergang zur zweiten Gruppe der Montagesysteme für Gründächer hat K2 Systems geschaffen. Denn hier geht es nicht mehr nur um Gründächer im Neubau oder in der Sanierung, sondern um bestehende Gründächer. Denn das Greenroof Vento von K2 Systems steht auf eigenen Bodenplatten – unabhängig vom eigentlichen Gründach. Zwar kann hier das Substrat weiterhin als Ballastierung dienen. Doch es ist nicht mehr fest verbunden.

Für die Nachrüstung der Photovoltaik komplett unabhängig vom bestehenden Gründach haben einige Hersteller von Montagesystemen ihre Unterkonstruktionen angepasst oder erweitert. So hat der Montagesystemhersteller Lorenz auf der diesjährigen Intersolar seine Gründacherweiterung für das Flachdachsystem Aero vorgestellt. Der Vorteil: Schon das Aero ist auf möglichst hohe Montagegeschwindigkeit hin konstruiert. Denn die Komponenten sind vollständig vormontiert und können nahezu werkzeuglos auf dem Dach aufgebaut werden. Nur zur Befestigung der Modulklemmen braucht der Handwerker einen Torx 40. Selbstsichernde Schrauben sorgen für Stabilität innerhalb der Konstruktion.

Für das Gründach hat Lorenz einen sogenannten Spacer entwickelt. Dies ist ein Bauteil, das auf die beiden Modulauflager des Aero geklickt wird. Dieser Adapter erhöht damit den Abstand zwischen Modulunterkante und Gründachsubstrat auf 32,5 Zentimeter. Dadurch bleibt beim neuen Aero Green von Lorenz genügend Platz für die Pflanzen, ohne dass diese die Module verschatten. Der Adapter ist auch schon im Planungsprogramm von Lorenz hinterlegt.

Einen ähnlichen Weg ist die Ernst Schweizer AG mit ihrem Gründachsystem bereits im vergangenen Jahr gegangen (siehe Kasten unten). Solche Lösungen haben – neben der Möglichkeit der Nachrüstung von Solaranlagen auf bestehenden Gründächern – noch weitere Vorteile. Denn die Systeme können unabhängig vom Galabauer errichtet werden, was die Koordination während der Bauphase erleichtert. Aber auch hier muss der Planer das Gründach während der Auslegung der Solaranlage mitdenken. Dann geht auch nichts schief.

Im Sommer sehen Gründächer üppig aus. Im Winter sind sie nicht so schön anzusehen. Das ist der normale Zyklus der Natur.

Foto: BuGG

Im Sommer sehen Gründächer üppig aus. Im Winter sind sie nicht so schön anzusehen. Das ist der normale Zyklus der Natur.

Ernst Schweizer AG/MBG Energy

Webinar: Gründächer im Bestand richtig mit Photovoltaik kombinieren

Gründächer werden in immer mehr Städten und Gemeinden baurechtlich gefordert. Im Neubau ist die Dachbegrünung schon fast gang und gäbe. Das ist auch gut. Denn gerade in Städten schlägt der Klimawandel erbarmungslos zu. Gründächer sorgen für Abkühlung und nehmen jede Menge Feinstaub aus der städtischen Luft auf. Außerdem sorgen sie für mehr Biodiversität.

Doch gleichzeitig soll auch Photovoltaik aufs Dach. Die Hauseigentümer können mit cleveren Lösungen das eine tun, ohne das andere zu lassen. Denn längst gibt es Lösungen, um neue und bestehende Gründächer mit der Photovoltaik zu vereinen. Doch wie wird ein Gründach mit einer Photovoltaikanlage richtig kombiniert? Was können Hauseigentümer tun, um eine Photovoltaikanlage auf einem bestehenden Gründach zu errichten?

Diese und weitere Fragen haben unsere Referenten von der Ernst Schweizer AG und von den Gründachspezialisten der MBG Energy GmbH im gemeinsamen Webinar mit photovoltaik erklärt. Dabei ging es auch darum, wie eine Photovoltaikanlage auf einem bestehenden Gründach gebaut wird. Worauf ist bei der Planung zu achten? Wie wird die Photovoltaikanlage auch mit Blick auf die Pflege und Wartung des Gründaches ausgeführt? Wer nicht dabei sein konnte, kann sich das Webinar als Aufzeichnung kostenlos anschauen:

Foto: Ernst Schweizer