Die Stimmung bei den Solarinstallateuren ist so gut wie lange nicht mehr. 2020 kratzte der Zubau an der Marke von fünf Gigawatt. Mehr als die Hälfte der Handwerksbetriebe erwarten in diesem Jahr, dass die Nachfrage so gut bleibt oder sogar anzieht, wie die Marktforscher von EuPD Research in einer Befragung erfahren haben.
Auf der Basis dieser Ergebnisse prognostizieren sie ein Marktwachstum im Jahr 2021 um 23 Prozent. „Wir verzeichnen in allen Bereichen einen deutlichen Anstieg der Nachfrage. Auch die ansonsten eher schwachen Monate Januar und Februar waren dieses Jahr verhältnismäßig stark“, berichtet Markus Ziegler, Geschäftsführer des Montagesystemherstellers T-Werk. Er bringt damit die Erfahrung aller Hersteller der Branche auf den Punkt.
Fachkräftemangel ausgleichen
Was eine erfreuliche Entwicklung für die Anbieter von Montagesystemen und auch für die Solarteure ist, wird aber auch zur Herausforderung. „Die Auftragsbücher der Installateure sind voll. Die Betriebe müssen mit der gleichen Zahl an Fachkräften immer mehr bauen. Deshalb geht der große Trend dahin, dass die Montagezeit weiter verkürzt wird und die Installation schneller gehen muss“, umreißt Melanie Wiggers eine der zentralen Anforderungen an die Montagesysteme.
Sie leitet die Entwicklungs- und Forschungsabteilung des Herstellers K2 Systems in Renningen. Inzwischen geht es bei der Installationsgeschwindigkeit nicht mehr nur um die Arbeitskosten. Die Beschleunigung ist auch notwendig, damit die Installateure die vielen Aufträge abarbeiten können.
Anregungen der Solarteure einarbeiten
K2 Systems hat darauf schon reagiert. Mit dem neuen Flachdachsystem Dome 6 könne die Installationszeit um 70 Prozent sinken. „Das haben uns die Installateure bestätigt“, sagt Matthias Rentschler, Produktmanager bei K2 Systems. Er verweist dazu auch auf eine Referenz. Auf dem Dach eines Milchbetriebs in Freiburg wurde eine Anlage mit einer Leistung von 472 Kilowatt installiert. „Das Montagesystem war innerhalb von 2,5 Tagen aufgebaut, hat uns der Installateur berichtet“, sagt Rentschler.
Solche Rückmeldungen sind für die Hersteller genauso wichtig wie die Herausforderungen, mit denen die Installateure auf den Dächern zu kämpfen haben. „Der Einfluss von Rückmeldungen unserer Kunden, deren Erfahrungen, Vorschläge und Empfehlungen sind seit jeher ein wichtiger Bestandteil unserer Entwicklungsarbeit“, betont Markus Ziegler von T-Werk.
Für SL Rack aus dem oberbayerischen Haag ist die Entwicklung des Dachhakens Vario SL Alu ein gutes Beispiel für die Einbeziehung der Rückmeldung der Installateure. „Seine Entwicklung beruht zum großen Teil auf den Erfahrungsberichten unserer Kunden, der Solarteure“, sagt Geschäftsführer Ludwig Schletter. „Deren Rückmeldung ist für uns essenziell wichtig und wird von unserer Seite aus überaus wertgeschätzt.“
Ständigen Kontakt zum Installateur halten
Auch die anderen Hersteller nehmen die Anregungen der Kunden an. Die Ernst Schweizer AG hat sogar ein Gremium aus Entwicklung, Vertrieb und Geschäftsleitung dafür gebildet. „Hier werden die Rückmeldungen von Kunden und aus dem allgemeinen Marktgeschehen alle zwei Wochen besprochen, strategisch bewertet und deren schelle Umsetzung geplant“, erklärt Marion Fiege, Verkaufsleiterin MSP Solarmontagesysteme bei Ernst Schweizer.
Das ist auch ein Weg, den Novotegra geht, die neu gebildete Montagesystemtochter von Baywa r.e. „Wir sind ständig in Kontakt mit unseren Installateuren und lassen deren Feedback in unsere Produkte miteinfließen“, betont Geschäftsführer Thomas Pfaff. „Bestes Beispiel hierfür sind unsere neuen Klemmen, die zusätzlich mit einem Pad ausgestattet wurden, damit sie für bessere Montagefreundlichkeit in der Schiene stehen bleiben.“
Alles unter einen Hut bringen
Pfaff nennt neben der schnellen Montage, der Flexibilität und den geringen Materialkosten noch die Qualität und Stabilität des Montagesystems. „Denn sowohl für unsere Kunden und deren Endkunden als auch für uns steht das Thema Sicherheit immer an erster Stelle“, sagt Pfaff. „Wenn man all diese Punkte noch mit einer smarten Lösung kombinieren kann, hat man doch einiges unter einen Hut gebracht.“ Er verweist dazu unter anderem auf die C-N-Schiene, die den Nuten- mit einem Kabelkanal kombiniert.
Mounting Systems geht sogar auf die Installateure zu und führt regelmäßig Kundenbefragungen und Workshops durch. Dadurch ist das Unternehmen in ständigem Austausch mit den Kunden und geht sicher, dass auch alle Rückmeldungen von den Installateuren berücksichtigt werden.
Die in den Befragungen und Workshops eingesammelten Anregungen werden dann direkt in die zuständigen Entwicklungsabteilungen weitergeleitet, wo die Ingenieure sie in die Produkte integrieren. Dabei geht es oft um Details, die geändert werden sollen. Doch auch umfangreichere Weiterentwicklungen können so zustande kommen.
Auf Montagefreundlichkeit geachtet
Auch Schletter nimmt die Anregungen der Installateure mit in die Entwicklungsabteilung in Kirchdorf/Haag. „In der Weiterentwicklung unserer Produktlinie Proline binden wir Kunden direkt ein und nehmen Wünsche und Anforderungen konsequent mit auf“, betont Florian Roos, Geschäftsführer von Schletter. Denn das neue Schrägdachsystem startet zunächst mit den wichtigsten Komponenten für das Ziegel- und das Trapezblechdach.
Schletter hat hier unter anderem auf Montagefreundlichkeit geachtet. So ist die Basisplatte des Dachhakens auf der Unterseite mit Querrippen versehen. Diese verhindern, dass sie verrutscht, während der Handwerker sie mit der einzigen Torxschraube, die notwendig ist, montiert. Der Haken selbst wird mit einem Klickmechanismus eingehängt, wobei er frei in der Querachse eingesetzt werden kann. Die Paneele befestigt der Handwerker auf der Montageschiene mit einer flexiblen Modulklemme, die alle Rahmenhöhen abdeckt.
Altec Metalltechnik aus dem thüringischen Schleiz kann mit seiner variablen Endklemme ebenfalls alle Rahmenhöhen abdecken. Denn die Klemmen gibt es in nur zwei Varianten, die sich ausschließlich in der Schraubenlänge unterscheiden. „Unsere Kunden legen Wert auf ein schlankes und leicht verständliches, sozusagen selbsterklärendes Produktportfolio“, fasst Verkaufs- und Marketingleiterin Katja Wisotzki die Anforderungen der Installateure zusammen.
Flexibilisiert hat auch Premium Mounting Technologies (PMT) das Flachdachsystem PMT Evo 2.0. Damit reagiert das Unternehmen auf die Veränderungen aus dem Modulmarkt, die die Hersteller ebenfalls im Blick haben müssen. „Ab April 2021 können wir bereits die Unterkonstruktionen für größere Module liefern“, kündigt Peter Graß an, der bei PMT als Geschäftsführer für die technischen Weiterentwicklungen zuständig ist.
Breitere Module installieren
Damit das aerodynamische Flachdachmontagesystem die neuen, breiteren und auch längeren Module sicher aufnimmt, haben die Ingenieure von PMT es optimiert und noch stärker flexibilisiert. „Die mögliche Modulbreite wächst von 1.050 Millimeter auf 1.300 Millimeter, die Länge von 2.005 auf 2.400 Millimeter“, sagt Graß. „Damit konnten wir die immer größer werdende Nachfrage nach breiten Modulen im Flachdachsegment gut und schnell umsetzen, ohne Einbußen bei der Aerodynamik zu verzeichnen.“
Auf die sich verändernden Modulformate reagieren natürlich auch die anderen Hersteller. K2 Systems hat schon ein zweites Schienenset im Portfolio, mit dem Module mit Kantenlängen von 2.390 mal 1.170 Millimetern verbaut werden können. Mit einer zweiten Verbindungsschiene und einer neuen Variante der Stütze können die Handwerker mit dem System von Ernst Schweizer sogar Module mit einer Breite von 1.205 Millimetern montieren.
Mit Service und Flexibilität punkten
Florian Roos von Schletter spricht neben den technischen Weiterentwicklungen aber noch einige sehr wichtige Punkte an. So sind eine kompetente technische Beratung sowie umfangreiche und hilfreiche Montageanleitungen und Produktinformationen essenziell für den Handwerker, um die Anforderungen der Kunden bestens bedienen zu können. „Neben der Einfachheit in der Montage sind auch die Geschwindigkeit und die Verfügbarkeit mit Blick auf die Lieferzeiten maßgebend“, ergänzt Marko Balen, Produktmanager bei Renusol. „Die Kunden wissen auch einen fundierten technischen Service zu schätzen, der ihnen bei der Lösungsfindung bei Projekten hilft.“
Der direkte Draht zum Kunden ist auch für EKV Nord essenziell. „Nach unserer Erfahrung zählen ein möglichst einfaches Handling, eine hohe Verfügbarkeit sowie ein marktfähiger Preis zu den Kriterien“, erklärt Maik Haring, Marketingleiter des Herstellers aus Nordhorn. „Auch Flexibilität ist ein wichtiger Punkt. Wir haben unsere Produktion im Haus: So können wir auch schnell Sonderwünsche realisieren. Außerdem liefern wir unsere Komponenten zum großen Teil vormontiert, sodass auf den Baustellen relativ schnell das Montieren der Module erfolgen kann.“
Software weiterentwickelt
Dazu kommt noch eine professionelle und intelligente Planungssoftware, die auf der Basis der Kundenrückmeldungen immer weiterentwickelt wird. „Unser Planungstool beinhaltet mittlerweile neben einer einfachen Planung auf dem weißen Blatt Papier auch eine Planung direkt über Google Maps auf dem konkreten Hausdach“, sagt Florian Roos von Schletter. „Auch unsere Dokumentationssoftware erweitern wir stets mit den wichtigsten Neuerungen und priorisierten Systemen. Vor allem die Ausweitung der Dokumentationen in verschiedenen Sprachen steht hier im Vordergrund.“
Renusol arbeitet ebenfalls an der Weiterentwicklung der eigenen Planungssoftware. Ein wichtiger Schritt dabei ist die Schaffung von Schnittstellen zu Auslegungsprogrammen der Wechselrichterhersteller. So kann der Handwerker die Daten vom Dach, die er in die Planungssoftware von Renusol eingibt, auch gleich im Auslegungstool des Wechselrichterherstellers nutzen. Den gleichen Weg geht K2 Systems schon länger. Das Unternehmen hat inzwischen neben Solaredge auch die Auslegungstools von Fronius, Kostal, SMA und Goodwe an das K2 Base angebunden. Die neueste Anbindung führt den Handwerker zur Design- und Simulationssoftware Archelios Pro von Trace Software. Dort kann er mit den Daten aus dem Base gleich die Ertragsprognose errechnen.
Sifatec
Patentierte Absturzsicherung
Die Installation von Flachdachanlagen bedarf nicht nur einer guten Planung, sondern auch einer zuverlässigen Absturzsicherung für die Handwerker auf dem Dach. Dafür hat Sifatec aus Bengel im Rheinland ein System entwickelt, mit dem die Geländer zur Absturzsicherung an der Dachkante eingehängt werden.
Dazu bringen die Handwerker von Sifatec vor Beginn der Installationsarbeiten am Dachrand eine Halteplatte an. In diese hängen sie das Geländer ein. Wenn die Solaranlage fertig ist, hängen die Mitarbeiter von Sifatec das Geländer wieder aus. Die Halteplatte bleibt am Dachrand befestigt. Das erleichtert bei der Wartung die abermalige Installation des Geländers. Und es spart die aufwendige und teure Volleinrüstung des Gebäudes. Wenn die Anbringung der Halteplatte nicht möglich ist, hat Sifatec auch sogenannte aufgeständerte Systeme im Portfolio. Diese werden auf dem Dach aufgebaut, ohne dass Eingriffe am Dachrand vorgenommen werden müssen.
Kurz nachgefragt
„Praxistauglichkeit ist unsere Leitlinie“
Wie entwickelt sich die Nachfrage nach Montagesystemen für Schräg- und Flachdächer?
Bernhard Thiesbrummel: Im Vergleich zum Vorjahr werden unsere Montagesysteme mehr nachgefragt. Vor allem der Einfamilienhausbereich entwickelte sich sehr dynamisch und nachdem in diesem Jahr der Schnee geschmolzen war, haben wir noch einmal eine signifikante Steigerung bei unserem Ziegeldachsystem verzeichnet. Aber auch im gewerblichen Bereich gibt es hohen Bedarf an unserem aerodynamischen System Leichtmount Rail für Flachdachprojekte.
Worauf legen die Installateure Wert, wenn sie sich für ein Montagesystem entscheiden?
Einfach, schnell und zuverlässig sind die wesentlichen Stichworte für die Entscheidungskriterien unserer Kunden. Das betrifft aber nicht nur die technischen Lösungen, sondern auch die Beratung, das Planungstool und die Logistik. In vielen Fällen ist es aber sicher erst einmal eine unserer Systemlösungen, die zur Entscheidung für S-Flex führt. Zum Beispiel für einen unserer Topseller für Metalldächer, unsere Hochsickenschiene. Sie bietet dem Installateur eine ganze Reihe von Vorteilen: angefangen bei der sehr schnellen Montage mit Nieten über günstige Lieferkosten bis hin zur guten Lagerfähigkeit. Für eine langfristige Zusammenarbeit braucht es dann allerdings die ganze Palette guter Serviceleistungen, damit wir unsere Kunden zufriedenstellen.
Wie setzen Sie das um?
Praxistauglichkeit ist unsere Leitlinie. Das bedeutet, wir nutzen den täglichen Austausch mit unseren Kunden beispielsweise für die Verbesserung unserer Prozesse in der Beratung oder für die Vereinfachung unseres Planungstools – das ist sehr wertvoll für uns und gibt uns die Möglichkeit, für unsere Kunden immer leistungsfähiger zu werden. Dies gilt aber natürlich auch für die Weiterentwicklung unserer Gestellsysteme. Bei S-Flex ist es uns wichtig, dem Installateur nicht nur durchdachte Standardsysteme anzubieten. Wir verstehen uns auch als Partner für unsere Kunden, der Lösungen für spezielle Anforderungen entwickelt.
Welche speziellen Anforderungen sind das?
Wir waren kürzlich vor die Herausforderung gestellt, die Realisierung von Photovoltaikanlagen auf Plattenbauten zu ermöglichen. Im Zuge der Wohnungsnot in Deutschland bietet diese standardisierte Bauweise eine Modernisierung mit individuellen Konzepten für bezahlbaren Wohnraum, und dazu gehört heute natürlich auch die Versorgung mit erneuerbarer Energie. Problem dabei sind die extrem geringen Anbindungsmöglichkeiten, die die Verwendung von Standardsystemen verhindern. Unsere Ingenieure haben dafür einen neuartigen Spaltanker entwickelt, der zwischen den Betonplatten des Daches positioniert wird und in der Lage ist, die auftretenden Kräfte abzutragen, die auf die Photovoltaikanlage wirken.
Welche weiteren Neuentwicklungen bringen Sie in diesem Jahr auf den Markt?
Im Aufdachbereich ist unser Portfolio schon sehr breit, sodass wir unseren Kunden für fast jedes ihrer Projekte eine Lösung anbieten können. Für das Segment Einfamilienhäuser sehen wir einen ungebrochenen Zubautrend mit steigendem Wunsch nach einem ästhetischeren Erscheinungsbild. Dafür entwickeln wir aktuell ein Einlegsystem mit innovativen Besonderheiten. Wir planen, es im dritten Quartal dieses Jahres vorzustellen.
Was treibt die Weiterentwicklungen an?
Es ist unsere Aufgabe, dafür zu sorgen, dass unsere Produktpalette immer frisch bleibt. Hier geht es vielleicht nicht um die großen Innovationen. Wenn wir zum Beispiel die Lochabstände in der Grundplatte eines Dachhakens verändern, ist das nicht immer sofort ersichtlich, bietet unseren Installateuren aber trotzdem deutliche Vorteile bei der Montage. Die Entwicklung der Produkte wird in den nächsten zwei bis drei Jahren noch so an Dynamik gewinnen, wie es lange nicht mehr der Fall war.
Das Interview führte Sven Ullrich.