Erneut haben die Franzosen gewählt, erneut hat Emmanuel Macron den Auftrag der Wähler bekommen. Er soll – und muss – Frankreich modernisieren. Im Parlament stützt sich der junge Monsieur Le President nun auf eine satte Mehrheit, kann durchregieren. Doch nur mit erneuerbaren Energien kann er das erhoffte Jobwunder herbeizaubern.
Politisch gesehen war Macrons Aufstieg ein Erdrutsch. Er hat gezeigt, dass eine charismatische Persönlichkeit den Rechten – und den Linken – durchaus das Wasser abgraben kann. Die Kommunisten haben ihn unterstützt, die Sozialisten bekämpft. Es hat sich gezeigt, dass die Zeit der alten politischen Schemata abgelaufen ist. Eine moderne Welt braucht grüne, linke und konservative Elemente gleichermaßen.
Doch jetzt muss Macron Nägel mit Köpfen machen. Jetzt ist er dazu verdammt, seinen Job gut zu erledigen. Er muss Ergebnisse liefern. Den Marsch durch die Institutionen hat er bewältigt – en marche! Nun muss er die ganze Gesellschaft in Bewegung bringen, notfalls gegen den Protest auf der Straße – gegen die Gewerkschaften, gegen die alten Strukturen und Privilegien, gegen die Defätisten, die es ja vorher besser gewusst haben: Auch dieser Präsident kriegt die einstmals stolze Grande Nation nicht wieder auf die Beine.
Versagt Macron, könnte die französische Gesellschaft noch stärker als zuvor von Flügelkämpfen der Rechten und Linken zerrissen werden, würden Hoffnung und Aufbruch in Resignation und Frust umschlagen. So gesehen, sind die alten Kräfte nur vorläufig geschwächt. Sie liegen auf der Lauer, warten auf ihre Stunde: Konservative, Kommunisten, Sozialisten und Front National. In Frankreich sind die Beharrungskräfte mindestens ebenso groß wie bei uns. (HS)