Der Schweizer Kanton Zug hat ein neues Solarkataster. Damit können die Hauseigentümer das Potenzial ihres Gebäudes zur Nutzung von Solarenergie abschätzen. Der Kanton will mit dem Solarkataster die Nutzung von Sonnenenergie weiter voranbringen.
Der Kanton Zug in der Schweiz hat ein Solarkataster, mit dem jeder Hausbesitzer das Potenzial seines Gebäudes zur Nutzung von Solarenergie grob abschätzen kann. Die Baudirektion des Kantons hat das Kataster jetzt freigeschaltet. Das Solarkataster liefert einen ersten Hinweis auf die Eignung einer Dachfläche zur Installation einer Photovoltaikanlage. „Das Solarkataster soll Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer dazu motivieren, sich mit den Chancen der Sonnenenergie vertieft auseinanderzusetzen“, sagt Heinz Tännler, Baudirektor des Kantons Zug. „Die Beratung durch eine Fachperson kann es aber keinesfalls ersetzen“, betont er.
Aktuelle Daten integriert
Im Solarkataster sind die Gebäude in allen elf Einwohnergemeinden des Kantons abrufbar. Das kantonale Kataster basiert auf den Erfahrungen der Stadt Zug, für die bereits ein Solarkataster existiert. Neben den Daten für die Sonneneinstrahlung liegt dem Solarkataster ein hochpräzises und vor allem aktuelles digitales Geländemodell zugrunde. Anders als bei vergleichbaren Katastern, deren Geländedaten teilweise schon einige Jahre alt sind, wurde das Modell für das kantonale Solarkataster erst im Frühjahr dieses Jahres erstellt. Aus diesen Daten ergeben sich die verschieden eingefärbten Dachflächen, die das Nutzungspotenzial anzeigen. Die am besten geeigneten Dächer erscheinen in roter Farbe. Dort ist die Sonneneinstrahlung sehr hoch. Das sind immerhin etwa 20 Prozent der gesamten Dachflächen im Kanton. Die Hälfte aller Dachflächen des Kantons sind mit hoher Sonneneinstrahlung gesegnet. Diese sind orange gefärbt. Gelb eingefärbte Dächer erhalten nur mäßige und blaue Dachflächen geringe Sonneneinstrahlung. „Aber auch Dachflächen mit ‚nur‘ hoher oder eventuell sogar mäßiger Sonneneinstrahlung können geeignet sein“, betont das Amt für Umweltschutz des Kantons Zug. „Das gilt insbesondere für Flachdächer. Diese sind für die Nutzung von Sonnenenergie geradezu prädestiniert.“ Außerdem gibt es davon auch sehr viele im Kanton. Immerhin 43 Prozent aller Dachflächen im Kanton Zug sind Flachdächer. Im Solarkataster präsentieren sich diese Dachflächen allerdings meist nur in Orange, also mit hoher aber nicht mit der höchsten Sonneneinstrahlung. Allerdings haben diese Dachflächen einen entscheidenden Vorteil gegenüber den Schrägdächern: Die Anlagen können in verschiedene Himmelsrichtungen ausgerichtet werden. Längst sind die Zeiten vorbei, das Photovoltaikanlagen in einem steilen Winkel ausschließlich nach Süden aufgeständert wurden. Inzwischen setzen sich die Systeme mit Ost-West-Ausrichtung immer mehr durch. Dadurch werden die Energieerträge über einen längeren Zeitraum auf den ganzen Tag verteilt. Diese Systeme reduzieren die für Solarstrom bisher übliche Mittagsspitze.
Potenziellen Ertrag berechnen
Aus den Daten für die Sonneneinstrahlung ermittelt das Solarkataster auch einen potenziellen Ertrag. Dazu haben die Entwickler des Katasters den aktuellen Stand der technologischen Entwicklung einbezogen. Insgesamt geht das Solarkataster bei seiner Berechnung von einem Wirkungsgrad der Anlagen von 12,75 Prozent aus. Dieser relativ geringe Wirkungsgrad ergibt sich aus der Mittlung der Effizienzen der unterschiedlichen Zelltechnologien abzüglich systematischer Verluste durch die Umwandlung von Gleich- in Wechselstrom oder durch die Temperaturabhängigkeit des Modulwirkungsgrades. Insgesamt gehen die Entwickler des Katasters von einem Systemwirkungsgrad von 85 Prozent aus. Schon aufgrund dieser sehr groben Schätzung wird klar, dass die Solaranlage auf keinen Fall ohne vorherige eingehende Beratung durch den Fachmann vorgenommen werden sollte. Ein weiterer Grund sind die strengen baurechtlichen Grundlagen für die Anordnung und Gestaltung einer Solaranlage außerhalb von Bauzonen, die der Fachmann besser kennt und auch umsetzen kann.
Voraussetzungen sind gut
Bisher nutzen die Bewohner des Kantons Zug erneuerbare Energien noch viel zu wenig. Doch sind die Voraussetzungen dafür durchaus gut. Das größte Potenzial hat dabei die Solarenergie. Immerhin ein Drittel des gesamten Strombedarfs im Kanton könnte durch Photovoltaik gedeckt werden, wie die Entwickler des Solarkatasters errechnet haben. Sie gehen davon aus, dass das Ertragspotenzial für Schrägdächer bei 2.768 Gigawattstunden pro Jahr liegt. Für Flachdächer errechnen sie ein Ertragspotenzial von 2.186 Gigawattstunden pro Jahr. Bisher deckt der Kanton aber nur 0,5 Prozent seines Strombedarfs mit der Sonnenenergie ab. „Der Kanton Zug will diesen Anteil erhöhen Dazu braucht es auch Information. Das Solarkataster leistet hier einen Beitrag“, erklärt Baudirektor Heinz Tännler. (Sven Ullrich)