Dynamische Stromtarife schaffen einen Anreiz für Haushalte, ihren Stromverbrauch in günstige und grüne Stunden zu verlagern, sodass sie nicht nur Geld sparen, sondern auch die Umwelt schonen und das Energiesystem entlasten. Seit Beginn dieses Jahres sind Energieversorgungsunternehmen in Deutschland nach Paragraph 41a EnWG zur Einführung dynamischer Stromtarife verpflichtet. Dies ist bereits seit der Novelle des Energiewirtschaftsgesetzes im Sommer 2021 bekannt. Dennoch zeigt unsere Erfahrung des Unternehmens Exnaton, dass viele Energieversorger erst im Sommer 2024 begonnen haben, sich ernsthaft mit der Umsetzung zu befassen.
Technische Umsetzung zu komplex?
Dynamische Stromtarife gemäß §41a EnWG sind unmittelbar an die aktuellen Marktbedingungen gekoppelt und spiegeln kontinuierlich Angebot und Nachfrage wider. Ziel ist es, Preisanreize so zu setzen, dass Strom dann günstig ist, wenn er dank erneuerbarer Energien reichlich vorhanden ist. Der einzelne Haushalt kann also durch einen gezielten Stromverbrauch die eigene Stromrechnung um einige Hundert Euro senken.
Verbraucherschützer erklären dynamische Stromtarife
Während bei herkömmlichen Tarifen lediglich ein Fixpreis mit dem Gesamtverbrauch des Jahres multipliziert wird, verlangen dynamische Tarife eine feingranulare Verbrauchserfassung in 15-Minuten-Intervallen. Pro Haushalt entstehen also statt einer einzigen jährlichen Ablesung des Stromzählers rund 35.000 Verbrauchsdatenpunkte pro Jahr, die erfasst und abgerechnet werden müssen – eine gewaltige technische Umstellung, der bestehende ERP-Planungsysteme nicht gewachsen sind.
Es braucht mehr Aufklärung für den Erfolg
Und das eigentliche Problem liege sogar noch tiefer, denn so mancher ERP-Anbieter rät Energieversorgern, dynamische Tarife als wirtschaftlich unzumutbar einzustufen, sagt Exnaton-Chefin Liliane Ableitner. Eine transparente Visualisierung allein reicht nicht aus, um Verbraucher zu überzeugen. Laut Umfragen steigt das Interesse an dynamischen Stromtarifen zwar, doch gleichzeitig offenbaren sich gravierende Wissenslücken. Viele Verbraucher sind mit der Funktionsweise und den Vorteilen dynamischer Tarife kaum vertraut.
Smart Meter keine Voraussetzung für dynamischen Tarif
Während Deutschland bei den erneuerbaren Energien fortschrittlich unterwegs ist, ist es beim Smart-Meter-Rollout absolutes Schlusslicht in Europa. Um die erwähnten Verbrauchsdatenpunkte für die Abrechnung der dynamischen Stromtarife zu erfassen, sind intelligente Messsysteme nötig. Bisher verfügen jedoch nur wenige Haushalte über diese Technologie. Aber auch ohne intelligentes Messsystem können Energieversorgungsunternehmen diese über Standardlastprofile (SLP) als Übergangslösung anbieten, bis Smart Meter flächendeckend installiert sind.
Solarwatt präsentiert zukünftige Strategie des Unternehmens und neues Komplettsystem
Die Herausforderungen seien bekannt, meint Ableitner: „Technische Hürden, personelle Engpässe und ein stockender Smart-Meter-Rollout.“ Doch mit Softwarelösungen und strategischem Handeln könnten diese Hindernisse überwunden werden. „Denn dynamische Tarife sind weit mehr als eine regulatorische Pflicht und bilden den Schlüssel zu einem modernen, nachhaltigen Energiesystem.“ (nhp)
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