G roko in Wien, Groko in Berlin. Doch damit hören die Gemeinsamkeiten zwischen Deutschland und Österreich auch schon auf. Während das Bundeskabinett an der Spree alles daran setzt, um Deutschlands Erfolgstechnologie zu torpedieren, geben sich die Politiker im Alpenvorland und an der Donau selbstbewusst: „Wir wollen bei der Entwicklung vorne sein und nicht mehr hinterherhinken“, sagt Joseph Schwaiger, Landeshauptmann von Salzburg. Auf der Renexpo im vergangenen Herbst stärkte er der österreichischen Solarbranche demonstrativ den Rücken.
Schwaiger, ein Quereinsteiger, ist erst seit Kurzem in der Politik. Vielleicht liegt es daran, dass er die Chancen der Photovoltaik klarer sieht als mancher Parteifunktionär. „Vor wenigen Jahren war die Photovoltaik noch eine Sache der Tüftler und Bastler“, sagt Schwaiger. „Mittlerweile ist es beinahe normal geworden, Generatoren auf den Dächern zu installieren. Bei den Erzeugungskosten hat es eine rasante Abwärtsentwicklung gegeben.“ Ab März wird das Bundesland Salzburg 50 Pilotprojekte mit Stromspeichern fördern, „um die intelligente Verteilung des Stroms in kleinen Netzen zu entwickeln“. Wohlgemerkt: Der Mann spricht von Österreich, nicht von Deutschland. Im vergangenen Jahr hat das Alpenland einen neuen Zubaurekord erreicht. Die installierte Solarstromleistung stieg binnen Jahresfrist um gut zwei Drittel. Inzwischen speisen Solargeneratoren mit einer Gesamtleistung von 613 Megawatt ins Netz ein. Im vergangenen Jahr waren Anlagen mit einer Gesamtleistung von 363 Megawatt installiert. „Mit der 2013 in Österreich installierten Photovoltaikleistung werden mehr als 0,95 Prozent des österreichischen Stromverbrauchs durch Sonnenstrom gedeckt“, sagt Hans Kronberger, Präsident des Bundesverbandes Photovoltaic Austria. „Das Ziel, im Jahr 2020 acht Prozent des österreichischen Strombedarfs zu decken, ist mehr als in Reichweite.“
Kein EEG, aber viele Fördertöpfe
Einen Grund für den üppigen Zubau sieht der Branchenverband in der Förderung, auch wenn es in Österreich kein Fördergesetz nach dem Vorbild des deutschen EEG gibt. Die verschiedenen Fördertöpfe treiben den Markt. Allein die Abwicklungsstelle für Ökostrom (Oemag) förderte 2013 Anlagen mit einer Gesamtleistung von 150 Megawatt. Weitere 64 Megawatt wurden durch Investitionszuschüsse aus dem Klima- und Energiefonds gefördert. Der Bau von weiteren 45 Megawatt wurde durch Förderinstrumente der Bundesländer unterstützt. „Auch der Anteil jener Photovoltaikanlagen, die ohne Förderung errichtet werden, steigt zunehmend“, meint Hans Kronberger. Sie erreichten einen Anteil von zehn Megawatt.
Allerdings bietet nicht allein die Förderung einen Anreiz, in Solarstrom zu investieren. Denn die Höhe der Zuschüsse hat rapide abgenommen. So bekamen 2012 die Hausbesitzer, die Photovoltaik installierten, aus dem Klima- und Energiefonds 600 Euro pro Kilowatt ausgezahlt. 2013 waren es noch 300 Euro.
Netzparität fast erreicht
Warum sich die Förderung kaum auf den Zubau auswirkt, hat einen eindeutigen Grund: Die Kosten für die Generatoren sind schnell und rapide gesunken. „Das Zauberwort hier heißt Planbarkeit und dadurch Sicherheit“, analysiert Kronberger. „Eine gesicherte Förderzusage – erst dann, wenn auch ein konkreter Auftrag vorliegt – kommt beim Kunden besser an als die Förderhöhe an sich.“ So wurde entschieden, nicht ausgeschöpfte Mittel aus 2013 in dieses Jahr zu übertragen. „Gerade im und für den Gewerbebereich war diese Änderung der Investitionsförderung des Klima- und Energiefonds ein voller Erfolg“, urteilt Josef Witke, Bundesinnungsmeister der Elektro- und Gebäudetechniker. „Diese Kontinuität und Planbarkeit ist für das Gewerbe auch 2014 extrem wichtig.“
Fakt ist: Auch in Österreich steht die Photovoltaik an der Schwelle zur Netzparität. 2012 kostete das Kilowatt Photovoltaikleistung in Österreich rund 1.600 Euro, bis 2030 werden die Preise auf unter 1.000 Euro sinken. Das prophezeit Georg Lettner, Forscher an der Technischen Universität in Wien. Er arbeitet im Projekt „PV Parity“, das seit 2011 läuft. „In diesem Jahr oder spätestens 2015 werden wir in Österreich die Grid Parity bei Privatkunden erreichen“, sagt er. „Dann wird der Markt ohne zusätzliche Förderung laufen. Im Gewerbe wird die Schwelle 2016 erreicht.“
Chancen für deutsche Installateure
Weil Österreich und Deutschland im gemeinsamen Währungsraum und im gemeinsamen Wirtschaftsraum der Europäischen Union verbunden sind, dürften die Preise in Österreich in diesem Jahr schneller fallen als prophezeit. Der beabsichtigte Kahlschlag in der deutschen Förderung wird viele grenznahe Installateure und die deutsche Industrie über die südliche Grenze drängen.
Ein Beispiel ist Fenecon aus Deggendorf. Die Firma hat sich auf intelligente Speichersysteme mit Lithium-Ionen-Zellen von BYD aus China spezialisiert. „Wir haben in Österreich schon zwei Batteriesysteme verbaut, in der Nähe der Grenze“, bestätigt Franz-Josef Feilmeier, Geschäftsführer des Unternehmens. „Das hat ein Installateur installiert, der unser Partner ist. Die Netzeinspeisung ist in Österreich sehr teuer, ob der Antrag genehmigt wird obendrein riskant. Also bauen wir Anlagen ohne Einspeisung. Dafür braucht man natürlich eine Batterie.“ Ein anderes Beispiel ist das neue Solarkraftwerk auf den Dächern des Briefzentrums Wien-Liesing der österreichischen Post. Die Anlage leistet 882 Kilowatt, seit Anfang November 2013 ist sie in Betrieb. Umgesetzt wurde das 1,3-Millionen-Euro-Projekt vom nordhessischen Installateur Solartechnik Stiens. In nur vier Monaten waren die Module aufgestellt, verkabelt und angeschlossen. Mehr als 3.500 Solarpaneele, 42 Wechselrichter von SMA und über 30 Kilometer Solarkabel wurden installiert. Beteiligt waren neben den Projektleitern Johann Weiß und Sascha Weidner von Solartechnik Stiens auch die Partnerbetriebe Eichsfeldsolar und Elektro-Weihs.
Der Sonnenstrom soll 100 Elektroautos treiben. Das Projekt wird aus dem Klima- und Energiefonds unterstützt. Stiens ist seit September 2013 mit einem Solarzentrum in der Alpenrepublik vertreten und hat seitdem rund 1,9 Megawatt Leistung umgesetzt. Zeitgleich zum Projekt bei der österreichischen Post wurde zudem ein zweites Großprojekt realisiert: Eine Anlage in der Stadt Tulln, etwa 60 Kilometer nordwestlich von Wien, liefert sauberen Sonnenstrom. Der Generator leistet 840 Kilowatt und versorgt unter anderem das Tullner Messezentrum.
In diesem Jahr dürfte der österreichische Markt weiter wachsen und sich technologisch enger an den deutschen Markt schmiegen. Energiemanagement und Eigenverbrauch sind die wichtigsten Themen, auch in der gewerblichen Anwendung.
Im Überblick
Bundesweite Tarife (5 bis 350 Kilowatt)
Die Höhe der Einspeisetarife wird jährlich per Verordnung (Ökostromverordnung) geregelt. Nach Vertragsabschluss gelten die Tarife für 13 Jahre. Pro Jahr steht für die Photovoltaik ein Förderbudget von acht Millionen Euro zur Verfügung. Gefördert werden nur Anlagen zwischen 5 und 350 Kilowatt.
Fördertarife 2014:
- An oder auf einem Gebäude: 12,5 Cent/kWh plus Zuschuss von 30 Prozent der Investitionskosten mit maximal 200 Euro/kW,
- Anlagen auf Freiflächen: 10 Cent/kWh, bis maximal 350 Kilowatt,
- gebäudeintegrierte Photovoltaik (bis 20 Kilowatt) wird mit 18 Cent/kWh gefördert, solange das Budget ausreicht.
Förderanträge werden ausschließlich über die Homepage (Login-Button) des Oemag eingebracht. Die Antragstellung via Fax, Post oder E-Mail ist nicht möglich. Die Antragstellung erfolgt ab 2014 grundsätzlich in zwei Schritten. Als ersten Schritt lösen Sie ein sogenanntes Ticket, um die grundlegenden Daten einzugeben. Dieser Schritt ist für die anschließende Reihung im Kontingent entscheidend. Frühestens 18 Stunden nach der Eingabe des Tickets kann der Förderantrag vervollständigt werden. Für diesen zweiten Schritt haben Sie 168 Stunden Zeit (sieben Tage). Sofern die Daten innerhalb dieser Frist nicht vervollständigt werden, ist der Antrag ungültig und fällt aus der Reihung. Es müsste somit wieder ein ganz neues Ticket erfasst werden.