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Jede Sekunde zählt

Sie kommen nachts, wenn es dunkel ist und die Wahrscheinlichkeit, dass es jemand sieht, gegen null geht. Zwar sind Module inzwischen billig geworden. Doch immer noch sind Diebe unterwegs und stehlen sie vor allem aus Solarparks. Dachanlagen sind zwar weniger betroffen, doch bei günstiger Gelegenheit machen die Diebe auch vor ihnen nicht halt. Da muss guter Rat aber nicht teuer sein.

Hoher Aufwand vonnöten

Teilweise ist der Aufwand, der betrieben wird, um Diebe abzuhalten, nicht unerheblich. Zäune, Videoüberwachung, Alarmmeldesysteme, deren Aufschaltung auf eine Einsatzzentrale des Wachschutzes – die Varianten sind vielfältig und haben alle ein Problem: Sie gehen ins Geld. Die Summen, die ausgegeben werden, können bei diesen Anlagen in prozentualen Anteilen der Gesamtinvestition beziffert werden.

Und das für einen Fall, der vielleicht nie eintritt oder nur eintritt, wenn der Betreiber die Summe in den Anlagenschutz nicht investiert. Je kleiner die Anlage wird, desto größer wird auch der Anteil des Betrages, der in Sicherheitsmaßnahmen investiert werden muss. Für Betreiber kleiner Anlagen ist diese Summe im Vergleich zu den Anlagenkosten inzwischen so hoch, dass sie kaum noch wirtschaftlich ist.

Nur unter Mühen abmontieren

Die Idee dabei ist, den Dieb auf dem Weg zum Objekt der Begierde aufzuhalten oder zumindest zu beobachten. Niemand soll sich unbemerkt der Anlage nähern. Denn in dem Moment, wo die Diebe entdeckt werden, beginnt die Uhr zu ticken. Bis ein Streifenwagen des Wachschutzes oder gar der Polizei vor Ort ist, müssen sie wieder weg sein und das mit möglichst üppiger Beute.

Denn auch für die Diebe ist es mit erheblichem Aufwand verbunden, die Solaranlagen auszuspähen, die Sicherheitsvorkehrungen zu erkunden und eine üppige Logistik auf die Beine zu stellen. Schon deshalb wird niemand sich an einer Solaranlage zu schaffen machen, um nur ein oder zwei Module zu stehlen.

Wenn die Diebe sich einmal an die Anlage herangepirscht haben, kann der Betreiber ihnen aber noch eine spezielle Hürde bereitstellen: mechanische Sicherungen. Seit Jahren bieten verschiedene Hersteller von Montagesystemen unterschiedliche Lösungen an, bei denen Diebe zwar an die Anlagenteile herankommen, diese aber nur unter vielen Mühen abmontieren können. „Diese Lösungen werden den Diebstahl nicht verhindern, sie können ihn aber deutlich erschweren“, erklärt Marco Stuckenberger von Schletter. Der Gestellhersteller im oberbayerischen Kirchdorf hat ein Gerät entwickelt, mit dem der Monteur sehr schnell Innensechskant- oder Torxschrauben mit Stahlkugeln verschließen kann. Das Gerät besteht aus einem Schlagstößel und einem Vorratsbehälter für die Kugeln. Der Schlagstößel ist auf der Unterseite mit einem Dorn versehen, der in den Kanal des Vorratsbehälters eingeschoben wird.

Vorsichtig Kugeln einschlagen

Zum Befüllen muss der Monteur nur den Schlagstößel herausziehen. Er lässt maximal zwölf Kugeln in den Vorratsbehälter gleiten und wenn alle Kugeln in die Vertiefung gerollt sind, schiebt er den Sporn des Schlagstößels in den Kanal. Jetzt kann er das Secufix – so der Name des kleinen Helfers – auf die Schraube setzen. Mit einem Hammer schlägt er nicht allzu hart auf den Stößel. Es sollte aber ein Kunststoffhammer sein. Denn aus Gewichtsgründen hat Schletter das Secufix teilweise aus Aluminium gefertigt. Schläge mit einem schweren und harten Eisenhammer hält das Gerät auf Dauer nicht aus.

Der Dorn am Schlagstößel drückt die erste Kugel in die Vertiefung des Schraubenkopfes. Diese ist jetzt fest verschlossen. Selbst wenn der Dieb mit dem richtigen Werkzeug kommt, scheitert er an diesen Kugeln. Allerdings muss der Monteur das Werkzeug möglichst vorsichtig handhaben, sonst werden die Kugeln aus dem Vorratsbehälter herausgedrückt. Schletter liefert auch die Stahlkugeln in der richtigen Größe mit. Im Sortiment sind Kugeln für M8-Innensechskant- und Torxschrauben.

Der Monteur muss bei der Bestellung in Kirchdorf nur angeben, welche Schrauben er verbaut hat. „Wenn die Module komplett montiert sind und sicher ist, dass nichts mehr verschoben werden muss, geht ein Monteur durch die Modulreihen und schlägt in jede Schraube eine Kugel ein“, erklärt Stuckenberger, wie die Installateure in der Regel vorgehen.

Mit dem Secufix behebt der Monteur gleich zwei Probleme. Denn zum einen ist er damit schneller, als wenn er die Kugeln einzeln auf die Vertiefung legen und mit einem Hammer einschlagen würde. Zum anderen bringt er die Kraft, mit der er die Kugeln einschlägt, senkrecht auf die Unterkonstruktion. Damit verhindert er, dass die Module durch Erschütterungen beim Einschlagen beschädigt werden. Die Kraft geht in die Modulstrebe.

Denn dies ist eines der größten Probleme. „Wenn die Kugeln eingeschlagen werden und der Installateur nicht genau aufpasst, wo er hinschlägt, kann er den Modulrahmen treffen“, warnt Thomas Große Böckmann, Geschäftsführer des Photovoltaikdienstleisters Seag mit Sitz in Frankfurt am Main. Das Unternehmen hat mehr als 100 Megawatt Anlagenleistung in seinem Portfolio. Es hat sich auf den technischen Betrieb der Anlagen spezialisiert, und die Mitarbeiter haben schon einige Erfahrungen mit falsch oder nachlässig eingeschlagenen Metallkugeln in die Schraubenköpfe gemacht. „Wenn der Schlag danebengeht und der Monteur den Modulrahmen trifft, kann es zu unsichtbaren Mikrorissen in den Zellen kommen“, erklärt Große Böckmann.

Die Variante mit dem Flüssigmetall

Seag hat eine andere Variante versucht. „Wir haben eine Zeitlang Stahlkugeln mit Zweikomponentenkleber in die Schraubenköpfe geklebt“, sagt Thomas Große Böckmann. „Dann kann der Dieb nicht mehr so einfach mit dem Inbusschlüssel in den Kopf rein und die Schraube lösen, sondern er muss erst einmal mühevoll den Kleber entfernen, damit er die Kugel herausbekommt.“ Das Problem dabei ist, dass der Monteur darauf achten muss, dass die Kugel auch richtig im Schraubenkopf sitzt und der Kleber durch Witterungseinflüsse nicht weggewaschen wird und die Kugel herausfällt.

Deshalb setzt der Kölner Hersteller von Montagesystemen Renusol auf sogenanntes Flüssigmetall. Dabei handelt es sich um eine Dispersion aus Metall- oder Keramikpulver und Epoxidharzen. Der Monteur drückt einfach das Flüssigmetall in die Vertiefung des Schraubenkopfes. Nach vier Stunden ist es ausgehärtet.

Diese beiden Varianten sind preiswert, und die Montage geht relativ schnell. Das rächt sich aber, wenn Probleme auftauchen. Denn was für die Diebe schwer zu entfernen ist, mit dem hat auch das Unternehmen zu kämpfen, das die Wartung und die Reparatur der Anlage übernimmt. Denn sind Module defekt und müssen ausgetauscht werden, ist der Aufwand für den Dienstleister genauso hoch wie für den Dieb.

Sind die Schraubenköpfe erst einmal fest verschlossen, haben beide nur noch die Möglichkeit, mit einem Winkelschleifer in die Schraubenköpfe Schlitze zu flexen. Dann können sie mit einem großen Schraubenzieher die Schraube lösen. Für die Diebe erhöht dies das Risiko, entdeckt zu werden, zumal ein Winkelschleifer viel Krach macht. Für die Dienstleister erhöht sich hier der Aufwand, das Modul zu tauschen. Die Kosten trägt dann der Anlagenbetreiber.

Vorsicht beim Flexen

Diese Kosten können hoch sein. Denn üblicherweise dauert es etwa ein halbe Minute, die Schraube zu lösen. Ist sie gesichert und der Handwerker muss erst einen Schlitz hineinflexen, kann es durchaus fünf Minuten dauern, bis er eine Schraube gelöst hat. „Das geht auch schneller, wenn der Handwerker mehrere Module in einer Reihe austauschen muss und er genau weiß, wie er vorgehen muss“, sagt Thomas Große Böckmann von Seag. „Wir kommen mit diesen Schraubensicherungen gut klar. Aber es ist schon ein zusätzlicher Aufwand. Der fällt nicht ins Gewicht, wenn die Anlage gut läuft oder wir bei einer Anlage mit einer Leistung von fünf Megawatt mal fünf Module tauschen müssen. Wenn aber in einer Anlage ein Serienfehler auftaucht und es darum geht, ganze Modulreihen zu tauschen, wird das schon problematisch. Denn dann geht der Mehraufwand richtig ins Geld.“

Außerdem ist es nicht ganz ohne Tücken, mit einem Winkelschleifer auf eine Solaranlage loszugehen. Der Handwerker muss sehr vorsichtig zu Werke gehen. „Denn der Winkelschleifer verursacht einen Funkenflug“, erklärt Große Böckmann. „Dies wiederum sind heiße Metallstückchen. Wenn sie auf benachbarte Module fallen, die nicht defekt sind, brennen sie sich in das Modulglas ein.“

Der Monteur muss dann aufpassen, dass er zumindest parallel zum Modulrahmen flext, sodass die Funken möglichst vom Modul wegfliegen und damit das Risiko geringer wird, dass die angrenzenden Module Schaden nehmen. Auf dem Dach ist diese Variante ohnehin tabu. Denn dort liegen an allen Seiten des defekten Moduls andere Paneele, die durch die Funken beschädigt werden könnten, egal in welche Richtung der Handwerker flext. „Unsere Handwerker lösen die Schrauben dann mit einer Zange“, sagt Große Böckmann. „Das ist sehr aufwendig und dauert noch länger.“

Um diesen ganzen Problemen zu entgehen, bieten sich Schrauben an, die sich nur noch mit Spezialwerkzeugen lösen lassen. So hat Renusol für die Modulklemmen eigens Sicherheitsschrauben im Sortiment. Diese haben im Grunde den Kopf einer normalen Schlitzschraube. Nur dass die eine Hälfte des Kopfes fehlt. Das Gegenstück dazu bildet dabei das Spezialwerkzeug. Es wird auf den Kopf aufgesetzt und mit einem Steckschlüssel gedreht. So braucht der Dieb genau dieses Werkzeug, um die Schraube lösen zu können. Seine Alternative ist, sich mit der Zange an den Schrauben zu schaffen zu machen, was aber für Diebesverhältnisse viel zu lange dauert.

Spezialschrauben von Deter Bolt

Eine ähnliche Variante bietet auch K2 Systems an. Der Hersteller aus dem schwäbischen Renningen greift dazu auf Spezialschrauben von Deter Bolt zurück, die mit einem speziellen Werkzeug ausgeliefert werden. Der Hersteller aus der piemontesischen Kleinstadt Settimo Torinese, westlich von Turin, hat eigens für Photovoltaikanlagen spezielle Schrauben entwickelt.

Eine Variante der Schrauben ist mit Köpfen ausgestattet, die ein völlig unregelmäßiges Sechseck bilden. Eine zweite Variante hat oben abgerundete Köpfe, die an beiden Seiten unterschiedlich tief ausgefräst sind. Diese Schrauben sind mit keinem handelsüblichen Werkzeug mehr zu lösen. Deter Bolt liefert zwar das Werkzeug mit den Schrauben aus. Damit ist aber über die Kundenliste auch verfolgbar, wer wann welches der Spezialwerkzeuge bekommen hat. Im Einzelhandel sind die Werkzeuge überhaupt nicht zu bekommen.

Diebe haben wenig Feingefühl

Doch selbst solche Schrauben bringen nur begrenzte Sicherheit. Die Diebe legen in der Regel wenig Feingefühl an den Tag. „Dauert ihnen das Lösen der Schrauben zu lange, gehen die auch mit brachialer Gewalt an die Anlagen“, weiß Große Böckmann. „Dann hebeln sie einfach die Module aus den Klemmen. Dabei geht ein Teil davon kaputt. Sie lassen einfach die defekten Module liegen und nehmen die Module mit, die noch ganz sind.“

Wichtig ist: Der Wartungsmitarbeiter braucht das Spezialwerkzeug. Dies ist aber eine grundsätzliche Anforderung an den Anlagenbetreiber. Jegliche Form des Diebstahlschutzes muss dem Wartungsteam bekannt sein. Im Falle der mechanischen Sicherungen reicht es, wenn der Anlagenbetreiber Spezialwerkzeuge zur Verfügung stellt oder die Handwerker auf verschlossene Schraubenköpfe aufmerksam macht, damit diese das richtige Werkzeug mit zur Anlage nehmen. Im Falle der elektronischen Anlagen muss das Wartungsteam wissen, was es deaktivieren muss, damit kein Fehlalarm ausgelöst wird.

Encome Energy

Sicherheitszaun unter Strom

Der österreichische Photovoltaikdienstleister Encom Energy Performance hat einen Sicherheitszaun entwickelt, der es Dieben erheblich schwerer macht, an Photovoltaikanlagen heranzukommen. Die Grundlage bildet ein Maschendrahtzaun. Die Österreicher setzen diesen unter Strom. Zwar ist die Spannung nicht tödlich, doch bewirkt sie einen elektrischen Schock, wenn der Dieb ihn berührt. Gleichzeitig löst jede Berührung des Zauns ein Alarmsignal aus, das direkt an eine Leitzentrale des Sicherheitsdienstes aufgeschaltet ist. Zusätzlich ist der Zaun mit Stacheldraht ausgestattet, der Übersteigen verhindert.

Um ein versehentliches Berühren des Elektrozauns und Fehlalarme durch Tiere zu verhindern, die gegen den Zaun laufen, muss er innerhalb des Solarparks installiert werden. Er ist deshalb von einem weiteren Maschendrahtzaun umgeben. Er erfüllt die Norm für Alarmanlagen EN 50518. Eine redundante Datenverbindung sichert die Übertragung der Alarmsignale. Außerdem gibt das System Fehlermeldungen weiter.

Die Österreicher vertrauen auf ihr vierstufiges Sicherheitskonzept. Die ersten beiden Stufen bilden der Stromzaun und die Einbruchmeldeanlage, die einen Alarm auslöst, wenn ein Dieb die Anlage betritt. „Ein Alarm ist aber nur so gut wie der Prozess, den er auslöst“, sagt Robin Hirschl, Geschäftsführer der Encome-Gruppe. Dieser Prozess besteht aus einem lokalen Alarmverfolger und einer regional möglichst weit getrennten Betriebszentrale. „Sobald der lokale Alarmverfolger sich bewusst ist, dass seine Tätigkeit unabhängig und in Echtzeit überwacht wird, steigt der Druck und somit auch der Erfüllungsgrad der Prozessvorgaben“, erklärt Hirschl das Konzept. Deshalb überprüft das Unternehmen innerhalb von wenigen Stunden nach der Auslösung eines Alarms, ob die Anlage auch noch funktioniert.

www.en-come.com

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