Ich gehöre zur Generation X. Vor zehn Jahren war ich kinderlos, unverheiratet, wohnte mit meiner Freundin in einer Mietwohnung und war Projektleiter bei der Meteotest. Heute bin ich verheiratet und habe drei Kinder. Ich habe mit meiner Familie das Elternhaus meiner Frau und zusammen mit meinem Kollegen die Führung der Firma Meteotest übernommen.
Dazwischen lag eine intensive Zeit mit vielen persönlichen und beruflichen Highlights. Der aktuellste Höhepunkt war ein kurzes persönliches Treffen mit zwei Architekten des Pariser Klimaabkommens, Christiana Figueres und Ban Ki-Moon.
Es gab aber auch Tiefpunkte. Insbesondere erinnere ich mich an die Jahre 2014 und 2015, als eine schwere Lungenentzündung mich lange Zeit ans Bett fesselte und eine schwierige wirtschaftliche Lage bei der Meteotest harte und unangenehme Entscheidungen forderte.
Wenn ich mich so daran zurückerinnere, dann scheint mir, dass die Solarbranche in dieser Zeit eigentlich einen ganz ähnlichen Weg gegangen ist: 2007 war die Szene in Europa jung und wild und stürzte sich voller Enthusiasmus in den Solarboom. Das Wachstum war enorm, alles war möglich und es schien keine Grenzen zu geben. Doch dann folgte die harte und schmerzhafte Landung, auf einmal ging nichts mehr und nach der Party blieb der grosse Kater.
Wenn ich mir die Solarbranche heute anschaue, dann sehe ich eine Branche, die wieder aufgestanden ist, sich den Staub von den Kleidern abgeklopft hat und sich mit einem grossen Rucksack an Erfahrungen aus den gemachten Fehlern neu aufgebaut hat und reif geworden ist. Reif genug, um eine große Verantwortung für die Solarenergie und damit für unseren Planeten zu übernehmen.
Auf meine Generation X folgen nun die Millennials: Junge Leute, für welche Digitalisierung und Energiewende etwas ganz Normales ist. Für sie ist wichtig, dass ihre Arbeit Sinn macht und einem guten übergeordneten Zweck dient. Ich habe große Hoffnung in diese junge Generation, sie ist in der Lage, dem Klimawandel Herr zu werden. Aber auch wir als die ältere Generation spielen eine wichtige Rolle, indem wir unsere Erfahrungen aus der Vergangenheit einbringen, eine Führungsrolle einnehmen und Verantwortung übernehmen, um das Schiff in die richtige Richtung zu steuern. Ich sehe eine große Zukunft für die Solarenergie. Sie ist ein entscheidender Baustein auf dem Weg in eine nachhaltige neue Welt. Die letzten zehn Jahre waren wichtig, die nächsten zehn Jahre sind entscheidend.
René Cattin ist Geschäftsführer von Meteotest in Bern.