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Stückwerk mit Fallstricken

Das Wechseln defekter Module hört sich einfach an. Ist es aber nicht. Der Teufel steckt im Detail.

Xaver und Christian hießen die Übeltäter. Dirk Andresen erinnert sich noch ganz genau, wie die beiden Orkane über die flache Landschaft Schleswig-Holsteins fegten und eine Schneise der Verwüstung hinter sich herzogen. Auch bei dem Landwirt aus Schaalby zwischen Flensburg und Rendsburg zerrten die beiden Orkane heftig an den Dächern seiner Gebäude. Der Schaden hinterher war nicht zu übersehen. Fünf Module einer Anlage auf dem Dach des Maschinengebäudes auf seinem Hof riss Xaver auf Nimmerwiedersehen mit sich. Zudem hatte Christian schon ein Modul aus der Verankerung gerissen.

Es ging Andresen aber nicht um die Optik, als er sich entschloss die fehlenden Paneele und das defekte Modul zu ersetzen. Vielmehr war es eine rein kaufmännische Entscheidung. Er hatte die Anlage mit fast einem Megawatt Leistung bereits im Jahr 2011 in Betrieb genommen. Damals gab es noch eine satte Einspeisevergütung von 22 Cent pro Kilowattstunde. Nachdem Xaver das Weite gesucht hatte, fehlten bei Andresen aber nicht nur die fünf Module. Vielmehr hatten sich gleich mehrere String verabschiedet. Insgesamt fast 100 Module lieferten keinen Strom mehr. Der Minderertrag war enorm. „Schließlich fällt gleich der ganze String aus, wenn die Reihenschlatung der Module unterbrochen wird, weil eins davon komplett ausfällt oder fehlt. Dann hat der Betreiber nicht nur ein, sondern gleich 20 Module weniger“, weiß Siegfried Bothe. Er ist Geschäftsführer von Elmak. Das Unternehmen aus den brandenburgischen Peitz hat bereits viele Solaranlagen gebaut und hat insgesamt etwa 80 Megawatt Solarstromleistung in der Wartung. Davon ein großer Solarpark und mehrere kleinere Dachanlagen.

Kein alltägliches Problem

Bothe hat viel Erfahrung mit dem Tausch von Modulen, auch wenn er es nicht als alltägliches Problem ansieht. „Wir tauschen im Jahr durchschnittlich 20 Module, die gestohlenen Module nicht mitgerechnet“, berichtet er. „Das Problem von Moduldefekten würde ich als nicht besonders hoch einschätzen.“ Zumindest bei ihm kommt es öfter vor, dass Module gestohlen werden als dass sie defekt sind. Die Versicherungen kennen das Problem anders. Immerhin jeder fünfte Versicherungsschaden an Photovoltaikanlagen geht auf einen Sturm zurück. Geringfügig weniger sind Überspannungsschäden. Noch nicht einmal jeder zehnte Versicherungsschaden wird durch Diebstahl verursacht. So zumindest sehen die Zahlen des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft aus.

Doch gleichgültig, warum das Modul ausfällt, ob gestohlen, vom Sturm fortgerissen oder weil der Hersteller schlechte Qualität geliefert hat, die Entscheidung, ob ein Modul getauscht wird, fällt immer der Betreiber. „Schließlich muss er im Zweifelsfall noch einmal Geld in die Hand nehmen, wenn es kein Versicherungsschaden und die Garantie abgelaufen ist oder der Modulhersteller nicht mehr existiert. Deshalb wechselt man bei kleineren Schäden nicht sofort Module, sondern erst wenn die Leistung so weit absinkt, dass sich der Tausch auch wirklich rechnet“, betont Siegfried Bothe. „Die Reparatur wird auf jeden Fall kaufmännisch abgewogen“, bestätigt Stefan Wippich, Vertriebsleiter von Envaris. Das Berliner Unternehmen hat sich auf Dienstleitungen rund um den Betrieb von Photovoltaikanlage spezialisiert. „Der Betreiber rechnet schon, wie viel es ihn kostet, wenn ein Techniker sofort zur Anlage fährt und das Modul tauscht oder wenn er noch zwei Wochen wartet, weil sowieso jemand zur Wartung der Anlage kommt“, erklärt Wippich.

Wenn der Blitz einschlägt

Er plädiert dafür, defekte Module auf jeden Fall zu tauschen. Doch die Frage ist, wann ein Defekt vorliegt. Wenn wie bei Dirk Andresen die Module vom Dach gerissen werden, ist die Sache eindeutig. „Doch meistens sind es mangelhafte Module, die nicht mehr die entsprechende Leistung bringen“, sagt Stefan Wippich. „Neben Problemen wir Delamination, Hotspots oder extremer Verfärbung der EVA-Folie, was Modulprobleme sind, kommen noch Einwirkungen von Außen. Dazu gehört starker Zellbruch zum Beispiel nach Hagel oder Glasbruch nach Sturm. Das kann sowohl Dach- als auch Freiflächenanlagen betreffen.“ Siegfried Bothe muss aber öfter defekten Module in einem Solarpark auswechseln. „Neben den Risiken, die sowohl Dach- als auch Freiflächenanlagen gemeinsam haben, kommen im Solarpark häufiger Blitzschäden vor als bei Dachanlagen“, sagt er. (su)

 

Den vollständigen Bericht lesen Sie in der neuen Ausgabe des Fachnmagazins photovoltaik, die am 9. April erscheint.,