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“Wir investieren in die Software“

Welche Schwerpunkte verfolgen Sie bei der weiteren Entwicklung der Speicherbatterien?

Hermann Schweizer: Für uns ging es vor allem darum, die Community, die Sonnen Flat und das neue City-Modell über die Software in die Hardware der Geräte zu integrieren. Da geht es um die Steuerungen und das Management des Batteriepools, aber auch um Sensoren, um die Aufnahme von Messdaten und ihre Verarbeitung im Speicher.

Spielen die Energiedichte oder Parameter wie die Zyklenzahl keine Rolle mehr?

Natürlich arbeiten wir auch daran weiter, doch diese Entwicklungen verlaufen kontinuierlich. Bei den Kunden stehen die Leistungszahlen oder die Zyklenzahlen nicht mehr im Vordergrund, wie es noch vor wenigen Jahren der Fall war. Heute gehen die Leute zu Recht davon aus, dass die Speicher zehn Jahre und mehr halten.

Dennoch wäre es von Vorteil, wenn die Speicher noch kompakter würden …

Sicher, die Kompaktheit der Geräte bleibt eine wichtige Aufgabe für die Entwickler. Welche Fortschritte wir innerhalb von sechs Jahren gemacht haben, erkennen Sie an den Schränken, die wir 2011 auf den Markt gebracht haben. Heute sind die Batterien von Sonnen sehr handlich. Mittlerweile ist die achte Generation unterwegs, die gegenüber dem Erstling deutlich geschrumpft und dennoch deutlich leistungsfähiger geworden ist.

Wie wichtig ist der Aufwand zur Installation?

Der Anschluss der Geräte muss immer einfacher werden. Das gilt auch, wenn man zahlreiche Dienstleistungen integriert, wie wir es tun. Das ist eine echte Herausforderung. Nehmen Sie unseren neuen City-Speicher für Mieter in der Stadt. Er muss in der Wohnung angeschlossen werden. Das ist nicht wie im Haus, wo man die Batterie im Keller neben den Zählerschrank stellt und wo dreiphasige Anschlüsse üblich sind. Bei einer Wohnung kann und darf man viel weniger in die bestehenden Versorgungssysteme eingreifen.

Wie werden die Speicher eingebaut?

Wir versuchen, alle wichtigen Betriebswerte über die Batterie zu erfassen, also ins System zu integrieren. Beim Hausanschluss wird die Batterie über einen Sensor am Hauszähler geführt. Das ist beim City-Modell eigentlich nur in Neubauten möglich, wo der Eigentümer und Bauherr alle Wohnungen von vornherein damit ausstatten will. Im Wohnungsbestand kommen Sie kaum an die Stromzähler ran. Also nehmen wir den Stromverbrauch an den Verteilungen zu den Wohnungen ab, über spezielle Stromwandler. Auch das muss sehr einfach sein: in der Installation und im Betrieb. Unsere Sonnen Flat-Box wird über Powerline angeschlossen, um die Betriebsdaten und die Verbrauchsdaten doppelt verschlüsselt und als komplett unabhängiges Kommunikationssystem an unsere Betriebszentrale zu melden.

Ist das auch sicherheitstechnisch eine Herausforderung?

Wir lehnen uns weitgehend an die Schutzprofile an, die das zuständige Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) entwickelt hat. Leider dauert der Prozess sehr lange. Der Rollout der smarten Zähler hängt ebenso an diesem Thema. Hier ist noch nicht klar, wann die Auslieferung von zertifizierten Zählern starten kann.

Sie bauen Rundzellen von Sony ein. Sony steht zum Verkauf. Sind Sie an diese Zellen gebunden oder suchen Sie nach Alternativen?

Wir beobachten den Batteriemarkt sehr genau, dafür haben wir sogar ein eigenes Batterielabor und unsere Spezialisten. Denn wenn man sich Alternativen anschaut, muss man die Produkte im Markt selber prüfen, um sie wirklich bewerten und einschätzen zu können.

Welche Parameter sind entscheidend?

Da geht es nicht nur um die technischen Parameter, da geht es auch um die Qualität der Speicherzellen. Bisher ist die Sony-Zelle technisch die beste Zelle im Markt und deshalb für uns die erste Wahl. Vergessen Sie nicht: Die Japaner haben mehr als 25 Jahre Erfahrung mit Lithiumzellen. Grundsätzlich ist die Sonnenbatterie nicht an einen bestimmten Zelltyp oder an eine Zellchemie gebunden, was uns genügend Flexibilität gibt, immer die für uns beste Technologie am Markt einzusetzen.

Ihre Batterien arbeiten mit 48 Volt Gleichspannung. Sind Hochvoltsysteme ein Thema für Sie?

Sie haben recht, generell geht der Trend zu höheren Spannungen. Auch wir werden uns die Spannung anschauen. Aber ganz sicher werden wir nicht 400 Volt erreichen.

Warum nicht?

Höhere Spannungen erlauben niedrigere Ströme. Mit niedrigeren Strömen kann man die Kosten für die Verkabelung und Halbleiter auf der Seite der Leistungselektronik reduzieren. Zugleich steigen der Aufwand und damit die Kosten auf der Batterieseite, beispielsweise beim Ausbalancieren der Zellen oder bei den Bauelementen, die höhere Spannungen verkraften müssen. Da muss man einen guten Kompromiss finden.

Letztlich geht es um die Preise, denn auch in Ihrer Branche ist ein harter Wettbewerb entstanden. Wie prognostizieren Sie die weitere Entwicklung?

Im vergangenen Jahr 2016 haben wir Senkungen gesehen, das wird sich auch 2017 fortsetzen. Ich denke, wir werden übers Jahr verteilt sehr moderate Preissenkungen bekommen. Wir glauben, dass wir durch unsere integrierten Services nicht besonders stark vom Preiskampf abhängig werden. Möglichst billige Batterien zu bauen, die nur Strom speichern und abgeben können, ist nicht unser Ziel. Deshalb investieren wir viel Geld in die Entwicklung der Software und in die Plattform für unsere integrierten Services. Der Kunde hat dadurch einen klaren wirtschaftlichen Zusatznutzen.

Auf welche Neuerungen dürfen wir uns zur Intersolar freuen?

Das können wir leider jetzt noch nicht sagen. Wir werden noch mehr Dienstleistungen anbieten und in unsere Systeme integrieren.

Das Gespräch führte Heiko Schwarzburger.

www.sonnenbatterie.de

Hermann Schweizer

ist Geschäftsführer und Technikchef (CTO) der Sonnen GmbH in Wildpoldsried bei Kempten. Die Entwicklerteams sitzen im Allgäu und in den USA. Insgesamt rund 50 Entwickler arbeiten an der Weiterentwicklung der Speichersysteme und der darin integrierten Dienstleistungen. Seit 2010 hat Sonnen weltweit rund 17.000 Lithiumspeicher verkauft und installiert, davon 7.200 im vergangenen Jahr. Schweizer übernahm seine Funktion zu Jahresbeginn 2015. Davor war er Geschäftsführer der Bavaria Digital Technik und Geschäftsführer bei der Helbling Technik in München.

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