Ungeachtet sinkender Ölpreise wächst die weltweite Nachfrage nach Strom aus Photovoltaik. Stark gefallene Systempreise begünstigen den Bau von Solarkraftwerken. Gleichzeitig verändern sich die Geschäftsmodelle der Branche: Auslaufende staatliche Förderungen erfordern neue Modelle zur Finanzierung und Wirtschaftlichkeit. Es geht darum, die Solarenergie als vielversprechende Investition zu positionieren. Denn keine andere Generatortechnik erlaubt so geringe Stromgestehungskosten bei so geringem Risiko, auch in Regionen ohne Netz oder Wasserreservoire.
Auf der Intersolar Europe in München trifft sich vom 10. bis 12. Juni 2015 die internationale Solarbranche, um sich über aktuelle Marktentwicklungen, neue Technologien und Anwendungen zu informieren.
Wachstum um bis zu 25 Prozent
Für 2015 rechnen die Marktforscher von IHS damit, dass die Nachfrage um 16 bis 25 Prozent wachsen wird. Der weltweite Zubau erreicht zwischen 53 und 57 Gigawatt. Während in Europa ein konstantes Wachstum erwartet wird, entwickeln sich die Märkte in China, Japan und den USA außerordentlich dynamisch. Statt der Einspeisevergütung gewinnen neue Modelle an Bedeutung: Eigenverbrauch, Leasing oder Pacht, auch Contracting und freie Lieferverträge für Sonnenstrom spielen zunehmend eine Rolle.
Für die Finanzbranche bieten die neuen Modelle die Möglichkeit, in eine erprobte Technologie zu investieren. Photovoltaik wird als Pfeiler der Energieversorgung weiter ausgebaut. Rund 90 Gigawatt Solarleistung wurden mittlerweile in Europa installiert – das ist der weltweit größte Markt. Die dabei über die Jahre gewonnenen Erfahrungen in Betrieb, Wartung und Management von Photovoltaikkraftwerken sorgen für eine hohe Investitionssicherheit.
Finanzierung und Märkte im Fokus
Das technische Wissen und neue Anwendungen zeigen rund 1.000 Aussteller auf der diesjährigen Intersolar in München. Einmal mehr unterstreicht die Messe ihre Bedeutung als Informations- und Strategieplattform der Solarbranche.
Neue Finanzierungs- und Erlösmodelle sind ein Themenschwerpunkt auf der begleitenden Intersolar Europe Conference, die am 9. und 10. Juni im Internationalen Congress Center (ICM) in München stattfindet. Diskutiert wird unter anderem, wie lokale Energieversorger gemeinsam mit Projektentwicklern und Finanzinstituten künftig Photovoltaikprojekte umsetzen können. Detaillierte Einblicke in einzelne Märkte bilden einen weiteren Schwerpunkt. Hier geht es um neue Regulierungen in europäischen Staaten sowie um die Chancen durch den steigenden Stromverbrauch in asiatischen Ländern.
Am 10. Juni öffnet die EES Europe, die internationale Fachmesse für Batterien, Energiespeichersysteme und innovative Fertigung, zum zweiten Mal ihre Pforten. Der technische Fortschritt und eine wachsende Nachfrage beflügeln die Märkte für Batteriespeicher und Photovoltaik. Zudem sinken die Batteriepreise deutlich.
Stromspeicher treiben die Märkte
Laut einer aktuellen Erhebung des Bundesverbands Solarwirtschaft (BSW-Solar) und der Intersolar/EES Europe wurden Stromspeicher im zweiten Halbjahr 2014 deutlich günstiger, verglichen mit dem Vorjahr: Bei Bleispeichern gab es einen Preisrückgang von 26,7 Prozent, Lithiumspeicher wurden um 21,9 Prozent günstiger.
Damit gewinnen Speicherlösungen zunehmend an Bedeutung für den Massenmarkt. Sie können helfen, eine der wichtigsten Herausforderungen der Energiewende zu lösen: die Zwischenspeicherung der volatilen erneuerbaren Energien für den Zeitpunkt, an dem die Energie benötigt wird. Auf der EES Europe zeigen Hersteller, Zulieferer, Großhändler und Forschungsinstitute vom 10. bis 12. Juni erneut die gesamte Wertschöpfungskette der Batterie- und Energiespeichertechnik.
EES versechsfacht Fläche
Mit rund 250 Ausstellern feierte die EES Europe im Verbund mit der Intersolar Europe bereits 2014 einen großen Erfolg. Insgesamt waren rund 1.100 Aussteller auf den beiden Fachmessen vertreten. Über 26.000 der insgesamt 42.380 Besucher informierten sich über Produkte, Lösungen und Dienstleistungen rund um Energiespeicher.
In diesem Jahr erweitert sich die Fachmesse flächenmäßig noch einmal deutlich: Die Veranstalter erwarten eine Versechsfachung der Ausstellungsfläche im Vergleich zum Vorjahr, auf insgesamt rund 9.000 Quadratmeter.
Speichermesse gewinnt neue Partner
Auch auf Verbandsebene kann die Fachmesse mit starker Unterstützung rechnen: Neben bereits etablierten Partnern wie dem europäischen Batterieindustrieverband Eurobat und dem BSW-Solar wurden in diesem Jahr der Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) und der amerikanische Batterieindustrieverband Naatbatt International gewonnen. Starke Partner wie das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) und das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) stärken die Verbindung zwischen Forschung und Industrie.
Nicht nur Produkte und Dienstleistungen stehen auf der EES Europe im Mittelpunkt: Die Fachmesse bietet mit dem EES Forum, der Sonderschau „Innovative Mobilität“ und dem EES Award auch ein umfassendes Rahmenprogramm. Erstmals in diesem Jahr wird zudem die EES Europe Conference ausgerichtet: Hier diskutieren Branchenexperten über Marktentwicklungen, Technologietrends sowie über die wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen der Energiespeicherbranche. Auf dem EES Forum in der Halle B1 sorgen spannende Vorträge und Diskussionen für Gesprächsstoff unter den Fachleuten.
Fazit: In diesem Jahr wird die Intersolar wieder der Höhepunkt der Solarsaison. Alle Zeichen stehen auf Wachstum.
EES Award
Auszeichnung für technologische Exzellenz
Neben dem Austausch zwischen den Branchenvertretern fördert die EES Europe auch die Innovationskraft der Branche. Dazu vergeben die Initiatoren der Fachmesse am 10. Juni 2015 zum zweiten Mal den EES Award. Mit dem Preis werden herausragende Produkte und Lösungen aus den Bereichen Material, Fertigung, Systemtechnik, Anwendungen und Recycling von Stromspeichern ausgezeichnet. Zur Jury gehört auch Heiko Schwarzburger, Chefredakteur von photovoltaik.
Intersolar Europe
Plattform für Offgrid-Systeme
In neuen Märkten und Anwendungen ergänzt die Photovoltaik erfolgreich die bislang dominierenden Dieselgeneratoren. Besonders für industrielle Großverbraucher in abgelegenen, aber sonnenreichen Regionen sind Solar-Diesel-Hybridsysteme eine wirtschaftlich lohnende Alternative. Vom 9. bis 12. Juni 2015 bietet die Offgrid-Plattform der Intersolar Europe in München einen Überblick über netzunabhängige Sonnengeneratoren. Denn Photovoltaik-Diesel-Hybridsysteme verdrängen in netzfernen Regionen immer mehr die rein fossilen Stromerzeuger. Der Grund: Solarmodule kosten heute 75 Prozent weniger als noch vor sechs Jahren. Die Gestehungskosten der Photovoltaik sind in vielen Regionen unter das Kostenniveau der fossilen Energieträger gesunken. In Bolivien etwa wird derzeit das weltweit größte Dieselhybridkraftwerk mit Lithium-Ionen-Speichern gebaut. Auch die Bundeswehr setzt künftig auf mobile Solarcontainer mit Modulen und Batteriespeichern, um Diesel einzusparen.
Deshalb widmet die Messe dem wachsenden Markt von netzunabhängigen Photovoltaik- und Hybridsystemen erstmals eine eigene Plattform. Das Ostbayerische Technologie-Transfer-Institut (OTTI), der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW-Solar), die Alliance for Rural Electrification (ARE) und die Intersolar Europe bündeln dafür ihre Kompetenzen als Veranstalter. Teil der Plattform ist das „Offgrid Power Forum“ unter dem Dach des BSW-Solar-Pavillons, das am 11. und 12. Juni auf der Intersolar stattfindet. Zur Offgrid-Plattform gehört auch die OTTI-Konferenz „Small PV Applications – Rural Electrification and Commercial Use“. Sie findet im Vorfeld der Messe am 9. und 10. Juni im Internationalen Congress Center München (ICM) statt.
Die OTTI-Konferenz bietet einen Überblick über Märkte, Anwendungen und Akteure der netzunabhängigen Photovoltaik. Die Schwerpunkte der Veranstaltungen liegen auf der Stromversorgung ländlicher Gebiete durch Solar-Home-Systeme sowie der Versorgung von öffentlichen Institutionen, der Industrie und Infrastrukturen fernab der Netzbetreiber. Neben neuen Konzepten wie Solarlaternen oder mobilen Handy-Ladegeräten werden auch die finanziellen und politischen Rahmenbedingungen für Offgrid-Photovoltaik in den jeweiligen Märkten beleuchtet.
Photovoltaiksysteme können durch ihren Preisvorteil und die geringere Umweltbelastung herkömmliche Dieselgeneratoren ersetzen oder ergänzen. Die Grenzen der heutigen technischen Lösungen im Bereich der Solar- und Dieselkraftwerke beleuchtet die Veranstaltung „Solar Diesel Power Supply: Exploring Design and Pushing Back Boundaries“ auf der Intersolar Europe Conference (10. Juni, 14:30 bis 16 Uhr, Raum 14A im ICM). Darüber hinaus geht sie auf die Rolle von Hybridwechselrichtern ein, die für das optimale Zusammenspiel von Solaranlagen, Dieselgeneratoren und dem Ortsnetz sorgen sollen.
Indem mehrere erneuerbare Technologien wie Sonnenstrom oder Windkraft dieselbe Infrastruktur nutzen, sinken Kosten und Umweltbelastungen. Die Session „Renewable Energy Hybrid Power Plants“ (10. Juni, 16 bis 17:30 Uhr, Raum 13A, ICM) geht diesem Trend nach und stellt bereits realisierte Projekte vor.