Organisch, semitransparent und grau – das sind die Eigenschaften der neuen Solarfolie, die Belectric OPV und Merck zusammen entwickelt haben. Die graue Folie ist ab sofort am Markt erhältlich. Zielmarkt ist die Gebäudehülle, in der die organischen Solarfolien ihre Vorteile gegenüber den anorganischen Technologien voll ausspielen können.
Der Hersteller von organischen Solarfolien Belectric OPV hat zusammen mit dem Chemiekonzern Merck einen neuen Meilenstein in der Entwicklung der Technologie erreicht. Halbtransparente, graue organische Solarfolien sind jetzt am Markt erhältlich. Der erste Prototyp, den die beiden Partner kürzlich präsentiert haben, besteht aus mehreren Glasscheiben, zwischen die die Solarfolie einlaminiert wurde. Belectric OPV hat die neuen Module als leichtgewichtige Vorhangfassade präsentiert. Die einzelnen Module wurden dabei an Stahlseilen befestigt. „Davon abgeleitet ergeben sich – unter Beibehaltung von Transparenz und Funktion – unzählige Möglichkeiten zur Gestaltung moderner architektonischer Akzente“, betont Belectric OPV mit Sitz in Nürnberg.
50 Watt pro Quadratmeter
Die Franken haben die Folien mit der neuen Lisicon-Formulierung von Merck hergestellt. Die Technologie erlaubt eine Leistung von 50 Watt pro Quadratmeter Fläche. Dabei bleibt die Semitransparenz erhalten. Das ist wichtig, denn je höher die Lichtdurchlässigkeit wird, desto weniger Photonen stehen für die Stromerzeugung zur Verfügung. Belectric OPV stellt die graue semitransparente Solarfolie im Rolle-zu-Rolle-Verfahren her. Das ermöglicht einen hohen Durchsatz bei der Produktion. Das neue Material wurde entsprechend so optimiert, dass es auch in diesem Herstellungsverfahren auf das Trägersubstrat gebracht werden kann.
Mit Blick auf die Fassade entwickelt
Das neue Produkt ist schon der zweite Schritt innerhalb von wenigen Monaten, mit denen Belectric OPV sich auf dem Markt für die Gebäudeintegration von Solaranlagen etabliert. Schließlich sind die organischen Solarfolien perfekt für Fassaden und verschattete Flächen an Gebäuden geeignet. Denn die Technologie zeigt ein sehr guten Schwachlichtverhalten und kann auch aus diffusem Licht noch mehr Strom produzieren als kristalline Solarmodule bei gleichen Bedingungen. Auch hohe Temperaturen machen der Technologie nichts aus. Die Module mit den organischen Solarfolien haben einen viel niedrigeren Temperaturkoeffizient als die bisher am Markt etablierten anorganischen Technologien.
Gestaltungsfreiheit für die Architekten
Darüber hinaus sind Eigenschaften wie Halbtransparenz und anpassbare Farben sowie die Gestaltungsfreiheit sehr attraktiv und stellen oft die entscheidenden Merkmale bei der Gebäudeintegration dar. Mit Blick auf diesen Markt haben Merck und Belectric OPV auch die graue Farbe entwickelt. „Viele Architekten haben uns erklärt, dass graue Farbe den Einsatz von organischer Photovoltaik im Gebäudedesign erheblich steigern wird“, erklärt Brian Daniels, Leiter der Geschäftseinheit Advanced Technologies bei Merck. „Nach den guten Erfahrungen mit den Installationen auf der Expo in Mailand haben wir die Entwicklung einer solchen Lösung für den Markt mit aller Entschlossenheit vorangetrieben. Die Tatsache, dass wir gemeinsam mit unserem Partner Belectric OPV in einer solch kurzen Zeit nicht nur die gewünschte Farbe, sondern auch einen höheren Leistungsgrad erzielt haben, verdeutlicht eindrucksvoll die positive Dynamik, die wir derzeit in der OPV-Branche sehen.“
Gebäude werden ohne Solarfassade nicht mehr auskommen
Auch Belectric OPV erwartet von der Neuentwicklung noch besseren Zugang zum Markt der gebäudeintegrierten Photovoltaik. „Das neue Grau ist der Schlüssel für die breitere Akzeptanz von OPV“, sagt dazu Ralph Pätzold, Geschäftsführer von Belectric OPV. „Wir sind sehr stolz darauf, dass wir – in gemeinsamer Anstrengung mit Merck – dieses neue Material innerhalb kürzester Zeit zur Produktionsreife bringen konnten. Nun können all unsere Partner in den verschiedenen Baustoffsegmenten unmittelbar von dem neuen Farbton profitieren.“ Belectric weißt dabei auf das Ziel hin, dass die Anforderungen an Gebäude in der Europäischen Union immer weiter steigern. Bis 2021 müssen alle neu errichteten Gebäude einen gegen Null gehenden Energieverbrauch aufweisen müssen. Um solche Niedrigstenergiegebäude (Nearly zero-energy buildings) errichten zu können, werden die Bauherren, Architekten und Planer in Zukunft kaum noch ohne Photovoltaik in der Gebäudehülle auskommen, da passive Materialien an ihre Grenzen stoßen. „Graue OPV-basierte aktive Gebäudeelemente stellen einen entscheidenden Schritt nach vorne dar, da sie den Aspekt der Energieerzeugung und die ästhetischen Ansprüche von Architekten miteinander in Einklang bringen“, wissen die beiden Projektpartner Belectric OPV und Merck. (Sven Ullrich)