Vor Jahresfrist hatte Tokyo Electron die Solarsparte von Oerlikon übernommen. Nun wird das Geschäft mit schlüsselfertigen Fabriken für Siliziumdünnschichtmodule beendet. Derweil bauen Hanergy und Solar Frontier neue Modulwerke: auf der Basis von CIGS.
Das Aus kam überraschend, aber letztlich haben sich die Hoffnungen auf neue Aufträge aus Asien nicht erfüllt. Die Geschäftsleitung des japanischen Konzerns Tokyo Electron hat in seiner jüngsten Sitzung beschlossen, die frühere Solarsparte von Oerlikon auzugeben. Erst vor einem Jahr hatten die Japaner das Dünnschichtgeschäft der Schweizer übernommen und es mit Applied Materials zusammengeführt. Von den rund 300 Mitarbeitern im eidgenössischen Trübbach werden kaum 100 in eine andere Gesellschaft übernommen, um bestehende Fabriken zu pflegen und die laufenden Verträge mit Bestandskunden zu erfüllen.
Technologischer Wettlauf ist entschieden
Damit dürfte die Siliziumdünnschichttechnik aus dem Markt verschwinden. Der technologische Wettlauf ist zugunsten der Kupfer-Indium-Module entschieden. Der weltgrößte Produzent solcher CIGS-Module ist Solar Frontier in Japan. Vergangene Woche kündigte das Unternehmen an, in der Tohoku-Region ein neues Werk zu errichten, mit 150 Megawatt jährlichem Ausstoß. Baubeginn ist im März, ab 2015 solle die neuen Module vom Band laufen. Die Module werden einen Wirkungsgrad von mehr als 16 Prozent aufweisen und damit polykristalline Module überflügeln.
Hanergy klotzt 600 Megawatt hin
Der chinesische Fabrikanbieter Hanergy Solar gab unterdessen bekannt, zwei neue Produktionslinien mit rund 600 Megawatt Kapazität aufzubauen. Auftraggeber ist Hebei Caofeidian Hanergy Photovoltaic, das Unternehmen gehört zum gleichen Konzern. Hanergy hatte vor zwei Jahren die CIGS-Sparte von Q-Cells in Thalheim übernommen, wo die Solibro-Module gefertigt wurden. Auch Miasole und Global Solar aus den USA wurden übernommen.
Japaner beim Wirkungsgrad und beim Preis vorn
Auch Hanergy wird den Bau im März beginnen. Der jüngste Auftrag ist rund eine Milliarde US-Dollar schwer. Er bildet den Auftakt für ein gigantisches Werk, das im Jahr drei Gigawatt Dünnschichtmodule produzieren soll. Als der Deal an der Börse bekannt wurde, sprang die Hanergy-Aktie kurzzeitig um fast 50 Prozent nach oben. Interessant ist jedoch, dass Hanergy rund eine Milliarde Dollar für eine Kapazität von 600 Megawatt plant. Das entspricht rund 1,8 Dollar je Watt. Solar Frontier hatte seine Gigawattfabrik in Myiazaki in Südjapan für einen Dollar das Watt errichtet – vor drei Jahren. Offenbar stellt Hanergy die neuen Kapazitäten nur auf den chinesischen Photovoltaikmarkt ab. Im globalen Preiskampf dürften die Hanergy-Module gegen die japanische Konkurrenz wenig Chancen haben. Vorerst. (Heiko Schwarzburger)