Als Paul den neuen Bauernhof mit Silo zum ersten Mal sah, veränderte das seine Playmobil-Hitliste drastisch: Der Bauernhof schaffte es aus dem Nichts auf Platz eins. Dass das Christkind die Position auf dem weihnachtlichen Wunschzettel schlicht ignorierte, war ein herber Schlag. Aber seit seinem fünften Geburtstag kann Paul über diesen Lapsus hinwegsehen. Im größten Paket des Tages steckte endlich doch das heiß ersehnte Spielzeug – Teile für das Gebäude und den Stall, Tiere wie Kühe und Schweine, Katzen und Mäuse, dazu Futter und Zäune, Silo, Kälberauslauf, Lastenaufzug und vieles mehr. Besonders toll ist, findet Paul, dass es auf dem Spielzeughof so viele Sachen gibt, die auch der echte von seinem Onkel hat, zum Beispiel einen Misthaufen, eine Rundbürste für die Kühe – und Solarzellen auf dem Dach.
„Wir versuchen, moderne Spielthemen so realitätsnah wie möglich darzustellen“, sagt dazu Playmobil-Entwicklungsleiter Bernhard Hane. Auf Bauernhöfen seien häufig Photovoltaikanlagen zusehen, daher habe Playmobil auch in die Spielzeugvariante Solarzellen integriert. Erneuerbare Energien sind bei Playmobil immer wieder ein Thema. Für die ebenfalls mit Solarzellen bestückte Raumstation E-Rangers Future Base und den spielerischen Umgang mit den Themen Energiegewinnung und Umweltschutz bekam der Hersteller, Geobra Brandstätter aus Zirndorf bei Nürnberg, 2011 auf der Spielwarenmesse in Nürnberg den ToyAward.
Brücke zur realen Welt
Auch andere Spielwarenhersteller greifen die Themen Energiewende und erneuerbare Energien auf. Ulrich Brobeil vom Deutschen Verband der Spielwarenindustrie spricht sogar von einem Trend. Er beobachtet, dass Kunden bei Spielzeug zunehmend eine ökologische Orientierung fordern. Das gelte inzwischen nicht mehr nur für den Einsatz natürlicher Materialien, sondern auch thematisch. Kein Wunder: Besonders in den ersten Lebensjahren ist Spielzeug eine wichtigeVerbindung zur Umwelt; es eröffnet die Möglichkeit, neue Farben, Formen, Geräusche und Gerüche zu entdecken. Und im Umgang mit Autos, Bauklötzen und Co. erfahren Kinder Neues über die Welt um sie herum – eine Welt, die ohne Strom und Wärme auf Knopfdruck nicht mehr vorstellbar ist, und auch nicht ohne Energie aus erneuerbaren Quellen. Im Jahr 1978 kam Loriot alias Opa Hoppenstedt noch mit einem Modellbaukasten mit dem Titel „Wir bauen uns ein Atomkraftwerk“ aus dem Spielwarenladen zurück, dessen Inhalt „Puff“ machte und in der Umgebung alle Gebäude und Kühe umfallen ließ, wenn beim Aufbau ein Fehler unterlief – ein von Loriot zwar als Persiflage gemeintes, aber trotzdem passendes Spielzeug für eine Zeit, in der die ersten Atommeiler auf deutschem Boden ihren Betrieb aufgenommen hatten. Und im Jahr 2012 zeigt nun der ebenfalls aus dem Spielwarenhandel stammende neue Playmobil-Bauernhof – diesmal allerdings satirefrei –, wie selbstverständlich Photovoltaikanlagen auf deutschen Dächern sind.
Kleiner Wermutstropfen: Die Solarzellen auf den Stalldächern sehen zwar gut aus, erzeugen jedoch keinen Strom. Echter Strom wäre natürlich cool, findet Paul – andererseits können die darunterstehenden Kunststoffkühe und -schweine aber auch nicht pupsen. Dass auf einem richtigen Bauernhof beides funktioniert, ist Paul natürlich sonnenklar. Er ist ja auch schon fünf.