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“Mehr als 50 Prozent Marktanteil“

Fronius ist der Platzhirsch auf dem österreichischen Markt für Solarwechselrichter. Wie ist das Jahr 2014 gelaufen?

Martin Hackl: Der Zubau erreichte mit maximal 140 Megawatt längst nicht das Niveau von 2013, als in Österreich 240 Megawatt neu installiert wurden. Das lag vor allem an der kurzfristigen Absenkung der Tarife und an der Reduktion der maximalen Anlagengröße. Auch kam die Einspeisevergütung durch das Oemag-Programm nur schlecht in Gang. Man muss sich übers Internet registrieren, um die Anlagen anzumelden. Anfang des vergangenen Jahres lief dieses System nur sehr holprig an, brach nach kurzer Zeit völlig zusammen. Und die Förderung durch Investitionszuschüsse kam erst spät ins Rollen. Denn die Debatten um eine Steuer auf den Eigenverbrauch belasteten den Markt, sie dauerten bis zum Sommer an. So wurden letztlich nur 11,5 Millionen Euro der Zuschüsse für Kleinanlagen in Anspruch genommen. Eigentlich standen 26 Millionen Euro bereit.

Wie sieht es mit der Förderung in diesem Jahr aus?

Das Ticketsystem zur Anmeldung der Photovoltaikanlagen für die Einspeisevergütung startete im Januar in einer besseren Version. Man kann die Anlagen mit einigen wenigen Daten anmelden und hat anschließend sieben Tage Zeit, die umfangreichen Planungsunterlagen nachzureichen. Das lief viel sanfter ab und erforderte viel weniger Korrekturen als im Vorjahr. Zwar sinkt die Einspeisevergütung von 12,5 Cent je Kilowattstunde auf 11,5 Cent, doch das ist nach wie vor lukrativ. Zudem gibt es zusätzlich zur Einspeisevergütung für Anlagen von fünf bis 200 Kilowatt einen Investitionszuschuss von 200 Euro je installiertem Kilowatt, also von 1.000 bis 40.000 Euro. In diesem Topf lagen zu Jahresbeginn acht Millionen Euro.

Welche Unterstützung gibt es für Kleinanlagen bis fünf Kilowatt?

Aus dem Klima- und Energiefonds erhalten die Betreiber von solchen kleinen Anlagen 275 Euro je Kilowatt. Wegen der genannten Diskussionen um die Eigenverbrauchssteuer wurden damit im vergangenen Jahr nur rund 8.400 Anlagen gefördert. Für 2015 wird dieser Topf im Februar oder März festgelegt. Danach erwarten wir, dass es keine lähmenden Debatten mehr gibt, also die Förderung voll ausgeschöpft werden kann. Vor diesem Hintergrund sind wir sehr optimistisch, was den Photovoltaikmarkt in unserem Heimatland betrifft. Wie der Branchenverband in Wien rechnen wir mit Wachstum, mindestens 200 Megawatt Zubau.

Fronius ist der einzige Hersteller von Solarwechselrichtern aus Österreich. Wie konnten Sie sich in Ihrem Heimatmarkt behaupten?

Obwohl der Markt insgesamt geschrumpft ist, sind wir gewachsen. Unsere neuen, dreiphasigen Snap-Inverter mit drei bis 20 Kilowatt waren ein toller Erfolg. In Österreich konnten wir unsere Marktanteile auf mehr als 50 Prozent ausbauen. In diesem Jahr wollen wir diese Position in einem wieder wachsenden Markt mindestens halten.

Mit den Snap-Invertern konzentriert sich Fronius auf den Eigenverbrauch, sowohl in Privathaushalten als auch in der gewerblichen Stromversorgung. Wie wichtig sind solche Innovationen für den Markterfolg?

Sehr wichtig. Diese Innovationen haben uns 2014 zu einem weltweiten Wachstum von 25 Prozent verholfen. Ich will Ihnen ein Beispiel nennen: In Deutschland sind wir im ersten Quartal 2014 mit den neuen Geräten gestartet. Bis Dezember 2014 konnten wir unseren Marktanteil im Segment bis zehn Kilowatt vom einstelligen Bereich auf 15 Prozent ausbauen. Unsere Ausrichtung auf ganzheitliche Lösungen hat sich also ausgezahlt. Noch ein Beispiel: Das vierte Quartal 2014 war für die ganze Branche in Deutschland eine Katastrophe. Trotzdem haben wir im Gesamtjahr unsere Ziele in Deutschland deutlich überschritten.

Welche Entwicklung erwarten Sie 2015 im deutschen Markt?

Leider hat mir das Christkind keine Kristallkugel unter den Weihnachtsbaum gelegt. Wir werden sehen, wie sich der Markt entwickelt. Auf alle Fälle haben wir uns hohe Ziele gesetzt und wollen unsere Marktanteile weiter steigern. Mit den Fronius-Symo-Wechselrichtern sind wir bei den kleinen Anlagen mit bis zu zehn Kilowatt sehr gut angekommen. Die Serie Fronius Symo ist nun voll verfügbar, bis 20 Kilowatt. Das wird uns auch bei den Gewerbeanlagen stärken. Ich erwarte, dass das Segment der Zehn-Kilowatt-Anlagen ungefähr gleich bleiben wird gegenüber 2014. Im Gewerbe wird es auch weitergehen, ganz sicher.

Kurz vor Jahresende haben Sie den neuen Fronius Eco angekündigt. Was erhoffen Sie sich von diesem Produkt?

Damit wollen wir den Eigenverbrauch in gewerblichen Anlagen stärken. Der dreiphasige, trafolose Stringwechselrichter erfüllt die Anforderungen von Großanlagen. Das geringe Gewicht sowie das Montagesystem ermöglichen eine einfache und schnelle Installation im Innen- und Außenbereich. Das Gerät erfüllt die Schutzklasse IP 66. Die Strangsicherungshalter und der optionale Überspannungsschutz sind integriert, deshalb braucht man keine Strangsammelboxen mehr. Der Fronius Eco ist ab dem zweiten Quartal 2015 in den Leistungsklassen 25 und 27 Kilowatt verfügbar.

Wann kommt das Speichersystem, das Sie im vergangenen Jahr auf der Intersolar angekündigt haben?

Das Speichersystem Fronius Energy Package wird ab Ende des ersten Quartals ausgeliefert. Seit November haben wir eine erste, kleine Serie von 120 Stück in Österreich und Deutschland installiert, das lief sehr gut an. Ich selber nutze ein Energy Package mit 7,5 Kilowattstunden Speicherkapazität. Damit konnte ich in den sonnenarmen Monaten zum Jahresende meinen Nachtstrom decken. Das war sensationell. Damit setzen wir unsere Vision von 24 Stunden Sonne um.

Welche Bedeutung hat der eidgenössische Solarmarkt für Fronius?

In der Schweiz haben wir ein Tochterunternehmen, auch dort sind unsere kleinen, dreiphasigen Wechselrichter sehr gut angekommen. Der Zubau erreichte 2014 insgesamt rund 300 Megawatt, unsere Anteile sind auch in diesem Markt gewachsen, auf etwa 15 Prozent.

Werden die Karten durch die Insolvenz von Solarmax neu gemischt?

Solarmax war auf dem Schweizer Markt extrem dominant, so wie wir in Österreich. Die Insolvenz bringt den Markt stark in Bewegung. Wir haben uns in der Schweiz einen sehr guten Namen erarbeitet. Sicher können wir vom Kuchen ein Stück abbekommen. Zumal wir erwarten, dass der Zubau im eidgenössischen Markt 2015 ungefähr das gleiche Niveau wie im Vorjahr erreicht.

Welche Märkte sind außerdem für Sie interessant?

Fronius konzentriert sich auf Europa und die USA. Für uns macht es keinen Sinn, möglichst preiswerte und einfache Wechselrichter beispielsweise für China anzubieten. Wir setzen auf maßgeschneiderte Lösungen für den Eigenverbrauch, binden elektrische Verbraucher und Wärmepumpen ein. Interessant, wenn auch noch ziemlich klein, ist der Markt in Ungarn. Dort wurden 2014 zwar nur 25 Megawatt neu installiert. Doch unser Marktanteil erreicht 80 Prozent. Zudem gibt es sehr aussichtsreiche Märkte wie Polen, auf die wir einen verstärkten Fokus legen. In Polen verspüren wir eine wachsende Nachfrage, welche wir mit unserem Tochterunternehmen vor Ort decken. In Ungarn stützen wir uns auf ein extrem starkes Netzwerk von Partnern. Osteuropa ist dagegen weniger aussichtsreich. Wir haben seinerzeit viel in der Ukraine gemacht, das ist total zum Erliegen gekommen. Auf dem Balkan realisieren wir gelegentlich Einzelprojekte. Von einem Markt kann dort aber keine Rede sein. Eher in der Türkei, dort kommt der Zubau langsam in Gang. Auch am Bosporus sind wir mit einer Tochtergesellschaft vertreten.

Derzeit stark ist der britische Solarmarkt, auch wenn er ab April einschneidende Veränderungen erleben dürfte. Dann will London die Vergütung von Freiflächen weg auf Dachanlagen und Eigenverbrauch verlagern. Wie bewerten Sie die Aussichten?

Großbritannien und auch Italien sind Märkte, die von einphasigen Systemen dominiert werden, zumindest bei Wohngebäuden. Das gilt übrigens auch für die USA. Nur wenige Einfamilienhäuser werden dreiphasig versorgt. In Großbritannien laufen Wechselrichter bis fünf Kilowatt hauptsächlich einphasig, in den USA sogar bis mehr als elf Kilowatt. Dort sind wir mit dem Fronius Primo sehr gut positioniert. Ich erwarte, dass die kleinen Anlagen im Vereinigten Königreich an Bedeutung gewinnen werden. Stärkere Einschnitte sind vor allem bei den Großanlagen auf dem Freiland zu erwarten. Wir haben in Großbritannien acht Mitarbeiter, auch dort sind wir sehr optimistisch. Unsere Snap-Inverter integrieren den Energiemanager, das WLAN und die Schnittstellen zur Kommunikation, das wird sich auszahlen.

Allen europäischen Märkten ist gemein, dass die Preise im Wechselrichtergeschäft unter Druck stehen. Geht die Talfahrt weiter?

Gefühlt sind die Marktpreise im vergangenen Jahr um zehn bis 15 Prozent gefallen. Das war schon sehr gravierend. Umso wichtiger sind intelligente Lösungen und eine wirksame Strategie, um weiterem Preisverfall zu begegnen. Denn dieser Trend wird sich 2015 und auch 2016 fortsetzen. Die Konsolidierung bei den Herstellern der Wechselrichter läuft sehr dynamisch, wie die Insolvenz von Solarmax oder die Äußerungen von Advanced Energy in den USA zeigen. Da wir uns jedoch auf die USA und Europa konzentrieren, können wir sehr spezifische Lösungen für die verschiedenen Regionen anbieten. Wir stützen uns auf die Eigenverbrauchsmärkte, wo die Leute zunehmend ohne Förderung bauen.

Welche Rolle spielt der Service für den Markterfolg?

Fronius stützt sich auf 2.800 Partner, sie sind das Rückgrat unseres Vertriebs und des Service. Die Partnerschaft mit dem Handwerk ist extrem wichtig. Trotz des Preiskampfes darf niemand an der Qualität und am Service Abstriche machen. Sie müssen top sein. Das ist unser Wert, und das ist ein Wert, den viele Installateure teilen. Wir kümmern uns nicht um 08/15-Photovoltaik oder besonders preiswerte Geräte für den chinesischen Markt. Unsere Snap-Inverter integrieren möglichst viele Verbraucher, um den Sonnenstrom vor Ort zu verwenden. Uns geht es um die Einbindung von Wärmepumpen und anderen Heiztechniken, um den Eigenverbrauch weiter zu erhöhen.

Wie geht es bei Ihnen 2015 mit neuen Geräten weiter?

Die Snap-Inverter waren der erste Schritt. Nun kommen das Fronius Energy Package, der einphasige Fronius Primo und der größere Fronius Eco für Gewerbeanlagen. Interessant wird die Elektromobilität, entweder die direkte Ladung oder die Ladung des E-Mobils über einen Zwischenspeicher. Generell wird die Speicherung von elektrischer Energie ein entscheidendes Thema. Hybridisierte Systeme stehen bei uns gleichfalls auf der Tagesordnung. Sie kommen ohne Anschluss ans Stromnetz aus. Allerdings werden wir diesen Schritt noch nicht in diesem Jahr gehen.

Das Gespräch führte Heiko Schwarzburger.

Advanced Energy

Suche nach Alternativen

Der amerikanische Hersteller Advanced Energy sucht nach einer Strategie im schwierigen Photovoltaikgeschäft. Erst vor Jahresfrist wollte sich das Unternehmen durch die Übernahme von Refusol breiter aufstellen. Nun liegen wieder alle Optionen auf dem Tisch.

Kurz vor Jahresende hat Advanced Energy neue Debatten um die Zukunft des Wechselrichtergeschäfts ausgelöst. Die Chefetage in Fort Collins im US-Bundesstaat Colorado ließ verlauten, dass man beginne, „nach strategischen Alternativen für das Geschäft mit Solarwechselrichtern zu suchen. Das schließe verschiedene Optionen wie den Verkauf, Joint Ventures, Partnerschaften, Lizenzierungen oder andere Alternativen ein.“

Es gehe darum, die Produktlinie zu optimieren und zu rationalisieren, um die Rendite zu erhöhen. „Wie das Solargeschäft derzeit aufgestellt ist, erscheint uns eine Analyse der Optionen notwendig”, bestätigt Yuval Wasserman, Präsident und Geschäftsführer von Advanced Energy.

Ungeachtet dessen wird Advanced Energy seine Wechselrichter weiterhin anbieten und die Serviceleistungen erfüllen. Der Ausgang des Entscheidungsprozesses sei völlig offen. Zuletzt hatte der schleppende Umsatz mit Wechselrichtern das Ergebnis im vierten Quartal 2014 erheblich belastet.

http://www.advanced-energy.de

Neuheiten von Fronius

Primo, Eco und ein Speicherpaket

Im ersten Quartal 2015 kommt der Wechselrichter Fronius Primo auf den Markt. Das einphasige, trafolose Gerät mit drei bis 8,2 Kilowatt eignet sich sehr gut für Privathaushalte. Das serienmäßig integrierte Kommunikationspaket enthält ein umfassendes Energiemanagement sowie WLAN und zahlreiche Schnittstellen. Die einfache und flexible Auslegung, auch bei unterschiedlichen Flächen wie Ost-West-Dächern wird durch das Super Flex Design ermöglicht. Für Ertragssicherheit sorgt der Dynamic Peak Manager, ein neu entwickelter MPP-Algorithmus. Durch die Schutzklasse IP 65 ist die Installation im ungeschützten Innen- und Außenbereich möglich.

Der dreiphasige, trafolose Fronius Eco erfüllt die Anforderungen von Photovoltaik-Großanlagen. Das geringe Gewicht sowie das Snap-Inverter-Montagesystem ermöglichen eine einfache und schnelle Installation im Innen- und Außenbereich. Mit der Schutzklasse IP 66 setzt die Wechselrichterserie neue Maßstäbe. Dank integrierter Strangsicherungshalter und optionalem Überspannungsschutz sind keine Strangsammelboxen mehr notwendig. Der Fronius Eco ist ab dem zweiten Quartal 2015 in den Leistungsklassen 25 und 27 Kilowatt verfügbar.

Das Energy Package besteht aus dem Wechselrichter Fronius Symo Hybrid, der Fronius Solar Battery und dem Fronius Smart Meter. Es kommt im ersten Quartal 2015 auf den Markt. Der größte Vorteil liegt in der hohen Flexibilität des Systems. Die Multi Flow Technology ermöglicht verschiedene Energieflüsse. Der Stromspeicher kann von der DC- und der AC-Seite geladen werden. Das ermöglicht das Nachrüsten von bestehenden Photovoltaiksystemen.

https://www.fronius.com/en

Martin Hackl

leitet die Sparte Solar Energy von Fronius International. Der Hersteller von Wechselrichtern, Batterietechnik und Schweißgeräten hat seinen Sitz in Wels. Das Werk für Solarwechselrichter befindet sich in Sattledt bei Wels.

Foto: Fronius

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