Zwar spielt die EU PVSEC im Reigen der internationalen Großveranstaltungen der Solarbranche nicht mehr eine so dominierende Rolle wie noch vor etlichen Jahren. Doch vor allem die Kombination der weltweit immer noch größten wissenschaftlichen PV-Fachkonferenz (5. bis 9. September) und der von Anlagenbauern sowie Zell- und Modulherstellern geprägten Messe (5. bis 8. September) gibt der EU PVSEC ihr besonderes Profil. Dass die Zeiten allerdings rauer werden, zeigt sich in den stagnierenden Teilnehmer- und Ausstellerzahlen. So rechnet HeinzEhmann, Sprecher des Veranstalters WIP, dieses Jahr mit „über 950 Ausstellern“ (2010: 963), insgesamt 40.000 Fachbesuchern (2010: 40.000) sowie „mehr als 4.000“ Teilnehmern der wissenschaftlichen Fachkonferenz (2010: 4.540). Auch die Ausstellungsfläche ist im Vergleich zur letztjährigen Veranstaltung in Valencia mit 80.000 Quadratmetern etwa gleich groß. Insgesamt sind in Hamburg neun Messehallen belegt. Die Konferenz findet in dem einige Fußminuten entfernten CCH Congress Centre des Hamburger Messegeländes statt.Kaum ein Besucher dürfte es allerdings schaffen, alle Highlights der Konferenz, der zahlreichen Parallelevents sowie die wichtigsten Messeneuheiten „einzufangen“. Denn das Konferenz- und Rahmenprogramm wurde im Vergleich zum Vorjahr noch weiter ausgebaut: In 32 Vorträgen und 28 Plenarsitzungen werden rund 1.500 wissenschaftlich-technische Beiträge präsentiert; zehn Parallelevents finden statt, darunter der 8. European PV Industry Summit (5. September), das PV Production Forum 2011, der Investors Day (beide 6. September),das Photonics Forum 2011, das EU PVSEC Business Forum 2011 (beide 7. September) und das Forum Sustainability Aspects for Terrawatt-Scale Photovoltaics (8. September). Bessere Orientierung im Themen- und Veranstaltungsdschungel soll ein persönlicher Programmplaner bieten, der kostenfrei aus dem Netz auf den Laptop oder das Smartphone geladen werden kann.
Ein wichtiger Schwerpunkt des diesjährigen Konferenzprogramms sind verbesserte kristalline Zelltechnologien mit höheren Wirkungsgraden, wie Gerhard Willeke vom Fraunhofer ISE erläutert, der seit 26 Jahren im Konferenzkomitee mitarbeitet. So werden unter anderem die neuesten Entwicklungen der Metal-Wrap-Through-Technologie von Bosch Solar, Canadian Solar, Schott Solar, Solland und Sunways präsentiert. ECN und Yingli Solar stellen den neuesten Stand der sogenannten Panda-Technologie mit n-Typ-Zellen vor. Gebr. Schmid aus Freudenstadt berichten gemeinsam mit Sunrise Global Energy aus Taiwan über die Erfahrungen der Optimierung der selektiven Emitter-Technologie. Roth & Rau präsentieren in einem Vortrag die erste Pilotlinie zur Herstellung von Heterojunction-Solarzellen. „Revolutionen werden auf der Konferenz nicht präsentiert, aber viele Evolutionen, die Solarstrom
wettbewerbsfähiger machen können“, sagt Willeke. Im Übrigen sieht er die PVSEC-Konferenz als „gute Ergänzung“ zur Silicon PV Conference, die dieses Frühjahr erstmals am Fraunhofer ISE in Freiburg ausgerichtet wurde und im kommenden April bei IMEC in Leuven (Belgien) stattfinden soll. Diese neue Konferenzreihe habe mit etwa 500 Teilnehmern stärkeren Workshop-Charakter als die PVSEC-Konferenz und sei ja zudem ausschließlich auf siliziumbasierte Technologien konzentriert.
Dauerbrenner Kostensenkung
Zahlreiche Neuheiten zur Kostensenkung und Effizienzverbesserung werden in den neun Messehallen präsentiert. Dabei dominiert der Photovoltaik-Anlagenbau, der rund 40 Prozent der Ausstellungfläche belegt, unmittelbar gefolgt von Herstellern von Solarzellen und Modulen. Ab Seite 162 finden Sie über 40 Produktneuheiten, die in Hamburg gezeigt werden, beispielsweise Stringermit hohen Taktzeiten, kostengünstig arbeitende magnetische Molekülpumpen, Ingotbearbeitung mit hoher Präzision sowie mehrere optische Inspektionssysteme und eine Anschlussdose, die von der Modulvorderseite zugänglich ist (siehe auch Artikel Seite 82).
Anlagenbauer wie Jenoptik oder Centrotherm geben sich im Vorfeld der Messe trotz weltweiter Finanzkrise und verstärktem Kosten- und Wettbewerbsdruck optimistisch. So ist Jenoptik laut Sprecherin Claudia Böhme mit einem größeren Messestand als im Vorjahr präsent und verspricht sich „in diesem Jahr viel von der EU PVSEC trotz der allgemeinen Rezession“. Man sei wieder „gut im Geschäft, vor allem in Asien“. Auch Centrotherm-Technologievorstand Peter Fath blickt optimistisch nach Hamburg. Zwar sei die EU PVSEC „bisher keine Leitmesse für den Maschinenbau“, doch trotzdem „eine wichtige Plattform“ im globalen Messekalender. Während zur Intersolar nach München vor allem vieleasiatische CEOs kämen, seien bei der EU PVSEC viele Techniker und Vertriebsleute aus Asien unterwegs. Fath baut zudem auf wichtige Kunden aus Nordafrika und dem Nahen Osten, die sich in Hamburg angemeldet hätten. In dieser Region sieht er – ebenso wie in Asien und China – momentan ein großes Potenzial für den Absatz von Turnkey-Anlagen, ein Produkt, bei dem Centrotherm gut positioniert sei. „Wir sind gut aufgestellt für die jetzige Konsolidierungsphase und profitieren von dem Trend hin zu bezahlbaren Hochleistungszellen“, sagt Fath.
Man darf gespannt sein, ob sich der Optimismus in Hamburg bestätigt. Zu hoffen ist auf alle Fälle, dass die diesjährige 26. EU PVSEC an der Alster reibungsloser abläuft als die letztjährige EU PVSEC in Valencia, die mit etlichen organisatorischen Pannen nicht gerade glänzte.