Das Sonnenhaus-Institut kombiniert solarthermische Kollektoren und Photovoltaikmodule. Die intelligente Verknüpfung schließt die Elektromobilität ein. Der Autarkiegrad solcher Gebäude ist sehr hoch.
2015 war das Jahr, in dem sich die Neuausrichtung des Sonnenhaus-Instituts e.V. bereits in mehreren Projekten gezeigt hat. Von den 154 Sonnenhäusern, die von Mitgliedern gemeldet wurden, sind neun mit einer großen Photovoltaik-Eigenverbrauchsanlage und teilweise auch mit einer Wärmepumpe ausgestattet. Darüber hinaus geht es mit Großprojekten im Mehrfamilienhaus-Bereich voran. Auch an der Erforschung weitgehend solar beheizter Gebäude wirkt das Sonnenhaus-Institut weiterhin mit.
Bereits 2014 hatte das Sonnenhaus-Institut die neuen Kategorien Sonnenhaus Standard, Plus, Autark und Sonnenhaus im Bestand entwickelt. Im November 2015 gab das Kompetenznetzwerk die Neuausrichtung bekannt. Der Begriff „Sonnenhaus“ bezeichnet jetzt nicht mehr ausschließlich ein Niedrigenergiehaus mit großer Solarwärmeanlage und regenerativer Nachheizung (dies entspricht jetzt dem „Sonnenhaus Standard“), sondern intelligente Eigenversorgung mit Energie aus der Sonne für Wärme, Strom und Mobilität.
Ein Musterhaus in Heilbronn
Um einen hohen Autarkiegrad in der Wärme- und Stromversorgung zu erreichen, werden Sonnenhäuser zusätzlich zur großen Solarwärmeanlage künftig häufiger eine große Photovoltaikanlage haben. Mit dieser kann zum Beispiel Strom für die Wärmepumpe und Haushaltsgeräte, aber auch für ein Elektroauto erzeugt werden. Ein solches Sonnenhaus hat beispielsweise das Mitgliedsunternehmen KHB Creativ-Wohnbau in Heilbronn errichtet.
Auf dem Süddach des „Sonnenhauses Jens“ sind 62 Quadratmeter Solarstrommodule (9,4 Kilowatt Nennleistung) und 15 Quadratmeter Solarkollektoren installiert. Damit werden knapp 60 Prozent des Heizenergiebedarfs solar gedeckt. Das Energiekonzept wird durch eine solarstromgeregelte Luft-Wasser-Wärmepumpe und einen Scheitholz-Kachelofen für behagliche Wärme im Wohnraum abgerundet. Mit dem Strom aus der Photovoltaikanlage können die Bewohner etwa 42 Prozent des Haushaltsstroms solar decken.
Das massiv gemauerte Einfamilienhaus mit 284 Quadratmeter Nutzfläche war im Sommer 2015 bezugsfertig. „Die Kombination von Solarthermie und Photovoltaik ist der beste Garant für eine größtmögliche Unabhängigkeit vom Energieversorger und eine hohe Kohlendioxideinsparung“, sagt Rainer Körner, Geschäftsführer des Bauunternehmens KHB Creativ-Wohnbau.
Strenge Kriterien
Seit November 2015 ist er zweiter Vorsitzender des Sonnenhaus-Instituts. Kriterium für ein Sonnenhaus ist aber immer noch, dass mindestens 50 Prozent des Wärmebedarfs in dem gut gedämmten Gebäude solar gedeckt werden, nun aber optional mit Solarthermie und beziehungsweise oder Photovoltaik.
Das „Sonnenhaus Jens“ wurde in das Forschungsprojekt „Analyse und Optimierung solarer Energieversorgungssysteme für Wohngebäude " (Solsys) aufgenommen. Es wird vom Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme (ISE) und der Solar- und Wärmetechnik (SWT) Stuttgart wissenschaftlich ausgewertet. Das Sonnenhaus-Institut setzt damit seine Tätigkeit in der Forschung fort. Von 2010 bis 2015 hatten die Experten für solares Bauen bereits in dem nun abgeschlossenen Forschungsprojekt „Heiz-Solar“ mit Unterstützung des Bundesumweltministeriums mitgewirkt.
Wie schon in der Vergangenheit, sind die meisten der im Jahr 2015 beauftragten Sonnenhäuser Einfamilienhäuser. 66 Prozent fallen darunter. Darauf folgen mit 17 Prozent Mehrfamilienhäuser mit zwei oder drei Wohneinheiten, danach mit 15 Prozent Mehrfamilienhäuser mit mehr als drei Wohneinheiten. Zwei Prozent der neuen Sonnenhaus-Projekte sind gewerblich genutzte Gebäude.
Auch Mehrfamilienhäuser profitieren
Je größer das Gebäude, desto höher ist die Wirtschaftlichkeit. Und so gewinnt der Mehrfamilienhaussektor an Bedeutung. Ein Vorzeigeprojekt stammt von dem Mitgliedsunternehmen Fasa AG. Das Bauunternehmen hat in Chemnitz einen denkmalgeschützten Altbau (Kanalstraße 15) zum Sonnenhaus mit 90 Prozent solarem Deckungsgrad saniert. Von der überschüssigen Wärme von 130 Quadratmetern Kollektorfläche profitiert das ebenfalls sanierte Nachbarhaus (Kanalstraße 13). Die Sanierung des Hauses Kanalstraße 17 ist ebenfalls abgeschlossen, das Haus mit der Nummer 19 fast. Diese beiden Mehrfamilienhäuser werden zu 80 Prozent solar beheizt.
Im oberbayerischen Laufen baut die gemeinnützige Baugenossenschaft Selbsthilfe Salzachkreis derzeit zwei solar beheizte Mehrfamilienhäuser. Kurz vor Weihnachten 2015 wurden die beiden Großspeicher aufgestellt. In den jeweils 15 Meter hohen Speichern wird die Wärme von 320 Quadratmetern Kollektorfläche vorgehalten. Zusätzlich zu der Solarheizung werden die beiden Wohngebäude mit insgesamt zehn Wohnungen an ein bestehendes Nahwärmenetz mit einer Heizzentrale für Holzhackgut angeschlossen. (Heiko Schwarzburger)
Den vollständigen Report lesen Sie im Märzheft von photovoltaik, das am 3. März 2016 erscheint. Inhaber eines Abos können den Beitrag auch im Internet oder als E-Paper lesen.