Warum ist Solarwatt Innovation von Frechen nach Hürth umgezogen?
Olaf Wollersheim: Wir starten eine Innovationsoffensive, werden deutlich mehr in Forschung und Entwicklung investieren und vervierfachen unsere Kapazitäten. Das war mit dem beschränkten Platz und dem Gebäude in Frechen nicht mehr zu machen.
Stellen Sie neues Personal ein?
Ja, die ersten zehn Fachleute haben wir seit Jahresbeginn bereits unter Vertrag genommen. Bis Jahresende kommen etwas mehr als zwanzig hinzu. Wir sprechen Fachkräfte gezielt an. Das klappt sehr gut, weil wir antizyklisch agieren. Vor allem sehr gut ausgebildete und erfahrene Entwickler aus der Automobilbranche hier in der Region in Köln bewerben sich jetzt bei uns. Mitten in der Coronakrise geben wir Gas.
Auf wie viele Leute wollen Sie insgesamt wachsen?
In der ersten Ausbaustufe Ende 2020 werden wir rund 50 Mitarbeiter haben.
In Frechen gab es eine kleine Pilotlinie für die ersten My-Reserve-Speichersysteme. Ist sie auch nach Hürth umgezogen?
Die Anlage kennen Sie noch, Sie haben uns seinerzeit in Frechen besucht. Mittlerweile haben wir die gesamte Montage der Batteriemodule und der Command-Module mit der Leistungselektronik in Dresden konzentriert, wo auch die Modulfabrik von Solarwatt steht. Dort sind die Konditionen für die Fabriken besser, auch können wir den Platzbedarf besser abdecken. Seit 2018 werden die Batteriemodule und die Elektronik in Dresden gefertigt.
Haben Sie in Hürth wenigstens eine kleine Werkstatt?
Natürlich haben wir hier ein kleines Team, dass die Ideen aus der Entwicklung umsetzt und prüft. Und für den Technologietransfer in den industriellen Produktionsstandort in Dresden aufbereitet.
Ist es für Sie schwer, gute Leute zu finden?
Ich hatte es mir schwieriger vorgestellt. Köln ist ein Zentrum der Autoindustrie, in der sich derzeit viel Unsicherheit breit macht. Diese Spezialisten kommen sehr gern zu uns. Das sind versierte Leute in der Leistungselektronik, die sich obendrein mit den Problemen großer Stückzahlen in der Fertigung bestens auskennen. Das sind sehr erfahrene Entwickler, die wir aus dieser Gegend anwerben können.
Woran arbeiten Sie im Moment?
Wir führen gerade den neuen Command 25 ein, eine Weiterentwicklung unseres Command-Moduls. Äußerlich ähnelt er dem Vorgängermodell, innen sieht er völlig anders aus. Er ist für die Außenaufstellung nach IP54 zugelassen. Das Daten-Gateway, das der Installateur bislang als separaten Kasten anbauen musste, ist nun komplett integriert. Damit können wir jetzt auch in einem extrem sicheren Verfahren Softwareupdates für die Speichersysteme über das Internet durchführen.
Die Vorgängerversion hatte eine Leistung von 800 Watt pro Batteriemodul, aber der Markt verlangt nach mehr Leistung. Konnten Sie beim Command 25 zulegen?
Er leistet jetzt 900 Watt pro Modul, also bis zu 4,5 Kilowatt im Vollausbau. Das haben wir geschafft, weil wir die Effizienz der Leistungselektronik nochmals verbessern konnten. Zusätzlich haben wir die Eingangsspannung auf 1.000 Volt DC angehoben. Zuvor waren es nur 900 Volt. Mit 1.000 Volt kann der Speicher nun besser mit den üblichen Solarwechselrichtern agieren, die auf 1.000 Volt Systemspannung ausgelegt sind. Außerdem wurden die zulässigen Eingangsströme von 22 Ampere auf 25 Ampere erhöht. Damit lassen sich jetzt auch moderne High-Power-Solarmodule am Eingang des Speichers parallel schalten. (HS)
Dr. Olaf Wollersheim ist Geschäftsführer der Solarwatt Innovation GmbH in Hürth. Er bringt langjährige Erfahrung in der Lithiumtechnik mit. 2016 wechselte er vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) zu Solarwatt. 1964 in Braunschweig geboren, studierte er Physik an der Universität Bonn, wo er auch promovierte. Seine berufliche Laufbahn begann er am Institut für Mikrostrukturtechnik des Forschungszentrums Karlsruhe. Nach einer weiteren beruflichen Station in der Schweiz baute er am KIT ab 2011 gemeinsam mit anderen Forschern das Projekt „Competence E“ auf, das sich unter anderem mit der Wirtschaftlichkeit und Sicherheit von Speichersystemen befasste.
Das vollständige Interview lesen Sie im Heft Juni 2020 der photovoltaik, das am 11. Juni 2020 erscheint. Diese Ausgabe steht ganz im Zeichen der neuen Stromspeicher für den Eigenverbrauch. Abonnenten können alle Beiträge nach Erscheinen auch online lesen.
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