Der Weltmarkt brummt, die Preise fallen. Auch deutsche Hersteller spüren die anhaltend hohe Nachfrage. Und bauen ihre Werke aus – mit Augenmaß, aber stetig.
Einen starken Modulmarkt sagen die Analysten von IHS für das kommende Jahr voraus. Nach schwierigen Jahren und der ersten Überproduktionskrise der jungen Branche schlägt die steigende Nachfrage nach Solarmodulen nun voll durch: Alle Hersteller stellen sich auf Wachstum ein. China und die USA werden – wie seit Jahren prognostiziert – zu den wichtigsten Märkten.
Weltweit ist die Photovoltaikbranche in diesem Jahr um rund ein Drittel gewachsen. Vor allem Solarparks und große, gewerbliche Dachanlagen treiben das Geschäft. Insgesamt wurden rund 59 Gigawatt Photovoltaikleistung installiert. „Die hohe Nachfrage bleibt hoch“, schreiben die IHS-Experten in ihrer Prognose für das erste Halbjahr 2016. „Allerdings wird sich das Wachstum auf rund zwölf Prozent abkühlen.“ Für das kommende Jahr erwarten sie rund 65,5 Gigawatt Zubau.
Hohe Nachfrage in Europa
Wie dynamisch das Geschäft mit Zellen und Modulen ist, erleben auch die deutschen Hersteller von Solarmodulen. Heckert Solar baut seine Fertigung in Chemnitz aus, um 60 Megawatt auf rund 300 Megawatt. Die Nachfrage aus den deutschsprachigen Märkten in Mitteleuropa ist sehr hoch, zudem entwickelt sich das Projektgeschäft im europäischen Ausland.
Der Zuwachs in diesem Jahr dürfte rund 20 bis 25 Prozent erreichen, ein starkes Ergebnis. Neben der hohen Nachfrage aus dem Heimatmarkt spielen Polen, Frankreich, Benelux und Holland eine wachsende Rolle. Heckert arbeitet eng mit lokalen Vertriebspartnern zusammen, auch mit europaweit tätigen Großhändlern wie Baywa oder Sonepar.
Noch in diesem Jahr wird die erste Fertigungslinie von den bisherigen Zellen mit drei Busbars auf vier Busbars umgerüstet. Auch Zellen mit fünf Busbars wird Heckert demnächst verarbeiten. Dann haben die Module eine höhere Leistung, bis zu 275 Watt.
Insgesamt hat Heckert in diesem Jahr rund 120 Megawatt Solarmodule produziert und ausgeliefert. Im kommenden Jahr könnten es 150 oder gar 160 Megawatt werden. „Wir haben bereits Anfragen bis weit ins kommende Jahr hinein“, bestätigt Michael Boenisch, der Vertriebschef von Heckert in Chemnitz.
Kein Sommerloch mehr
Anders als in den Vorjahren gab es 2015 kein Sommerloch, auch im November schwächte sich die Nachfrage kaum ab. Das bedeutet, dass die Photovoltaik in Europa langsam tatsächlich nach den Gesetzen eines freien Marktes läuft, zunehmend unabhängig von der Politik.
Das bestätigt auch Detlef Neuhaus, Vorstandschef von Solarwatt in Dresden. „Seit neun Monaten ist die Nachfrage höher, als wir liefern können“, sagt er. Solarwatt hat in diesem Jahr rund 75 Megawatt Module ausgeliefert, davon etwa 35 Prozent Glas-Glas-Module. „Wir hätten bestimmt 110 Megawatt verkaufen können, müssen aber die Produktion erst wieder hochfahren.“ Aufgrund des Markteinbruchs hatte Solarwatt sein Werk in Dresden zum Ende 2014 gedrosselt. Als im Frühjahr die Nachfrage einsetzte, konnten die Maschinen nicht schnell genug anlaufen.
Auch die Lieferung von ausreichend Solarzellen erfolgt nicht über Nacht, braucht einen gewissen Vorlauf. Detlef Neuhaus verspricht: „Nächstes Jahr werden wir komplett lieferfähig sein.“ Dann könnte Solarwatt zwischen 120 und 130 Megawatt Modulleistung ausliefern.
Bänder laufen auf Hochtouren
Auch bei Solarworld in Freiberg und Arnstadt laufen die Bänder auf Hochtouren. Großaufträge aus Übersee und der starke Absatz im Heimatmarkt lasten die Maschinen aus. Um die Wertschöpfungskette möglichst vollständig in die Hand zu bekommen, hat Solarworld im Frühjahr auch die stillgelegten Schmelzöfen für monokristalline Ingots wieder angefahren. Als das Werk noch Bosch gehörte, war die Ingotfertigung eingestellt worden, weil die Nachfrage zusammenbrach. Nun hat Solarworld sogar weitere Ziehöfen aufstellen lassen, um das Ausgangsmaterial für monokristalline Wafer selbst herzustellen. (Heiko Schwarzburger)
Den vollständigen Report über den Modulmarkt und seine Aussichten für 2016 lesen Sie im Dezemberheft von photovoltaik, das am 3. Dezember 2015 erscheint.