Live aus dem Kloster Banz: Lithium-Ionen-Zellen aus Japan und Deutschland halten am längsten, analysierten Forscher vom KIT aus Karlsruhe. Für die Anwender bleibt die Qualität bisher nicht transparent. Kritischer Punkt sind Sicherheitsrisiken, die durch neue Leitfäden und eine technische Norm geschlossen werden sollen.
„Die von der Photovoltaik her bekannte Lernkurve kann man auf Lithium-Ionen-Zellen übertragen“, sagte Winfried Hoffmann, ein Pionier der deutschen Solarindustrie. Hoffmann schätzt, dass bei steigender Produktionsmenge die Herstellkosten immer weiter sinken. Für Ende der 2020er-Jahre prognostiziert er Kosten von nur noch neun bis zehn Cent für das Speichern einer Kilowattstunde Strom, wenn der Batteriemarkt wie erwartet weiter wächst.
Bei ebenfalls zu erwartenden Erzeugungskosten für Solarstrom von sechs bis neun Cent ergeben sich Kosten von 15 bis 19 Cent pro Kilowattstunde gespeichertem Solarstrom. Das sei vergleichbar mit Stromgestehungskosten aus neuen Großkaftwerken mit fossilen oder nuklearen Brennstoffen. Allerdings könnten Photovoltaik und dezentrale Stromspeicher die Kosten für Stromleitungen deutlich senken, wie Hoffmann betonte.
Euphorie bei Speichern gedämpft
Andreas Gutsch vom KIT in Karlsruhe stimmte dieser Prognose zu: „Bei einem Batteriesystem guter Qualität kostet das Speichern heute etwa 35 Cent pro Kilowattstunde. In zwei bis drei Jahren erwarte ich nur noch 20 Cent.“
Aus technischer Sicht musste Gutsch die Euphorie der Speicherbranche allerdings bremsen. Die angeblich sicheren Lithium-Eisenphosphat-Zellen seien ein Mythos des Marketings. „Diese Zellen sind physikalisch nicht sicherer“, warnte er. „Sie reagieren im Schadensfall nur langsamer.“ Am KIT wurden fast sämtliche für stationäre Anwendung verfügbare Zellen gemessen. Sein Fazit: „Die Zyklenfestigkeit ist furchtbar breit aufgefächert. Die Preise haben nichts zu tun mit der Performance. Für die Kunden ist das sehr intransparent“.
Bei den am KIT untersuchten Speichersystemen für Photovoltaikanlagen seien viele bezüglich Leistungsfähigkeit und Sciherheit nicht ihr Geld wert, urteilte Gutsch. Für Anwender und Fachbetriebe gab er den Tipp: „Achten Sie darauf, dass an dem Produkt ein namhafter Hersteller beteiligt ist, der auch auf anderen Geschäftsfeldern aktiv ist. Solche Hersteller können es sich nicht erlauben, unausgereifte oder fehlerhafte Produkte zu verkaufen.“
Norm kommt im zweiten Halbjahr
Der im November 2014 von mehreren Verbänden veröffentlichte Sicherheitsleitfaden soll weiterhelfen. Endlich wird es auch eine technische Vorschrift für Batteriespeicher geben. Den Entwurf dieser Anwendungsregel (VDE-AR-E 2510-2) stellte Andreas Habermehl vom ZVEH vor. Sie soll schon im zweiten Quartal 2015 in Kraft treten. Darin enthalten sind Sicherheitsanforderungen für ortsfeste Lithium-Ionen-Batterien am Niederspannungsnetz. Vermieden werden sollen damit Gefahren, die im Netzparallel- oder Inselnetzbetrieb und bei der Umschaltung zwischen diesen Betriebsarten entstehen können. (Thomas Seltmann)