Das wird umso wichtiger, weil die stufenweise Abschaffung der Einspeisevergütung in mehreren europäischen Ländern die Betreiber von Solaranlagen zwingt, am freien Markt mit anderen Stromerzeugern zu konkurrieren. Um den selbst erzeugten Strom direkt an einen Kunden verkaufen zu können, müssen Anlagenbetreiber, insbesondere wenn es sich um große Anlagen handelt, Erzeugungspläne ausarbeiten und entsprechende Verträge abschließen. Dies kann beispielsweise zwischen dem Anlagenbetreiber und einem Versorgungsunternehmen, einer Gemeinde oder auch einem weiter entfernten Bergbaubetrieb geschehen. Beim Abschluss solcher Verträge ist allerdings auch Vorsicht geboten. Wenn der Anlagenbetreiber den Strom nicht pünktlich in der vertraglich vereinbarten Menge liefert, kann dies, je nach Vertragsvereinbarung, zu Problemen führen.
Die richtige Planung
Die Analysen aus Vetters Team zeigen, dass für eine Ein-Megawatt-Anlage in der Praxis in diesem Fall eine verfügbare Speicherkapazität von 250 Kilowattstunden ausreicht, um die vertraglichen Anforderungen erfüllen zu können und die kurzfristigen wetterbedingten Schwankungen abzufangen. Auch die optimale chemische Zusammensetzung des Akkus ist von Bedeutung. „Man braucht Akkus mit einem schnellen Entladeverhalten und einer gewissen Speicherkapazität, um die kurzfristigen Schwankungen bei der Stromerzeugung abzufangen“, erklärt Vetter. Sein Team kam auf der Suche nach der besten Akku-Lösung zu dem Ergebnis, dass Lithium-Ionen-Technologien gut geeignet sind, insbesondere Varianten mit hoher Lebensdauer und geringeren Energiedichten. Die Eigenschaften, die die Lithium-Ionen-Variante mit niedriger Energiedichte für die Speicherung von Photovoltaikstrom so interessant machen, machen sie leider für Elektrofahrzeuge uninteressant, was bedeutet, dass man hier nicht unbedingt von großen Produktionsvolumen und sinkenden Preisen profitieren wird.
Die passenden Eigenschaften
Hauptfaktoren für die Wahl des Akkus sind unter anderem Zyklenzahl, Lebensdauer, Wirkungsgrad, Selbstentladung und Zuverlässigkeit. Einige dieser Parameter, wie etwa die Lebensdauer, sind dabei wichtiger als andere. „Die Versorgungsunternehmen sind vorsichtig und extrem konservativ“, sagt Beverina von Sofinnova Partners. „Sie denken in Zeiträumen von 20 Jahren mit Investitionsplänen von bis zu 40 Jahren. Daher wollen sie keinen Akku, der alle drei Jahre ausgetauscht werden muss.“
Energieanbieter suchen Lösungen
Zu den weiteren Wegbereitern der Wasserstoffspeicherung zählt das französische Start-up-Unternehmen McPhy Energy. Mit der Unterstützung von Sofinnova Partners entwickelt das Unternehmen eine Lösung zur Vor-Ort-Gewinnung von Wasserstoff mit Solarstrom oder anderen Energieformen. Wasserstoff ist mit Akkus wettbewerbsfähig und kann unter bestimmten Bedingungen auch mit Druckluft und Pumpspeicherkraftwerken konkurrieren, wie Untersuchungen des National Renewable Energy Laboratory (NREL) zeigen (siehe Grafik „Bandbreite der mittleren Gestehungskosten von gespeichertem Strom“).
Wasserstoff für die Nische
Der Mix machts
Parameter der verschiedenen Akku-Technologien
Bleisäure NiMH Li NMC/ Graphit LiFePO4/ Graphit LiFePO4/ Graphit LMO/ Titanat Vanadium-Redox-Flow NaNiCl NaS
Energiedichte (Wh/kg) 40 75 160 110 130 75 45 100 110
Leistungsdichte (W/kg) 350 600 1.300 4.000 1.500 4.000 120 120 100
Zyklenzahl 600 900 2.500 5.000 3.000 8.000 12.000 2.500 4.500
Lebensdauer (Jahre) 7 5 7 14 8 12 15 12 11
Wirkungsgrad (%) 85 75 93 94 94 94 80 85 80
Selbstentladung (%/Monat) 8 20 3 3 2 2 5 10 pro Tag 10 pro Tag
Quelle: Fraunhofer ISE
Abkürzungen: NiMH = Nickel-Metallhydrid; Li NMC = Lithium-Nickel-Mangan-Kobalt; LiFePO4 = Lithium-Eisenphosphat;
LMO = Lithium-Manganoxid; NaNiCl = flüssiges Natrium; NaS = Natrium-Schwefel
Schwungräder und Natrium-Schwefel-Akkus: Zwei Schritte nach vorn, ein Schritt zurück
Die Sicherheit von Akkus ist entscheidend, wenn sie weitere Verbreitung finden sollen. Natrium-Schwefel-Akkus sind auf Platz drei der beliebtesten stationären Speicher in Stromnetzen weltweit. Ende 2011 erlitt das Unternehmen NGK Insulators, führender Hersteller von Natrium-Schwefel-Akkus, einen Rückschlag, als ein Feuer am Akku-Installationsort eines seiner Kunden ausbrach (in der Tsukuba-Produktionsstätte der Mitsubishi Materials Corporation). Das Unternehmen hielt daraufhin alle Kunden dazu an, den Einsatz der Akkus bis auf Weiteres auszusetzen und stoppte die Produktion. Derartige Akkusysteme finden Anwendung in der Photovoltaik-Integration zur Glättung von Spannungs- und Frequenzschwankungen. Natrium-Schwefel-Akkus stellen mit 316 installierten Megawatt bereits eine etablierte Speicherlösung für mehrere andere Anwendungen im Versorgungsnetz dar, erklärt das Electric Power Research Institute. Damit machen diese Akkus einen großen Teil der installierten Speicher aus, sehen jedoch im Vergleich zu Pumpspeichern, der Technologie auf Platz eins mit weltweit installierten 127 Gigawatt, noch klein aus.
Auf dem Energiespeichermarkt erlitt auch Beacon Power, der Entwickler der Schwungradspeicherung, einen Rückschlag. Das Unternehmen beantragte im November 2011 Insolvenzschutz. Die Schwungrad-Produkte des Unternehmens können für die Cloud Mitigation von Photovoltaikanlagen eingesetzt werden. Schwungräder bieten den Vorteil der schnellen Entladung, jedoch nicht das Speicherpotenzial von Akkus. Sie haben eine Marktnische, müssen jedoch das richtige Geschäftsmodell und den geeigneten Kunden finden.
Neue Rubrik | Speicher & Netze
Wie viele Solarstromanlagen sind für Deutschland sinnvoll? 0, 110 oder 200 Gigawatt Leistung? Die Antwort hängt in erster Linie von der Frage ab, wie der Solarstrom verteilt und gespeichert werden kann – wie übrigens das Gelingen der Energiewende überhaupt.
Auch für den Erfolg von Unternehmen wird über kurz oder lang entscheidend sein, ob sie ihren Kunden Systeme anbieten können, die im richtigen Moment Solarstrom liefern. Denn die Zeiten, in denen Solaranlagen ein einfach planbares Renditeprodukt waren, werden in absehbarer Zukunft vorbei sein. Schon jetzt bringen viele Firmen entsprechende Produkte auf den Markt. Speichertechnologien und Netzintegration müssen damit ein Kernthema für die Solarindustrie werden. Deshalb richten wir die neue Rubrik Speicher & Netze ein, in der wir Sie regelmäßig über die neuen Entwicklungen informieren.
Die Artikel, die wir zu dazu bereits in der Vergangenheit hatten, finden Sie übrigens im Überblick auf unserer Website unter dem Menüpunkt Spezial/Speicher und Netze:
www.photovoltaik.eu
Dort finden Sie auch einen Überblick über die verschiedenen Technologien (Webcode 0071) und die verschiedenen Systeme auf dem Mar