Zum zweiten Mal in diesem Jahr hat das FDP-geführte Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) den Stichtag zum Einreichen neuer Vorschläge zur Batterieforschung gestrichen. Neue Projekte für das Programm „Forschung und Entwicklung an Batterietechnologien für technologisch souveräne, wettbewerbsfähige und nachhaltige Batteriewertschöpfungsketten“ können nicht mehr eingereicht werden.
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Ein herber Schlag
Parallel wurden Forschungsinstitute informiert, dass bereits ausgearbeitete Rahmenpläne für Kompetenzcluster nicht mehr gefördert werden. „Das ist ein herber Schlag“, urteilt Ulrike Zimmer, Bereichsleiterin beim Verband der Chemischen Industrie. „Gerade die chemische Industrie ist eine zentrale Quelle neuer Materialien auch für die Batterietechnologie. Neue Batteriegenerationen stehen vor dem Durchbruch, der in Deutschland nun immer unwahrscheinlicher wird.“
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Der Verband der Chemischen Industrie (VCI), der Verband Deutscher Maschinen – und Anlagenbau (VDMA), das Kompetenznetzwerk Lithium-Ionen Batterien (Klib) und der Verband der Elektro- und Digitalindustrie (ZVEI) kritisieren, dass der Bund de facto aus der Zukunftstechnologie aussteigt. Das BMBF verschließe die Quelle der Innovationspipeline.
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Dies sei unverständlich, da andere Wirtschaftsregionen der Welt massiv in die Batterieforschung investieren. Die Verbände fordern die Bundesregierung auf, die Batterieforschung fortzusetzen und auszubauen. „Ohne verlässliche Förderung und pragmatische Lösungen seitens des Ministeriums droht der massive Abbau von Forschungskapazitäten im Bereich Batterie“, warnt Sarah Michaelis, Leiterin für Batterieproduktion beim VDMA. „Arbeitsverträge laufen aus, Nachwuchstalente finden keine Perspektiven. Wir riskieren, den Fachkräftemangel zu verschärfen und uns Perspektiven für die Zukunft zu verbauen."
Globaler Wettbewerb der Institute
Der Ausstieg aus der Forschung bedeute Stagnation und den Verlust der Wettbewerbsfähigkeit der forschenden Unternehmen und Industrien, deren Produkte auf Batterien basieren. Dagegen hat China angekündigt, 750 Millionen Euro in neue Festkörperbatterien zu investieren. Die USA fördern zwei Forschungsteams mit 113 Millionen Euro. In das „Battery Materials Processing and Battery Manufacturing and Recycling Program“ fließen 16 Milliarden US-Dollar. Südkorea verstärkt seine starke Batterieindustrie mit 6 Milliarden Euro.
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Der Förderstopp aus Berlin führt dazu, dass die Arbeitsverträge etlicher Forscherinnen und Forscher nicht verlängert werden. Wer kann, wandert ins Ausland ab. Kooperationen deutscher Gruppen mit Kollegen in den USA, Japan, Taiwan und Frankreich sind gefährdet.
Bittere Konsequenzen für die Industrie
Für die Industrie ergibt sich die Konsequenz, dass neue Geschäftsfelder nicht aufgebaut werden. Smartphones, Power-Tools, Gabelstapler, E-Bikes, stationäre Stromspeicher, E-Fahrzeuge oder Drohnen sind von Batterien abhängig.
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Deutsche Firmen werden in diesen Segmenten den Anschluss an die Weltspitze verlieren. „Diese Entscheidung des BMBF steht im starken Widerspruch zu den von der Bundesregierung formulierten Zielen und führt sie quasi ad absurdum“, erläutert Gunther Kellermann, Geschäftsführer des ZVEI-Fachverbandes Batterien. „Wir müssen bei den Batterietechnologien weitere Fortschritte machen, sonst werden die Energie- und die Mobilitätswende kaum gelingen. Andernfalls erzeugen wir neue Abhängigkeiten in einer der wichtigsten Zukunftstechnologien.“ (HS)
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