Die Geschichte wiederholt sich: Als Vater Günter und Sohn Alfred Hörbelt 1997 den Einstieg von Elektro-Hörbelt ins Solargeschäft wagten, war die Zukunft der Photovoltaik völlig offen. „Es gab noch kein Erneuerbare-Energien-Gesetz und nur vereinzelte Anfragen einiger experimentierfreudiger Biologie- und Physiklehrer“, erinnert sich Geschäftsführer Alfred Hörbelt. Heute ist die Lage ähnlich wie vor 16 Jahren. Drastische Kürzungen bei der Solarförderung gefährden das weitere Wachstum der mittlerweile sehr erfolgreichen Solarsparte der Coesfelder Installationsfirma. Wie geht es bei den Münsterländern jetzt weiter? Lohnt es sich noch, Solartechnik anzubieten? Oder geht die Photovoltaik in Deutschland nach den Eingriffen der Bundesregierung den Bach runter?
Firmenchef Hörbelt ist fest von dem weiteren Erfolg im Photovoltaik-Bereich überzeugt, denn es gibt eine klare Strategie: Die Coesfelder wollen private Hausbesitzer, Landwirte und andere Gewerbebetriebe, die wegen der eingetrübten Renditeaussichten von der Photovoltaik abgesprungen sind, zurück an den Tisch holen und vom Eigenverbrauch des Solarstroms überzeugen. Er lässt sich hierzulande derzeit für rund 15 Cent pro Kilowattstunde erzeugen, Haushaltsstrom aus der Steckdose hingegen kostet im Durchschnitt 25 Cent. Selbst Landwirte und Gewerbebetriebe bezahlen im Münsterland für ihren verbilligten Strom immer noch durchschnittlich 22 Cent.
Da macht es Sinn, die Energie vom eigenen Dach gleich selbst zu nutzen. „Für den Eigenverbrauch optimierte Photovoltaikanlagen machen sich mittlerweile eher bezahlt als solche, die komplett ins Netz einspeisen“, betont Hörbelt. Die ersten Projekte mit Eigenverbrauchslösungen hat sein Photovoltaik-Team bereits realisiert. Dafür haben die Monteure zum Beispiel zusätzliche Zähler und Elektronik eingebaut, mit denen sich die direkt vor Ort erzeugte Solarstrommenge exakt ermitteln lässt. Mit Hilfe einer Anlagen- und Leistungsüberwachung können sich Betreiber ein Bild machen, wann ihre Anlage wieviel Strom produziert und ihren Verbrauch so besser an die Erzeugung anpassen. Künftig will die Firma auch zusätzliche Batteriespeicher anbieten, die überschüssigen Solarstrom aufnehmen und ihn bei Bedarf abends, nachts oder am nächsten Morgen wieder abgeben. „Auf diese Weise lässt sich der Eigenverbrauch auf bis zu 70 Prozent steigern“, erklärt Hörbelt.
Ost- und Westdächer im Visier
Das Potenzial für Eigenverbrauchslösungen ist enorm: Bisher wurden für eine maximale Stromausbeute und eine möglichst hohe Einspeisevergütung fast ausschließlich Süddächer ins Auge gefasst. Mit der Selbstversorgung kommen nun auch Lagen in Betracht, die für die Photovoltaik bisher tabu waren. So kann es sich zum Beispiel für einen Betrieb mit Spitzenverbräuchen am Morgen und am Vormittag lohnen, seine Solarmodule gezielt gen Osten auszurichten, um die frühe Sonne optimal auszunutzen.
Ein Gespür für neue Geschäftsideen besaß die Firma schon früher: Als es im Münsterland in den Nachkriegsjahren viel zu erneuern gab, nutzte Joseph Hörbelt die Gelegenheit und machte sich 1949 als Meister für Elektroinstallationen selbstständig. Anfangs fuhren er und sein Lehrling noch auf Rädern zu den Baustellen. Doch weil die Dienste des Gespanns bei den Landwirten sehr gefragt waren, entwickelte sich Elektro-Hörbelt schnell zu einem der renommiertesten Elektrobetriebe in der Region. Neben der klassischen Elektroinstallation bietet die Firma als Partner der Verbundgruppe Euronics auch das volle Programm wie Unterhaltungselektronik, Telekommunikationstechnik, Leuchten, dazu Gebäudesystemtechnik sowie Wärmepumpen und Solaranlagen an.
Die Photovoltaik hat wesentlichen Anteil am Wachstum des Unternehmens. Inzwischen beschäftigt Elektro-Hörbelt insgesamt 43 Mitarbeiter, darunter acht Meister, 19 Monteure und sieben Lehrlinge. „In den Boomjahren der Installation für Photovoltaikanlagen von 2008 bis Mitte 2012 haben wir unser Personal stetig verstärkt“, sagt Alfred Hörbelt, der das Unternehmen seit 1993 leitet. Die installierte Leistung lag im Jahr 2012 bei 2,5 Megawatt, darunter vor allem landwirtschaftliche Anlagen mit einer Leistung zwischen 30 und 100 Kilowatt. Die Zeiten, in denen sich Elektro-Hörbelt vor Aufträgen kaum noch retten konnte, sind aber mittlerweile vorbei. „Mit ihren Plänen, den Solarzubau zu bremsen, hat die Bundesregierung die Verbraucher weiter sehr verunsichert, in diese Sparte zu investieren“, erklärt Marco Overtheil, leitender Photovoltaik-Mitarbeiter. Was die Lage zusätzlich erschwert: Während die Solarvergütung aktuell um 1,8 Prozent pro Monat sinkt, fallen die Modulpreise kaum noch. „Manche Hersteller bieten die Technik bereits unter den aktuellen Produktionskosten an“, erklärt der Energieberater Frank Haugwitz von der Deutschen China Consult in Peking. Damit geraten die Installationsbetriebe unter erheblichen Zugzwang. Wollen sie ihren Kunden trotz stagnierender Modulpreise weiterhin attraktive Solarrenditen ermöglichen, müssen sie die Vergütungsdegression über Rabatte abfedern.
Viel Luft für Preisnachlässe hat Elektro-Hörbelt allerdings nicht mehr. „Wir sind schon sehr schlank aufgestellt“, sagt Hörbelt. Um Kosten zu sparen, hat die Firma teure Technik aus ihrem Portfolio gestrichen. Module deutscher Hersteller wie Aleo Solar oder Schüco, die sie früher oft verbaute, bietet sie kaum noch an.
Nur noch Module aus China
Dafür bestückt sie die meisten Projekte mit Paneelen chinesischer Hersteller wie zum Beispiel Canadian Solar, Eging, Trina und Yingli. „Die Module guter asiatischer Hersteller stehen in ihrer Leistung und Verarbeitung den Modulen aus Europa, vor allem aus Deutschland, in nichts mehr nach, sind aber deutlich günstiger“, erklären Hörbelt und Overtheil. Bei den Wechselrichtern hingegen ist Elektro-Obermeister Alfred Hörbelt kaum zu Kompromissen bereit. „Wir setzen fast ausschließlich auf SMA-Ware, weil wir mit dem Service gute Erfahrungen gemacht haben: Bei Fehlern werden zügig und komplikationslos Austauschgeräte geliefert sowie technische Hilfestellung über die SMA-Hotline gegeben.“
Durch die Anpassungen hat sich das Unternehmen bisher relativ gut am Markt behauptet. Immerhin 600 Kilowatt Leistung brachte die Firma im ersten Halbjahr 2013 auf die Dächer – zwar weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahrs, aber immer noch eine zufriedenstellende Leistung. Das ehrgeizige Ziel ist daher, über den Eigenverbrauch und optimierte Speicherlösungen in diesem Jahr zwei Megawatt zu realisieren.
Kunden nicht abschrecken
So muss das Photovoltaikteam noch viel Aufklärungsarbeit leisten, denn vielen potenziellen Kunden fehlt bisher das Bewusstsein für den Eigenverbrauch beziehungsweise die Energieautarkie. Warum sollten sie ihren Strom nicht mehr nur einfach zu 100 Prozent einspeisen? Wie lässt sich der Eigenverbrauch technisch umsetzen? Neben rein ökonomischen Erwägungen könnte der Eigenverbrauch für viele Betreiber sogar zur Pflicht werden.
Das neue so genannte Marktintegrationsmodell sieht vor, dass Besitzer von Dachanlagen zwischen zehn Kilowatt und einem Megawatt Leistung, die seit dem Januar 2012 ans Netz gehen, ab 2014 zehn Prozent des Solarstroms entweder selbst verbrauchen oder verkaufen. Potenzielle Investoren, die Anlagen in dieser Größenordnung bauen wollen, könnte das abschrecken. Das Interesse bei dieser Klientel durch gute Information und fachmännische Beratung zu wecken, wird eine wesentliche Voraussetzung für Elektro-Hörbelt sein, um am Markt weiter erfolgreich zu bestehen.
Damit nicht genug: Sind Kunden überzeugt, gilt es, technische Probleme zu lösen. Eigenverbrauchslösungen sind schwerer umzusetzen als gewöhnliche Solaranlagen zur reinen Netzeinspeisung. Solarstrom schwankt witterungsbedingt und steht daher nur selten zur Verfügung, wenn man ihn benötigt. Um dennoch akzeptable Eigenverbrauchsquoten zu erreichen, müssen die Anlagen exakt geplant und mit zusätzlicher Technik wie Monitoringsystemen ausgestattet werden, was den Installationsaufwand erhöht. Unabhängig vom Eigenverbrauch wird auch die Bürokratie rund um den Netzanschluss der Photovoltaikanlage aufwendiger. Solarexperte Overtheil betont, dass Energieversorger Anschlussgenehmigungen wesentlich zögerlicher erteilen als früher. „Sie argumentieren mit überlasteten Leitungen und fordern umfassende Anlagendokumentationen. Das Geschehen neben der eigentlichen Installation hat um 30 bis 40 Prozent zugenommen.“
Dennoch bleibt die Perspektive positiv, denn die Grundvoraussetzung stimmt: Das Interesse an Solartechnik ist bei allen Kundengruppen im Münsterland nach wie vor sehr hoch, wie Firmenchef Hörbelt versichert. Das Unternehmen hat seinen Erfolg selbst in der Hand.