Gewerbespeicher stehen an der Grenze zur Wirtschaftlichkeit. Immer mehr Firmen senken mit ihrer Hilfe und mit Photovoltaik die Stromrechnung. Aber die Herausforderungen für die Technik sind nicht zu unterschätzen.
Der Markt für gewerblich genutzte Stromspeicher kommt langsam in Gang. Neben der reinen Speicherkapazität sind in diesem Segment vor allem Zusatzfunktionen wie die Notstrom und unterbrechungsfreie Stromversorgung interessant.
Aber: Die steuerlichen Abgaben, Netzentgelte und vor allem die EEG-Umlage auf selbstverbrauchten Solarstrom erschweren wirtschaftliche Geschäftsmodelle. Denn im Business geht es nur ums Geld: Alle Investitionen in die Energieversorgung eines Unternehmens müssen sich innerhalb weniger Jahre rechnen.
Einige Bundesländer geben Zuschüsse
Und sie rechnen sich, trotz der künstlichen Verteuerung durch die Politik. Erst recht lohnen sich gewerbliche Speicher, wenn die Kunden Zuschüsse der Bundesländer in Anspruch nehmen. Denn immer mehr Bundesländer reichen Fördermittel aus, um den Einsatz von ökonomischen Speichern zu unterstützen.
Um es klar zu sagen: Gewerbliche Stromspeicher spielen bei der Attraktivität von Standorten für die Wirtschaft eine wachsende Rolle. Deshalb sind strukturschwache Länder wie Brandenburg oder Sachsen-Anhalt bereits in die Offensive gegangen.
Schnelle Reaktion der Speicher
Tesvolt aus Wittenberg hat Gewerbespeicher entwickelt, die Batteriezellen mit prismatischer Form einsetzen. Die besondere Bauform und die chemische Zusammensetzung der Zellen ermöglichen eine hohe Ladegeschwindigkeit. Für die gleichzeitig hohe Lebensdauer der Speicher sorgt eine intelligente Steuerung jeder einzelnen Zelle. Dadurch erreichen die Speicher bis zu 8.000 Volladezyklen bei 70 Prozent Tiefenentladung (DoD). Das Unternehmen gewährt eine Leistungsgarantie von zehn Jahren.
Die Wittenberger bieten Stromspeicher in sechs Größenklassen an: von zehn bis 120 Kilowattstunden. Je nach gewünschter Speichergröße lassen sie sich flexibel kombinieren. In Goslar wurde ein Speicher mit 240 Kilowattstunden im Autohaus von Tesla installiert (mit 300 Kilowatt Photovoltaik, zwölf Sunny Island 8.0). Denkbar sind sogar Megawattspeicher, die im Container auf die Baustelle kommen.
Leistungselektronik von SMA
Wie schnell der Speicher laden soll, kann der Kunde selbst bestimmen. Für eine hohe Ladegeschwindigkeit wird der Speicher mit mehreren Ladereglern von SMA (Sunny Island) kombiniert. Je mehr Inselwechselrichter und je höher ihre Leistung, umso mehr Strom speichert und liefert das System in umso kürzerer Zeit. Durch diesen flexiblen Baukasten sind Tesvolt-Speicher für jeden Anwendungsfall geeignet – unabhängig davon, ob der Speicher ans Stromnetz angeschlossen wird oder nicht.
Eine Pension am Hexentanzplatz
Wie sinnvoll solche Modelle sind, beweist das Dambachhaus im Harz, unweit des Hexentanzplatzes gelegen. Die einstige Jagdresidenz des preußischen Kronprinzen ist heute eine feine, kleine Pension. Aus den stilvollen Zimmern haben die Gäste einen schönen Blick auf den Brocken. Ein Brocken für den Betreiber war bislang die Stromrechnung:
Der tägliche Strombedarf liegt bei rund 60 Kilowattstunden. Installiert wurden nun eine Photovoltaikanlage mit 26 Kilowatt Solarleistung und ein Tesvolt Li-40 mit 40 Kilowattstunden und 13,8 Kilowatt Ladeleistung. Angeschlossen sind drei Sunny Island 6.0. Der Lithiumspeicher und der Solargenerator sparen im Jahr rund 16 Tonnen Kohlendioxid ein.
Seit Oktober 2015 läuft die Anlage, der Eigenverbrauchsanteil erreicht 71 Prozent. Zu 62 Prozent ist der Betreiber autark, muss also nur noch etwas mehr als ein Drittel seines Stroms zukaufen.
Sauberer Strom für die Hühner
Ein weiteres Beispiel ist der Hühnerhof in Brandenburg. Der Bauer ließ im Otober 2015 rund 41 Kilowatt Solarleistung auf seinen Dächern installieren. Sie liefern im Jahr rund 39.000 Kilowattstunden Sonnenstrom. Ergänzt wurde die Eigenstromversorgung durch einen Tesvolt Li-40, der mit drei Ladereglern Sunny Island 8.0 läuft. Die Solaranlage wird mit zwei Wechselrichtern Sunny Tripower 20000TL-30 gesteuert. Auch bei dieser Anlage wurde die Entladetiefe der Lithiumzellen auf 70 Prozent (28 Kilowattstunden) begrenzt. Für Notstrom stehen acht Kilowattstunden (ein Fünftel der Speicherkapazität) bereit. Denn im Falle eines Blackouts am Netz darf die elektrische Versorgung nicht zusammenbrechen. Hühner brauchen viel Licht, zudem benötigen die Küken sehr viel Wärme.
Bei beiden Fällen hilft der Speicher, Lastspitzen zu glätten und den Netzbezug deutlich zu senken. Das klappt aber nur, wenn der Speicher schnell genug reagiert. Verschläft er kurzzeitige Anforderungen, wird der Eigenverbrauch nicht signifikant erhöht. Entscheidend ist deshalb immer auch, wie schnell der Energiemanager das System regeln kann. (HS)
Den vollständigen Report lesen Sie im Juniheft von photovoltaik. Inhaber eines Abos können den Beitrag auch im Internet oder als E-Paper lesen.