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Gewerbespeicher

Neue Fabriken braucht die Energiewende

Rund 30 Millionen Euro investiert Tesvolt allein im ersten Bauabschnitt der neuen Speicherfabrik. Das Geld fließt in den Bau der Fertigungsanlage sowie eines automatisierten Hochregallagers. Das fertige Werk wird sich über eine Fläche von fast 6.000 Quadratmetern erstrecken.

Die Inbetriebnahme ist für 2025 geplant. 400 neue Arbeitsplätze sollen entstehen. Tesvolt rüstet sich wie auch andere Hersteller für einen stark wachsenden Markt. Das neue Fertigungsgebäude wird sich laut Tesvolt über zwei Etagen erstrecken und eine automatisierte und effiziente Fertigung von Speichersystemen ermöglichen.

Tesvolt: künftig 80.000 Speichersysteme pro Jahr

Insgesamt zeichnet sich die Fertigung durch einen sehr hohen Digitalisierungsgrad aus. Das heißt, automatische Roboter sind zum Teil in den Fertigungsprozess integriert. „Mit der neuen Produktion werden wir in der Lage sein, bis zu 80.000 Speichersysteme pro Jahr zu fertigen“, erklärt Tesvolt-Chef Daniel Hannemann. Das entspricht immerhin einer Verzehnfachung der aktuellen Kapazität. Das ermöglicht es Tesvolt, mit dem Marktwachstum für gewerbliche und industrielle Energiespeicherlösungen mitzuhalten. Allein für die kommenden sechs Jahre rechnen Marktexperten mit einem jährlichen Wachstum im Schnitt von über 30 Prozent im europäischen Batteriespeichermarkt.

Volle Kontrolle: So sieht ein Teststand bei Tesvolt aus.

Foto: Niels H. Petersen

Volle Kontrolle: So sieht ein Teststand bei Tesvolt aus.

Werk mit KfW-55-Standard nutzt Ökostrom

Durch Kleinwindkraftanlagen am Gebäude sowie eine Photovoltaikanlage sichert Tesvolt künftig eine CO2-neutrale Fertigung. Das Unternehmen bezieht in der neuen Fertigungsanlage seine Heizenergie durch Luftwärmepumpen und Wärmerückgewinnung. Überschüssiger Strom wird in Batteriespeichern gepuffert. Die neue Fabrik entspricht dem KfW-55-Standard und wird von Goldbeck als Generalunternehmen errichtet. Nach dem ­ersten Bauabschnitt sollen weitere folgen: So wird in den nächsten Jahren ein Forschungs- und Entwicklungszentrum entstehen. Inklusive eines modernen Schulungsbereichs, Hörsälen sowie neuer Büroflächen.

Fenecon baut Werk für Speicher aus E-Autos

Nicht nur bei Tesvolt in Wittenberg wird neu gebaut. Auch im niederbayerischen Iggensbach entsteht eine Fabrik. Der Ort liegt bei Deggendorf, dem Stammsitz von Fenecon. Dort werden neue Batterien von Elektrofahrzeugen für stationäre Speichersysteme genutzt. Jährlich laufen rund 500 Großspeicher und 30.000 Heimspeicher von den Bändern.

Die Investition für die erste Ausbaustufe betrug rund 25 Millionen Euro. Davon steuerte das Bundesland Bayern 1,7 Millionen und die EU 4,5 Millionen Euro bei. Auf dem 24.000 Quadratmeter großen Gelände an der Bundesautobahn A3 wurden in nur gut einem Jahr Bauzeit moderne Produktionshallen, Lagerflächen, ein Entwicklungslabor, Büros und Schulungsräume geschaffen. Dauerhaft entstehen rund 100 Arbeitsplätze.

Neues Gebäude wird vollelektrisch versorgt

Alle Parkplätze werden mit Ladestationen ausgestattet, der Firmenfuhrpark ist komplett elektrisch. Daneben stehen Schnelllader für Pkw und Lkw zur Verfügung. Auf Dächern und Fassaden wurden gut 500 Kilowatt Photovoltaik installiert. Die Wärmeversorgung erfolgt mit großen ­Wärmepumpen, die im Sommer im Kühlbetrieb fahren, sowie Elektroheizungen für Spitzenlasten. Das Energiemanagementsystem Fems steuert alle Erzeuger, Verbraucher und Großspeicher mit insgesamt 1.000 Kilowatt und 1.800 Kilowattstunden. Netzstrom wird mit dynamischem Stromtarif zu Viertelstundenpreisen bezogen.

Die Fertigung der Speichersysteme läuft bereits. In den Gewerbe- und Industriespeichern mit Kapazitäten von 82 Kilowattstunden bis 1.288 Kilowattstunden kommen dabei ausschließlich neue E-Auto-Batterien von deutschen Fahrzeugherstellern zum Einsatz. Die drei Speicherplattformen von Fenecon nutzen die vielfältigen Vorteile dieser Batterien aus. Dazu gehören hohe Produktqualität und lange Lebensdauer, besonders hohe Effizienz, einfache Transportfähigkeit und flüssigkeitsbasiertes Temperaturmanagement.

Franz-Josef Feilmeier (links) führt einige Gäste durch das neue Fenecon-Werk.

Foto: Fenecon, Christian Haasz

Franz-Josef Feilmeier (links) führt einige Gäste durch das neue Fenecon-Werk.

Speichermarkt wächst sehr dynamisch

Der Markt für Großspeicher in Gewerbe und Industrie sowie für Solar- und Ladeparks wächst gerade sehr dynamisch. „Für viele unserer Kunden spielen die Fertigung von Stromspeichern und das Energiemanagement in Deutschland und damit die Integrität ihrer Energiedaten eine wichtige Rolle“, sagt Franz-Josef Feilmeier, Gründer und Geschäftsführer von Fenecon. Speziell im Segment für Großspeicher sei es wichtig, dass die Speicher umfangreiche und kombinierbare Funktionen haben – und sich den sich ändernden Anforderungen im Laufe der Zeit anpassen. Und der Markt wächst nicht nur hierzulande: Im US-Bundesstaat South Carolina entsteht derzeit eine zweite Fabrik von Fenecon, die künftig den US-Markt bedienen wird.

Im Markt für Gewerbespeicher kennt man die Platzhirsche. Dieses Segment wird klar von mehreren mittelständischen Unternehmen aus Deutschland dominiert. „Mittlerweile sind die geringeren Herstellkosten für Batterien in diesem Segment angekommen – und so können sehr wirtschaftliche Projekte gebaut werden“, sagt Feilmeier. Dabei spielt die Leistung der Systeme bei der Be- und vor allem bei der Entladung – beispielsweise für die Lastspitzenkappung oder zur Vermeidung von Netzausbau – eine große Rolle. Die Kosten pro Kilowatt sind dabei als Kenngröße genauso wichtig wie die Kosten pro Kilowattstunde.

Markt für Gewerbespeicher tickt anders

Die Speicher müssen sich im Laufe der Zeit weiterentwickeln und individualisieren können. „Wir nennen das die Energiereise der Speicher“, erklärt Feilmeier. Die Speicher binden Wärme und Mobilität aktiv ein, ebenso wie dynamische Stromtarife. Laut Feilmeier lassen die Anwender mit steigendem Verbrauch meist die Solaranlagen und die Batteriekapazität mitwachsen. Das war bei Gewerbespeichern immer so: „Es wäre geradezu undenkbar, einen Speicher mit einem Energiemanagement für 20 Jahre lang unverändert zu planen“, meint er.

Denn das E-Flottenladen und dynamische Stromtarife sind hier schon weitverbreitet. Nicht zuletzt bieten reduzierte Lastspitzen oder ein vermiedener Netzausbau einen Anreiz für den Speicherbau. Diese Bereitschaft für die Energiereise eines Speichers wird über das Energiemanagement sichergestellt.

Gegen die Konkurrenz gewappnet

Das begründe künftig die Bedingung für den Erfolg von Produkt und Hersteller, meint Feilmeier. Dies verpflichte den Hersteller, nicht nur einmal zum Kaufzeitpunkt ein funktionierendes und billiges System zu liefern. Der Speicher müsse vielmehr über die gesamte Lebensdauer Lösungen für die sich ändernden Anforderungen parat haben und diese im Laufe der Zeit kundennah weiterentwickeln. Gegen die Konkurrenz aus Fernost sieht Feilmeier die deutsche Produktion bestens gewappnet. „Genau diese passgenauen Systeme sind die große Stärke Deutschlands gegenüber China, die am liebsten mit einem Massenprodukt ganz viele Kunden erreichen wollen.“

OTH Regensburg

Test für optimalen Netzbetrieb mit Speicher im Inselnetz

Das Team des Forschungsprojekts Inzell hat auf dem Campus der OTH Regensburg ein Testlabor errichtet. Im Zusammenspiel mit einem Notstromaggregat dient ein Gewerbespeicher als netzbildende Einheit. Die gewonnenen Erkenntnisse werden im Anschluss im größeren Maßstab bei Feldversuchen im Werksnetz des beteiligten Industrieunternehmens Max Bögl weiter erprobt. Dort wurde der Großspeicher Scalecube von Intilion mit 2,25 Megawattstunden installiert.

Der Clou: Mithilfe des Projekts können Forscher diverse Strategien für Inselnetzbildung und Regelung im künftigen Stromnetz testen und validieren. Das Projekt wird vom Bundeswirtschaftsministerium mit 1,65 Millionen Euro gefördert. Es läuft über einen Zeitraum von drei Jahren. Die OTH Regensburg führt die Analysen in Zusammenarbeit mit der TU München und der TU Clausthal durch.

Der Batteriespeicher mit 68,5 Kilowatt Leistung und 72 Kilowattstunden und das Notstromaggregat mit 50 Kilowatt dienen als netzbildende Erzeuger. Zur Nachbildung unterschiedlicher Verhaltensweisen von Verbrauchern kommen eine regelbare Lastbank sowie eine Kondensatorbank und eine Asynchronmaschine zum Einsatz.

Der Inselnetz-Testaufbau erfolgt auf der Niederspannungsebene. Durch die Komponenten konnten die Forschenden potenzielle Extremszenarien wie eine partielle Überlastung, Schwarzstart oder Resynchronisationsprozesse testen.

Foto: OTH Regensburg

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