Die edelste Form der Energie: Welche Form er meint, daran lässt Dirk Mayer keinen Zweifel. Der Installateur aus dem schwäbischen Gäufelden meint die Energie, die direkt von der Sonne kommt. Sein Unternehmen heißt SBWW, in der Region kennt man ihn als den „Gäu-Solarteur“. Denn die kleine Gemeinde Gäufelden liegt im Gäu, einer Hochebene am Rande des Nordschwarzwalds mit spektakulärem Blick auf die Schwäbische Alb.
Die Menschen hier sind bodenständig und gradlinig. Sie lieben die Natur und leben christliche Werte – auch wenn sie nicht jeden Sonntag in die Kirche gehen. In Landstrichen wie diesen haben die Grünen im März 2011 die Sensation geschafft und die CDU, die „ewige Regierungspartei im Ländle“, abgelöst. Dirk Mayer allerdings hat nicht erst bei der letzten Wahl umgeschwenkt, wie er freimütig erklärt: „Noch vor gut zehn Jahren war ich ein völlig unpolitischer Mensch. Und solange die erneuerbaren Energien noch kein Thema waren, habe ich konservativ gewählt, wie das hier üblich ist beziehungsweise war.“ Dass er sich der grünen Energie zugewandt habe, sei indes weniger aus idealistischen Beweggründen geschehen, sondern eine Folge nüchterner wirtschaftstheoretischer Erkenntnisse. Und dass er inzwischen seit Jahren Grün wähle, das wiederum sei die Konsequenz aus den Erfahrungen, die er tagtäglich als Solarteur mache.
BWL statt Speditionsjob
Doch der Reihe nach. Nach dem Abitur am Wirtschaftsgymnasium Böblingen begann Dirk Mayer, Jahrgang 1971, eine Ausbildung zum Speditionskaufmann. „Aber in dieser Branche habe ich schnell gemerkt, dass mich das nicht ausfüllt.“ Also holte er sich die Erlaubnis, seine Abschlussprüfung schon nach 15 Monaten zu machen. Er bestand und schrieb sich an der Fachhochschule Reutlingen ein: Betriebswirtschaftslehre, Fachrichtung Außenwirtschaft.
Die ersten fünf Jahre seiner anschließenden Berufslaufbahn war der Diplom-Betriebswirt bei dem in Böblingen ansässigen Konzern Moog für den strategischen Einkauf zuständig. Moog ist Spezialist für elektrohydraulische Steuerungen und Antriebssysteme. Dirk Mayer koordinierte den weltweiten Materialfluss, organisierte die Wertschöpfungskette und eignete sich wertvolles Praxiswissen für seine künftige Firma an. Parallel dazu schrieb er seine Masterarbeit, in der er die Möglichkeiten untersuchte, ein global agierendes Handelsunternehmen für erneuerbare Energien aufzubauen und zu betreiben. „Irgendwann dachte ich: Wenn ich als Angestellter einen 14-Stunden-Tag absolviere, kann ich mich ebenso gut selbstständig machen.“ Die Gründung seiner eigenen Firma war nur noch eine Frage der Zeit – und der richtigen Idee.
Die Mafia der großen Kartelle
Im Studium hatte er gelernt, dass ein marktbeherrschendes Oligopol „immer schädlich ist für die Volkswirtschaft“, wie er rückblickend erzählt. „Aus dieser Einsicht heraus waren mir die Energiekartelle ein Dorn im Auge. Was in den Märkten für Mineralöle und Strom passiert, kann nicht gut sein. Bei so wenigen und so mächtigen Spielern entwickeln sich fast zwangsläufig mafiöse Strukturen.“ Also fasste Dirk Mayer den zunächst ganz privaten Entschluss: Wenn er eines Tages ein Eigenheim bauen würde, wollte er unabhängig sein von diesem Klüngel. „Damit war die Richtung klar: Es ging darum, die Energie am Objekt selbst zu gewinnen und sie auch zum Heizen zu nutzen. Denn dafür wird im Privathaushalt am meisten Energie verbraucht.“
Photovoltaik in allen Anwendungen
Die Idee für SBWW war geboren. Das Kürzel steht für Solarstrom, Biomasse, Windenergie und Wasseraufbereitung. Denn neben Solartechnik bietet er auch kleine Windgeneratoren und Wärmepumpen an. Die Firma startete im Herbst 2007, mit Photovoltaik. „Zu dieser Zeit lag die Einspeisevergütung noch über 40 Cent pro Kilowattstunde – beste Voraussetzungen, um Photovoltaik zu installieren und zu verkaufen“, erinnert sich Mayer. „Wir haben viele private Investitionsobjekte mit Solarmodulen ausgestattet.“ Bald nahm er solarthermische Kollektoren als unterstützende Technologie hinzu. Aus großen Projekten auf Freiflächen allerdings hielt er sich heraus – der Aufwand und die Risiken dieses schwer einzuschätzenden Geschäfts schienen ihm zu groß. Stattdessen konzentrierte er sich auf die Besitzer von Einfamilienhäusern und mittelständische Gewerbetreibende als Klientel. „Inzwischen haben wir uns eine nachhaltige Kundenstruktur aufgebaut, deshalb gibt es uns noch“, sagt er. „90 Prozent unserer Projekte wurden auf Reihen- oder freistehenden Einfamilienhäusern realisiert.“ Seine Kundendatei umfasst über 2.000 Adressen. Dirk Mayer installiert mit seinem Team Jahr für Jahr 300 bis 400 Anlagen.
Bürokratische Schikanen
Klar sei ihm dabei vor allem eins geworden: „In diesem Gewerbe muss man lernen, mit ständig neuen technischen oder bürokratischen Schikanen umzugehen, die einem die Politik und die großen Netzbetreiber in den Weg stellen. Dabei werden viele dieser Hürden nach meiner Überzeugung bewusst und systematisch aufgebaut: Die großen Stromkonzerne verteidigen ihr Kartell, und die etablierten Politiker lassen sich reihenweise vor ihren Karren spannen. Wer sich auskennt, merkt schnell, dass hier keine Sach-, sondern Interessenpolitik gemacht wird.“
Davon ließ sich der unbeugsame Schwabe jedoch nicht beirren. Unablässig beobachtet er den Markt, informiert sich über Produktneuheiten, probiert aus, rechnet durch und entwickelt immer neue Ideen, um sein Geschäft und die Energiewende voranzubringen.
So hat er beispielsweise festgestellt, dass sich eine Brauchwasser-Wärmepumpe besser rechnet als eine solarthermische Anlage. „Ich brauche keine Extra-Kupferleitungen und keine Extrapumpe, um die Wärme in den Wasserkreislauf einzubinden“, analysiert er. Außerdem produzieren die solarthermischen Kollektoren im Sommer zu viel und im Winter zu wenig warmes Wasser. Sein Urteil: „Wenn ich meine Wärmepumpe mit Strom aus Photovoltaikmodulen betreibe, ist das unterm Strich die deutlich bessere Lösung.“ Hinzu komme, dass die Wärmepumpe auch als Energiespeicher genutzt werden kann.
Wärmepumpe mit Sonnenstrom
Schon lange propagiert SBWW bei seinen Kunden die Kombination aus Wärmepumpe und Photovoltaik. „Jetzt kommt das endlich, weil es bezahlbar und wirtschaftlich wird“, meint Mayer. Erst im vergangenen Winter hat er zusammen mit einem Gastwirt den Beweis erbracht, dass sich auch ganz normale Konvektionsheizkörper mit einer Wärmepumpe betreiben lassen. „Die konventionell arbeitenden Heizungsinstallateure behaupten oft, das funktioniere nicht, weil der Wirkungsgrad der Wärmepumpe zu niedrig sei“, erzählt er. Das Wasser, das sie liefert, sei nicht heiß genug, um einen Heizkörper ausreichend zu versorgen. „Wir haben die Gaststätte meines Kunden in Freudenstadt komplett auf das Heizen mit Wärmepumpe umgestellt. Sie liefert 50 bis 60 Grad heißes Wasser. Das hat im vergangenen Winter vollkommen ausgereicht, um den Gastraum gut zu beheizen.“ Er ist überzeugt: „Die Kombination aus Photovoltaik, Wärmepumpe, Strom- und Wärmespeicher ist das System der Zukunft.“
Heizen ohne Ölmultis
Wer bislang auf eine Öl-Zentralheizung setzt, kann künftig mit einer Luft-Wasser-Wärmepumpe heizen, die im Idealfall mit selbst gewonnenem Solarstrom arbeitet. „So kann man sich zumindest beim Heizen von den Ölmultis unabhängig machen“, empfiehlt der Experte. Damit nicht genug der Ideen. Nachtspeicheröfen lassen sich nach den Worten von Dirk Mayer hervorragend durch Infrarotheizungen ersetzen, wie sie schon lange in der Bautrocknung oder bei der Aufzucht von Jungtieren eingesetzt werden. „Die haben einen wesentlich höheren Wirkungsgrad“, begründet er. „Und sie wirbeln keinen Staub auf, weil sie nur mit Strahlungswärme arbeiten. Das ist ein echter Vorteil zum Beispiel für Allergiker.“
Inzwischen sprechen sich diese Vorteile unter den Architekten herum. Immer mehr erkundigten sich nach Infrarotheizungen für ihre Neubauten. Aber auch Besitzer bereits bestehender Häuser und Wohnungen, die über eine Modernisierung ihrer Heizung nachdenken, interessieren sich zunehmend dafür. „Wenn keine Warmwasser-Zentralheizung eingebaut ist, dann ist das eine hervorragende Alternative“, sagt Dirk Mayer, „umso mehr, wenn der Strom direkt vom Dach kommt.“
Kalkulierbar auf Jahrzehnte hinaus
Man müsse immer das ganze System im Auge haben – und den Nutzen für denjenigen, der das Geld in die Hand nimmt. Deshalb nennt Mayer seine Komponenten, mit denen sich Eigenheimbesitzer, Gewerbetreibende und Bauherren in ihrer Energieversorgung auf eigene Beine stellen, plakativ „Nutzenmacher“. Bei passender Bausubstanz lasse sich eine praktisch 100-prozentige Autarkie erreichen – und das zu minimalen Betriebskosten. „Damit macht sich der Besitzer eines solchen Komplettsystems unabhängig von Preissteigerungen, ob durch Inflation, Energiepolitik oder die Machenschaften der großen Energiekonzerne“, sagt der Firmenchef. „Und er kann seine Energieversorgung auf Jahrzehnte hinaus zu kalkulierbaren Kosten sichern.“
Damit die Arbeit des Gesamtsystems für den Besitzer transparent ist, hat Dirk Mayer eine Software entwickelt, die alle Energieerzeuger und Energieverbraucher im Haus visualisiert. Darin steckt ein wesentlicher Vorteil, erlaubt sie doch die Steuerung der Verbraucher per PC oder Smartphone.
Zudem experimentiert SBWW auch mit Kleinwindkraft, als Stromerzeuger in den lichtschwachen Stunden oder im Winter. Dafür bietet sich die hochgelegene Alb oder das Gäu an. Markant sind die Rotoren, die sich auf dem Firmengelände drehen – weithin sichtbar.
Für die weitere Zukunft hat Dirk Mayer schon die nächste Entwicklung im Auge. „Sobald wir Windgas bekommen, also Methangas, das mittels Windenergie aus Wasser gewonnen wird, werden wir auch mit Kraft-Wärme-Kopplung arbeiten“, stellt er in Aussicht. „Mit dem umweltfreundlich gewonnenen Gas betreiben wir einen Motor, der Wärme und Strom erzeugt.“ Viele Architekten würden in ihren Neubauten gerne solche Gasthermen einsetzen, weil die Anfangsinvestition am niedrigsten sei.
Auch das klassische Photovoltaikgeschäft ist für Mayer längst nicht ausgereizt. „Zu den kleinen, aber durchaus wichtigen Produkten der Zukunft gehören Photovoltaikmodule für die Steckdose“, meint er vorausschauend. „Sie werden für Mieter immer interessanter.“
Neue Ideen für die Speicher
Neu im Geschäft sind integrierte Speicherlösungen. Angesichts sinkender Einspeisevergütungen gehören sie zur Unabhängigkeitserklärung seiner Kunden unbedingt dazu. „Es ist ein dickes Brett, das man da bohren muss, aber immer mehr Kunden sind für Eigenversorgung aufgeschlossen. In den vergangenen Monaten haben wir bereits rund 20 Projekte mit Photovoltaiksystemen realisiert und dabei etwa 40 Akkusysteme verbaut“, rechnet er vor. „Das waren allesamt keine Nachrüstungen unter der Eigenverbrauchsregelung von 2009 bis 2012, sondern Neuanlagen zwischen etwa 5 und 20 Kilowatt unter dem aktuellen EEG.“
Besonders bemerkenswert: Für keine einzige dieser Anlagen wurde das staatliche Förderprogramm in Anspruch genommen. „Das Förderprogramm ist, gelinde gesagt, nicht hilfreich“, kritisiert er.
Maßgeschneiderte Lösungen
Viel wichtiger ist, dass er jeweils maßgeschneiderte Lösungen für seine Kunden entwickelt und ihnen vernünftige Preise bietet. „Unter anderem geben wir auf den Akku eine Sieben-Jahre-Zweitwertgarantie“, nennt er ein Beispiel. „Wenn ein Akku innerhalb von sieben Jahren ausfällt, bezahlen wir dem Kunden einen neuen zum dann aktuellen Preis.“ Derzeit verfolgt er sehr aufmerksam die Debatten um die Reform des EEG. Klar ist schon jetzt: Der Drang der Kunden nach Unabhängigkeit wird sich eher verstärken.
Marktübersicht Kleinwindanlagen 2014
Neue Version jetzt erhältlich
Der Kleinwind-Marktreport beinhaltet empfehlenswerte Kleinwindkraftanlagen, die ihre Marktreife bewiesen haben. Der Markt ist sehr dynamisch, deshalb ist ein regelmäßiges Update des Marktreports wichtig. In der neuen Version werden 59 Windturbinen von 24 Herstellern vorgestellt. Die Marktbeobachtung der vergangenen Monate hat ergeben, dass zusätzlich vier Kleinwindenergieanlagen von drei weiteren Herstellern in Deutschland angeboten werden.
Darunter befindet sich das Modell Skystream mit einer Nennleistung von 2,4 Kilowatt. Die Skystream wird schwerpunktmäßig von privaten Betreibern eingesetzt und gehört in diesem Segment zu den am häufigsten installierten kleinen Windkraftanlagen weltweit. Die Produktion der vormals vom US-Unternehmen Southwest Windpower angebotenen Windturbine wurde von Xzeres Wind aus den USA übernommen. In der letzten Version der Marktübersicht vom August 2013 war diese Übernahme noch nicht offiziell. Die Skystream wurde einige Monate in Europa nicht angeboten und deshalb im Marktreport nicht aufgeführt.
Neben den neuen Windturbinen und den dazugehörigen Anbietern wurden diverse Aktualisierungen im Marktreport durchgeführt. Der Leser profitiert von aktuellen Informationen und spart viel Zeit und Mühe bei der Suche nach einer geeigneten Kleinwindkraftanlage. Der Kleinwind-Marktreport wird für 24,99 Euro angeboten.
Wer die ersten Versionen des Kleinwind-Marktreports erworben hat, bekommt die aktuelle Version 1.5 kostenfrei. Die Käufer werden per E-Mail über das kostenfreie Update informiert.
Braun Windturbinen
Workshop im April
Die Firma Braun Windturbinen in Nauroth in Rheinland-Pfalz bietet am 4. April einen neuen Workshop zur Antaris-Kleinwindkrafttechnik an. Interessierte Installateure können sich dort mit der Technik, mit Planung und Bau der Windgeneratoren vertraut machen.