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Märkte

„Wir sind um rund 30 Prozent ­gewachsen“

Wie lief es 2023 für die Firma Tesvolt?

Daniel Hannemann: Es war ein gutes Jahr, wir sind um rund 30 Prozent gewachsen. Zwar kam die Produkteinführung unseres neuen Gewerbespeichersystems leicht verspätet. Aber die Nachfrage ist deutlich gestiegen, vor allem nach Speichern zwischen 50 und 500 Kilowatt Leistung. Sie war auch am Jahresende 2023 sehr hoch. Wir haben faktisch bis zum letzten Arbeitstag voll durchgearbeitet, um die Aufträge zu bedienen. Mittlerweile haben wir rund 270 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Also läuft es im Gewerbe besser als im Heimsegment?

Der Markt für Heimspeicher hatte ein Zwischenhoch durch den Krieg in der Ukraine. Ich denke, er normalisiert sich jetzt auf das Vorkriegsniveau. Das treibt viele Installateure ins Gewerbe, um sich breiter aufzustellen.

Der Preisverfall dürfte Ihnen in die Hände spielen …

Selbstverständlich. Unsere Gewerbekunden rech­nen sehr spitz. Die sinkenden Preise für Solar­module verbessern die Preise für gewerbliche Anlagen. Das erlaubt starke Renditen und gleicht die hohen Zinsen aus. Zum Jahresende 2023 kostete eine gewerbliche Dachanlage nur noch halb so viel wie zum Jahresbeginn.

Was erwarten Sie von der Politik, um den Zuwachs bei Gewerbespeichern zu verstetigen?

Noch besser würde das Geschäft laufen, wenn die Zertifizierung nach VDE AR-N 4110 vereinfacht würde. Bisher scheuen viele Installateure, die Grenze von 135 Kilowatt zu überschreiten. Wir hoffen, dass die geplanten Erleichterungen schnell kommen. Dann kann man Anlagen bis 500 Kilowatt ohne Anlagenzertifikat ans Netz bringen, wenn die Einspeiseleistung 270 Kilowatt nicht überschreitet. Das gäbe einen echten Schub.

Welche Hürden behindern den Markt?

Hemmend wirkt sich leider noch immer aus, dass man den Speicher nicht zugleich für Funktionen im Gebäude und fürs Stromnetz nutzen kann. Das Ausschließlichkeitsprinzip verhindert beispielsweise zugleich Eigenverbrauch und Trading im Netz. Das BMWK ist mit seinem jüngst veröffentlichten Strategiepapier für Stromspeicher aber auf dem richtigen Weg, das möchte ich ausdrücklich loben. Jetzt muss es zügig in die Umsetzung gehen.

Nicht nur die Preise für Module sind im Keller. Auch die Batteriepreise sinken, oder?

Das stimmt, die Rohstoffpreise sind 2023 gesunken. Dadurch wurden die Zellen bis zu 15 Prozent preiswerter. Diese Senkung haben wir bereits an unsere Kunden weitergegeben.

Wie gestaltet sich die Nachfrage außerhalb von Deutsch­land?

Internationale Märkte wie die Niederlande, Belgien, Italien oder Großbritannien legen zu. Über die Wechselrichter von SMA sind wir dort zerti­fiziert. Ab dem ersten Quartal 2024 bieten wir ­unsere Schulungen auch internationalen Partnern an, das erfolgt im Wesentlichen online.

Mehr Geräte in kürzerer Zeit in mehr Ländern ver­treiben und installieren – wie schaffen Sie das?

Wir stecken sehr viel Geld in die Digitalisierung. Das beginnt bei der Anlagenplanung über die Konfiguration der Speicherschränke, über die Berechnung der Wirtschaftlichkeit bis zur Inbetriebnahme und den Service. Anders als bei Heimspeichern sind die Anwendungen von Gewerbespeichern meistens sehr komplex, denn sie decken viele Nutzungsmodelle und Funktionen im Unternehmen ab. Das bieten wir bereits in mehreren Sprachen an.

Wie hoch ist der Anteil der Digitalisierung bisher?

Etwa 80 Prozent aller Planungen laufen bei uns und unseren Fachpartnern bereits digital. Die verbleibenden 20 Prozent erledigen wir in unserem Backoffice in Wittenberg, als manuelle ­Unterstützung. Das betrifft größere und besonders komplexe Anwendungen. Wir haben viel in die Digitalisierung investiert. Andernfalls wird es schwer, Fertigung und Vertrieb zu skalieren. Wir haben auch die Warenströme in unserer ­Fabrik digitalisiert, sowohl für die Bänder als auch die Lagerlogistik. Mit vier Wochen Lieferzeit sind wir sehr nah am Kunden und seinen Wünschen. ­Niemand duldet Verzögerungen.

Das Gespräch führte Heiko Schwarzburger.

Daniel Hannemann
ist CEO von Tesvolt in Wittenberg. Seine berufliche Karriere begann mit einem Projektierer von Solarparks und einer Firma zur Vermietung von Game-Servern. 2014 grün­dete er zusammen mit CTO Simon Schandert die Firma Tesvolt. Zunächst bauten die ­beiden Gründer einen Prototyp für Land­wirte. In der Folge wuchs Tesvolt schnell und baute in Wittenberg eine Gigafab für Gewerbespeicher mit Lithiumzellen auf.

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