Viele kleine Solarbatterien lassen sich wie ein Großspeicher betreiben. Er saugt Überschüsse aus dem Stromnetz, um die Trassen zu entlasten. Die Speicherkunden freuen sich, denn sie bekommen den Strom nahezu kostenlos - frei Haus.
Stromspeicher sind in Aller Munde, als Pufferbatterien für Sonnenstrom. Doch welch gravierende Veränderungen sich durch ihren massenhaften Einsatz ankündigen, zeigt das Econamic Grid des Leipziger Speicherherstellers Deutsche Energieversorgung (DEV). Das Unternehmen produziert und vertreibt die bekannten Blei-Flüssigsäure-Batterien der Baureihe Senec. Nun schaltet DEV mehrere tausend Kleinspeicher (Senec Home) zusammen, um im begehrten Markt der Regelenergie mitzumischen. Oder besser: um ihn aufzumischen.
Tausende Kleinspeicher zusammen
Econamic Grid nennt Mathias Hammer das neue Produkt. Er ist der Chef von DEV, der treibende Kopf hinter den Ideen. Schon als er vor Jahren mit den Bleispeichern anfing, war er der Branche weit vorweg. Nun kommt der nächste Schritt: „Bis Jahresende schließen wir rund 2.500 kleine Senec-Speicher im gesamten Bundesgebiet über einen Zentralserver zusammen, so dass wir sie wie einen virtuellen Großspeicher oder einen Speicherschwarm betreiben können. Diese Kapazität wird im Regelenergiemarkt angeboten, um kurzfristige Überschüsse aus dem Netz zu saugen.“
DEV ist deutschlandweit der größte Anbieter von stationären Bleispeichern für die Photovoltaik. Jeden Monat werden 400 neue Senec-Home-Geräte an Installateure und ihre Endkunden ausgeliefert. Zur Intersolar wurde der Business-Speicher mit 30 Kilowattstunden vorgestellt. Im September begann die Auslieferung der ersten 180 Vorbestellungen. Das Geschäft mit den Speichern läuft. Eine neue Fabrik befindet sich bereits in der Planung.
Das richtig große Rad
Denn Mathias Hammer denkt schon weiter. Er will das richtig große Rad drehen. Denn die Speicher, die er verkauft, können viel mehr, als nur Sonnenenergie zu bunkern. Um zu verstehen, wohin die Reise geht, muss man einige Details über die Stromnetze und ihre Steuerung wissen.
Das Stromnetz besteht aus drei Ebenen: Niederspannung und Mittelspannung bilden die so genannten Verteilnetze. Alle Leitungen mit mehr als 110 Kilovolt Transportspannung gehören zu den Übertragungsnetzen. Der Verteilnetzbetreiber ist der Ansprechpartner des Stromkunden und der Anlagenbetreiber in der Photovoltaik. Er betreibt den Hausanschluss im Gebäude, den Zähler (Messstelle), er nimmt auch die Anmeldung für den Anschluss einer Photovoltaikanlage entgegen.
Meist wird der Zähler an den Stromkunden verliehen, der dafür ordentlich Gebühren berappen muss. In Deutschland gibt es rund 800 regionale Verteilnetzbetreiber, aber nur vier große Betreiber von Übertragungsnetzen in der Hochspannung. Letztere sind die Firmen 50 Hertz, Tennet, Amprion und Transnet BW. Die Übertragungsnetze gleichen regionale Unterversorgung oder Netzüberschüsse aus.
Unterdeckung und Überschüsse
Das geschieht mit Hilfe von so genannter Regelenergie. Ist zu wenig Strom vorhanden, um die Nachfrage zu decken, fahren die laufenden Kraftwerke auf volle Leistung hoch, oder es werden spezielle Reservekraftwerke angefahren. Ist zu viel Energie im Netz vorhanden, so dass die Drähte und Transformatoren überhitzen, müssen sehr schnell Verbraucher angeschlossen werden. Oder Speicher, wie die großen Pumpspeicherkraftwerke. Dann entnehmen sie dem Netz Strom, um Wasser in höhergelegene Becken zu pumpen. Bei Bedarf kann das Wasser wiederum Generatoren antreiben, um Versorgungsdefizite im Netz auszugleichen.
Was die Pumpspeicherkraftwerke mit viel Aufwand leisten, können tausende Kleinspeicher auch: „Wenn die Übertragungsnetzbetreiber zu viel Energie im Netz haben, bieten wir unsere Batterien an, um die Überschüsse aufzunehmen“, erläutert Mathias Hammer das Konzept. „Die Speicher wurden ja bereits installiert, wir nutzen lediglich eine Zusatzfunktion. Wenn die Batterien mit Überschüssen aus dem Netz aufgeladen sind, können unsere Speicherkunden diesen Strom quasi kostenfrei nutzen.“
Er rechnet mit mindestens 800 Kilowattstunden im Jahr pro Senec-Speicher, vorzugsweise im Winter. „Zwischen Januar und März fällt der meiste Windstrom an, dann treten wir mit der Regelenergie auch kaum in Konkurrenz zur Photovoltaik. Der Kunde bekommt also zusätzlichen Winterstrom mehr oder weniger geschenkt.“ (Heiko Schwarzburger)
Den vollständigen Report lesen Sie im Novemberheft der Fachzeitschrift photovoltaik, das am 6. November 2014 erscheint.