Das Klärwerk in Wolfenbüttel soll in Zukunft komplett mit vor Ort erzeugtem Solarstrom versorgt werden. Da die Sonne nachts nicht scheint, baut Fluxicon einen Batteriespeicher neben die Kläranlage. Fluxicon ist ein Projekt der Agentur für Erneuerbare Energien (AEE), das einen Speicher auf Basis von ausgedienten Batterien aus Elektroautos entwickelt.
Batterien verschiedener Hersteller einbauen
Dabei setzt Fluxicon auf ein spezielles Speicherdesign. Denn die Systemarchitektur ist so ausgelegt, dass verschiedene Batteriesysteme unterschiedlicher Hersteller verwendet werden können. Dazu werden die einzelnen Altbatterien aus den Elektroautos einzeln parallel über Gleichspannungswandler an einen gemeinsamen Gleichstromkreis innerhalb des Speichers angeschlossen. Die Spannungswandler erhöhen die Spannung der jeweiligen Batteriepacks auf ein vorgegebenes Niveau, so dass alle Packs die gleiche Spannung liefern. Gleichzeitig entkoppeln sie die Batteriepacks voneinander, so dass diese einzeln angesteuert werden können. Eine Steuerung überwacht und regelt das gesamte System.
Vielseitigkeit ist die Stärke
Die ursprüngliche Idee hinter Fluxicon ist, diese Second-Life-Speicher zur Unterstützung der Ladeinfrastruktur für Elektroautos zur Verfügung zu stellen. Doch die Wolfenbütteler haben diese Idee verworfen, da der eigentliche Mehrwert des Speichers in seiner Vielseitigkeit liegt. Diese müsse sich auch im Einsatz des Speichers widerspiegeln, erklärt Bürgermeister Ivica Lukanic gegenüber der AEE, die Wolfenbüttel zur Energiekommune Oktober 2023 gekürt hat.
Größten Verbraucher vom Netz nehmen
Aus diesem Grund wird der Speicher in Wolfenbüttel die städtische Kläranlage in sonnenarmen Zeiten mit Solarstrom versorgen, die damit autark wird. „Unser Einsatzzweck ermöglicht die Erhöhung der Eigenstromnutzung, die Sicherung des geregelten Betriebs der Kläranlage sowie die Entlastung des Stromnetzes“, erklärt Florian Jürgens, Leiter des Amtes für Stadtentwicklung und Bauaufsicht. Der Speicher schaffe so nicht nur die Voraussetzungen für eine besonders wirtschaftliche Nutzung der Photovoltaikanlage, sondern ermögliche es, den größten Energieverbraucher im Stadtgebiet weitgehend vom Stromnetz zu entkoppeln.
Acht Bewerber um zwei Speicher
Derzeit ist noch nicht klar, ob Fluxicon den Second-Life-Speicher tatsächlich in Wolfenbüttel aufstellte. Denn es haben sich insgesamt acht Kommunen um die beiden Speicher beworben, die ausgestellt und erprobt werden sollen. Neben Wolfenbüttel haben sich auch Hamburg, die niedersächsischen Kommunen Steyerberg und Langenhagen beworben. Auch im Süden gibt es mit Ludwigsburg, Schwäbsich-Hall und Ulm gleich drei Bewerber in Baden-Württemberg sowie mit Wildpoldsried einen Bewerber in Bayern. Sollte Wolfenbüttel jedoch ausgewählt werden, stehe der Auslieferung des Speichers in die Kommune nichts mehr entgegen, teilt die AEE mit. (su)