Nach dem Konkurs von Sunways war es einige Zeit still geworden um Roland Burkhardt, den Kopf hinter dem Anbieter von Solarmodulen und Wechselrichtern in Konstanz am Bodensee.
Doch im vergangenen Jahr tauchte er wieder auf, und das Resultat verborgener Entwicklungsarbeit wurde sichtbar: Der neue Hybridwechselrichter Centurio und das Speichersystem Domus wurden in München vorstellt. Der Centurio bekam den Award der renommierten Speichermesse EES Europe.
Der Hybridinverter leistet zehn Kilowatt, er lässt sich mit Batteriepacks von 7,2 bis 32,6 Kilowattstunden kombinieren. Er schließt die Batterie mit 400 Volt an. Auf AC-Seite speist er bei Bedarf asymmetrisch auf allen drei Phasen ein, um Schieflasten in den einzelnen Phasen zu kompensieren und das Stromnetz zu entlasten.
Intelligenter Baukasten
Zum System gehört ein intelligenter Zähler beziehungsweise Sensor, der die Stromflüsse am Verknüpfungspunkt zum Netz überwacht.
Zudem ist der Wechselrichter auf allen drei Phasen notstromfähig. Der Wirkungsgrad vom Solargenerator bis zum Netz erreicht 98,1 Prozent. Erstaunlicherweise wird dieser sehr hohe Wirkungsgrad bereits bei einer Teillast von 25 Prozent erreicht. Bei zehn Prozent Teillast schafft er bereits 97 Prozent Wirkungsgrad von DC nach AC.
Schaltet man die Domus-Batterien dazwischen, beträgt der Gesamtwirkungsgrad immer noch 95,4 Prozent, ab einer Teillast aus der Batterie von 20 Prozent. Das ganze System wird installationsfertig angeliefert.
Die Hybridinverter und Batterien lassen sich beliebig kombinieren, entsprechend größer ist die Batteriekapazität, die verwaltet wird. Auf diese Weise entsteht ein Baukasten, der sich auch an einen sehr hohen Speicher- oder Leistungsbedarf anpassen lässt.
Nun sind die Ansprüche hoch gesteckt, dass es aus Konstanz und dem schweizerischen Kreuzlingen wieder Wechselrichter geben wird. Denn Energy Depot ist auf beiden Seiten der deutsch-schweizerischen Grenze mit Firmenteilen präsent. Ende 2017 begann nun die Serienfertigung der neuen Wechselrichter. Mittlerweile hat Energy Depot neue Räume in Konstanz bezogen, 15 Mitarbeiter bauen das Geschäft neu auf.
Die Fertigung wird in Konstanz konzentriert, große Teile des Entwicklerteams von Sunways wurden übernommen. „2017 haben wir die Serienfertigung aufgebaut und die ersten Speichersysteme ‚made in Konstanz‘ ausgeliefert“, sagt Peter Winter, Vertriebschef von Energy Depot.
Die Markteinführung des Centurio im Juni 2017 in München hatte er noch als Produktmanager betreut. Winter ist seit Januar 2017 im Unternehmen, nun baut er einen professionellen Vertrieb auf.
Ziel für 2018: 1.000 Stück verkaufen
In diesem Jahr will er 1.000 Systeme verkaufen, vornehmlich über Partnerinstallateure und Großkunden wie Energieversorger und Stadtwerke. „Wir werden unseren Vertrieb zwei- und dreistufig ausbauen, also direkt über die Installateure gehen“, erläutert Winter. „Für sie wollen wir attraktive Partner sein.“
Attraktiv ist neben dem Batteriewechselrichter auch das Speicherpaket Domus, das mit zwei verschiedenen Zellen ausgeliefert wird. Energy Depot hat zwei Zulieferer qualifiziert, um seine Lieferbasis von Beginn an breit aufzustellen.
Nächster Schritt in Planung
Die meisten Speicheranbieter sind bislang noch von einem Lieferanten abhängig. Das ist riskant, einige haben das bereits zu spüren bekommen. Bei Domus sind es 72- oder 80-Amperestunden-Zellen, die aus Asien kommen. Alle Zellen werden laufend überwacht: Betriebstemperatur, Spannung und Ströme. Im Notfall schalten sich die Batteriepakete selbst ab.
Nun plant Energy Depot den nächsten Schritt: „Wir wollen auch kompatibel mit anderen Batterien werden“, gibt Winter einen Ausblick. „Dann können die Installateure auch andere Batterien mit unserem Wechselrichter kombinieren.“
Die Domus-Batteriemodule leisten zwischen 2,5 und zehn Kilowatt. Rund zwei Drittel der Wechselrichter, die bisher verkauft wurden, hatten eine solche Batterie dabei. Dieser Anteil wird wachsen, dessen ist sich Peter Winter sicher. „Wir haben schon einige Installateure als Vertriebspartner gewonnen“, erzählt er. „Wir stellen Vertriebsleute ein, um den Absatz in Schwung zu bringen.“
Einfaches Upgrade auf Inselfähigkeit
In der Schweiz wird der dreiphasige Speicher, der ausgezeichnete Wirkungsgrade auch bei geringer Teillast aufweist, mit staatlichen Zuschüssen gefördert. Dort ist zudem die Back-up-Funktion stark nachgefragt. „Der Wechselrichter trennt sich gemäß VDE 4105 vom Netz“, erklärt Peter Winter. „Er arbeitet dann tatsächlich als Inselanlage. Wir werden den Centurio aber auch ohne Inselfunktion anbieten. Der Kunde hat trotzdem die Möglichkeit, das System mit einem Upgrade dafür nachzurüsten.“
Bei kritischen Geräten kann die Umschaltzeit von wenigen Sekunden durch den Einsatz einer USV-Box überbrückt werden. Durch die Kombination von Leistungsmessung und Netztrennung braucht das System kein separates Umschaltgerät.
Der Wechselrichter erlaubt echten Inselbetrieb des Speichers, dank hoher Batteriekapazität auch bei längerem Netzausfall oder ganz ohne Netzanschluss. Auch für hohe Anlaufströme ist das Energiespeichersystem gewappnet. Ein kurzzeitig zulässiger Spannungseinbruch wird sofort ausgeregelt und das Inselnetz stabil gehalten. Dafür haben die Ingenieure in den vergangenen Monaten viel Mühe und Grips investiert.
Insgesamt geht die Inbetriebnahme sehr schnell. Das ist für die Installateure wichtig: keine Zeit zu verlieren und wenn möglich wenig Montagekosten zu verursachen, die das Speichersystem zusätzlich zur Hardware verteuern.
Schnelle Inbetriebnahme
Denn im Gewerbesegment ist der Preiskampf härter als bei den kompakten Heimspeichern. Das komplette System mit zwei Domus 3.6 plus dem Wechselrichter soll für den Installateur rund 6.800 Euro kosten. Das entspricht rund 1.000 Euro je Kilowattstunde, inklusive des Zehn-Kilowatt-Wechselrichters.
Die Batteriekosten liegen derzeit zwischen 500 und 600 Euro pro Kilowattstunde. Durch Skaleneffekte in der Serienfertigung will Energy Depot recht schnell auf deutlich unter 500 Euro kommen.
Auch in der Schweiz erhältlich
Zunächst wird das System in der Schweiz und in Deutschland vertrieben, perspektivisch liegt auch der österreichische Markt im Blickfeld. „In Südafrika oder in der Mena-Region werden wir vor allem die Inselsysteme verkaufen“, meint Peter Winter. „Das reduziert auch den bürokratischen Aufwand des Netzzugangs.“ Die Marktbearbeitung soll über Vertriebspartner erfolgen.
In Konstanz läuft die Endmontage der Speicher und der Wechselrichter. Die Elektronik (Leiterplatten) stammt von europäischen Lieferanten, die Lithiumzellen aus China.
Das Ziel für dieses Jahr sind 1.000 Energiespeichersysteme. In der aktuellen Ausbaustufe wären bis zu 5.000 Systeme jährlich problemlos machbar. Nun kommt es vor allem darauf an, ausreichend Handwerker zu qualifizieren, um den Vertrieb in Schwung zu bringen.