Zehn Tipps für Betreiber von Solargeneratoren: Wer Solarmodule auf dem Hausdach, auf der Garage, dem Carport oder ebenerdig auf dem Grundstück installiert hat, braucht weniger Strom aus dem Netz. Wir geben Tipps, wie man den kostbaren Sonnenstrom möglichst vollständig selbst verbraucht.
Wer sich für eine Photovoltaikanlage entscheidet, denkt um. Denn bisher kam der elektrische Strom aus dem Netz. Nun steht er auf dem Grundstück zur Verfügung, ungleich preiswerter als der Netzstrom. Deshalb gilt: Möglichst viel Sonnenstrom selbst verbrauchen, möglichst wenig ins Netz einspeisen. Wir sagen Ihnen, wie das geht.
1. Stromverbrauch im Gebäude senken!
Zunächst einmal: Wer beim Strom sparen will – egal, ob mit Photovoltaik oder nicht – sollte zuerst die Stromfresser im Haus eliminieren. Dazu gehören alle Standby-Geräte, alte Glühbirnen und die Warmwasserbereitung. Je geringer der Stromverbrauch ist, desto höher liegt der Anteil, den man mit Sonnenstrom decken kann.
2. LED einbauen statt Glühlampen!
Der gemeinhin größte Einzelposten ist die Beleuchtung. Veraltete Glühlampen setzen nur zehn Prozent des Stroms in Licht um, etwa 90 Prozent werden als Verlustwärme abgegeben. Sie werden heiß, statt hell, weil in ihrem Innern ein Wolframdraht glüht. Moderne LED setzen den elektrischen Strom fast vollständig in Licht um. Das merkt man daran, dass sie kalt bleiben, also kaum Verluste haben. Deshalb kommt eine ordentliche LED mit rund einem Zehntel des Stroms aus, um die gleiche Helligkeit zu erzeugen. Weil sie nicht so heiß wird, hält sie bedeutend länger. Und: Mittlerweile sind die Preise für LED so weit in die Knie gegangen, dass sich der Austausch der Glühlampen innerhalb von einem bis zwei Jahren rechnet. Das gilt auch für gewerbliche Beleuchtungssysteme, wo nicht selten Quecksilberdampflampen verwendet werden. Auch sie sind echte Stromfresser, die man leicht durch LED ersetzen kann.
3. Standby-Modus ausschalten!
Viele elektrische Geräte (Küchengeräte, Fernseher, Computer, Spielkonsolen, Stereoanlagen) ziehen auch dann Strom, wenn sie nicht gebraucht werden. Sie laufen im sogenannten Standby-Modus. Angesichts der vielen elektrischen Geräte in einem Haus kann sich der Strombedarf für Standby erheblich summieren. Deshalb sollten die Geräte über schaltbare Steckdosen physisch vom Stromkreis getrennt werden, wenn sie ungenutzt sind.
4. Warmwasser elektrisch bereiten!
Wer Sonnenstrom erzeugt, sollte seine Warmwassertechnik auf elektrische Boiler umstellen. Auch kleine elektrische Durchlauferhitzer erlauben es, das warme Wasser direkt am Zapfhahn – etwa als Untertischgerät – zu bereiten. Die Temperatur wird genau auf den gewünschten Komfort eingestellt. Der Bedarf an Warmwasser ist übers Jahr nahezu gleich. Mit Sonnenstrom kann man Warmwasser während des Frühjahrs und des Sommers vollständig abdecken. Das erhöht den Eigenverbrauch. Auch die Kombination mit speziellen Warmwasser-Wärmepumpen ist sinnvoll.
5. Stromfresser tagsüber laufen lassen!
Den höchsten Strombedarf in einem Haushalt haben der Geschirrspüler, die Waschmaschine, der elektrische Wäschetrockner und der Küchenherd. Diese Geräte kann man mit Zeitschaltuhren sehr einfach so einstellen, dass sie tagsüber laufen. Dann bietet der Solargenerator auf dem Dach viel Strom an, der direkt verbraucht werden kann. Der Herd mit seiner Leistungsaufnahme dürfte die Photovoltaikanlage herausfordern, dort könnte ein großer Stromspeicher (Solarbatterie) als Puffer für die kurzzeitige Spitzenlast dienen. Denn es sind nicht nur die Kilowattstunden vom Dach, die ausreichend sein müssen. Auch die kurzzeitig abgeforderten Ströme spielen eine Rolle. Danach richtet sich, ob der Stromspeicher als Kapazitätsspeicher (in Kilowattstunden) oder als Leistungsspeicher (in Kilowatt) ausgelegt wird.
6. Gartenarbeit mit Sonnenstrom erledigen!
Zwischen Frühjahr und Herbst wird der meiste Sonnenstrom geerntet. In dieser Zeit fällt auch die meiste Arbeit im Garten an. So kann man elektrische Rasenmäher, Heckenscheren oder die Gartenbeleuchtung sehr gut mit Sonnenstrom speisen. Eine Solarbatterie erlaubt es, die LED im Garten abends oder nachts zu betreiben. Die Gartensauna wird tagsüber elektrisch mit überschüssigem Sonnenstrom aufgeheizt, damit sie abends bereit ist.
7. In der Übergangszeit elektrisch heizen!
Mit Infrarotheizflächen kann man kühlere Abende im Frühjahr oder im Herbst gut überbrücken, wenn der Solargenerator mit einem ausreichend dimensionierten Stromspeicher gekoppelt ist. Solche elektrischen Heizflächen gibt es in vielen schönen Designs, sogar als Heizspiegel fürs Bad. Solange sie nur wenig Strom brauchen und als Zusatzheizung laufen, lässt sich auch auf diese Weise der Sonnenstrom gut verwenden. Reicht die elektrische Zusatzheizung durch den Sonnenstrom nicht mehr aus, muss man Strom aus dem Netz kaufen. Oder man schaltet auf eine effiziente Wärmepumpenheizung um.
8. Stromspeicher erhöhen die Wirtschaftlichkeit!
Die Preise für stationäre Lithiumbatterien sind zwischen Anfang 2014 um Ende 2015 um rund 35 bis 40 Prozent gefallen. Dieser Trend wird sich fortsetzen. Zudem wurde Ende Februar ein neues Förderprogramm für Stromspeicher aufgelegt, das bis 2018 reicht. Das sind gute Gründe, um in eine Solarbatterie zu investieren. Ihre Größe hängt vom Strombedarf im Gebäude und vom Solargenerator ab. Lithiumspeicher kosten zurzeit rund 1.000 Euro je Kilowattstunde, Bleispeicher rund 500 bis 600 Euro (Nettopreise für Endkunden). Wichtig ist: Ohne Solargenerator macht ein Stromspeicher in privaten Gebäuden wenig Sinn. Bei Gewerbebetrieben sieht das unter Umständen anders aus.
Ohne Stromspeicher kann man rund 50 bis 80 Prozent des Sonnenstroms gut im eigenen Gebäude nutzen. Mit Batterie kommt man schnell auf (nahezu) 100 Prozent. Bezieht man den Eigenverbrauch nicht auf den Generator, sondern den gesamten Strombedarf im Haus, gilt diese Faustregel: Ohne Speicher kann man durch Sonnenstrom zwischen 30 und 50 Prozent seines Strombedarfs direkt decken. Mit Solarbatterie können es bis zu 90 Prozent sein. Die vollständige Abdeckung des Strombedarfs während des ganzen Jahres erfordert einen zweiten Generator. Das kann ein Blockheizkraftwerk sein. Meist einfacher – und kostengünstiger – dürfte es jedoch sein, das Netz zu nutzen. Im Winter deckt der Ökostrom eines zertifizierten Anbieters den Bedarf.
9. Die Mobilität auf Strom umstellen!
Fast genauso hilfreich wie die Solarbatterien sind elektrisch betriebene Fahrzeuge, in allen Größen. Das fängt beim Rasenmäher an, über den elektrischen Rollstuhl für den Opa (oder den freundlichen Nachbarn), die Pedelecs (elektrische Fahrräder) und E-Roller für die Familie. In jedem dieser Vehikel stecken Lithiumbatterien, die man leicht mit Sonnenstrom aufladen kann. Die Krönung ist der elektrische Kleinwagen, mit dem man Einkäufe, Fahrten in der Region oder zur Arbeitsstelle erledigen kann. Denn gerade die häufigen, kurzen Fahrten sind es, die das Spritbudget für herkömmliche Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren strapazieren. Um ein Elektroauto aufzuladen, braucht man eine Wallbox an oder in der Garage beziehungsweise im Carport. Der natürlich ebenso mit leistungsfähigen Solarmodulen bedacht ist. Vorteilhaft sind dreiphasige Ladesysteme, die kurzzeitig ordentliche Leistungen anbieten können.
10. Schnitzeljagd für die ganze Familie!
Erfahrene Installateure können Sie beim Eigenverbrauch des Sonnenstroms unterstützen. Hilfreich ist es, schrittweise vorzugehen und an den Zählern abzulesen, welche Wirkung die verschiedenen Maßnahmen haben. Die Stromfresser im eigenen Haus aufzuspüren, hat den Charme einer Schnitzeljagd. Lassen Sie Ihre Kinder auf die Suche gehen, machen Sie ein Spiel daraus. Das eingesparte Geld wird zurückgelegt: für eine Sonnenstromparty mit Ihren Freunden und Nachbarn oder eine Urlaubsreise – dorthin, wo die Sonne scheint! (Heiko Schwarzburger)
Diese und weitere Tipps unseres Autors rund um die effiziente Versorgung von Wohngebäuden mit erneuerbaren Energien finden Sie hier.