Der Münchner Ökostromanbieter Polarstern errichtet derzeit mehrere Mieterstromprojekte in Sachsen. Mit den hohen Netzentgelten und den niedrigen Einkommen lohnt es sich für die Mieter in den ostdeutschen Ländern, den Strom vor Ort zu erzeugen statt ihn aus dem Netz zu ziehen. Die Energietechnik muss auf die Gegebenheiten vor Ort abgestimmt werden.
In den ostdeutschen Bundesländern kocht immer wieder die Debatte über die hohen Netzentgelte hoch. Der Münchner Ökostromversorger Polarstern weißt darauf hin, dass die Lösung in Mieterstromprojekten liegt. Das Unternehmen baut derzeit drei Mieterstromprojekte in Sachsen. Zusammen mit dem Installationsunternehmen TnT Neue Energie aus Dresden entstehen die Anlagen auf und in vier Plattenbauten, die derzeit saniert werden. Die Systeme sind jeweils auf die Gegebenheiten vor Ort ausgelegt. „Welche Anlagentechnik genau in die Gebäude eingebracht werden kann, das hängt stark vom Gebäude selbst ab sowie von der Nutzungs- beziehungsweise Haushaltsstruktur.“, erklärt Florian Henle, Geschäftsführer von Polarstern.
So sei in vielen Gebäuden die Kombination einer Photovoltaikanlage mit einem Blockheizkraftwerk (BHKW) eine perfekte Lösung. Denn die BHKW erzeugen kontinuierlicher und planbarer Strom und gleichzeitig Wärme. Sie können aber ausgeschaltet werden, wenn der Solarstrom vom Dach in den Sommermonaten einen großen Teil des Strombedarfs abdecken kann und dann auch der Wärmebedarf in den Gebäuden geringer ist.
Es geht um Kostensenkung
So wird auf einem Gebäude mit 100 Wohneinheiten eine Solaranlage mit einer Leistung von 123,45 Kilowatt installiert. Gleichzeitig wird ein BHKW mit einer elektrischen Leistung von 19,2 Kilowatt im Keller des Hauses montiert. Die Kombination deckt 76 Prozent des Strombedarfs ab. In einem anderen Gebäude haben die Münchner auf das BHKW verzichtet. Die Solaranlage auf dem Dach mit einer Leistung von 56,16 Kilowatt deckt aber immerhin noch 33 Prozent des Stromverbrauchs im Gebäude ab. Zwei weitere Gebäude mit jeweils 50 Wohneinheiten bestücken die Münchner zusammen mit dem Dresdner Installationsunternehmen mit jeweils 60 Kilowatt Photovoltaikleistung und einem BHKW mit einer elektrischen Leistung von 20 Kilowatt.
Ob ein Stromspeicher den Preis für die Mieter weiter drückt, hängt vom Strombedarf und der Struktur des Stromverbrauchs im Gebäude ab. Denn letztlich ist es der ausschlaggebende Aspekt, ein Mieterstromprojekt zu realisieren. „Die Beispiele zeigen, dass Mieterstrom bei verschiedenen Gebäuden Sinn macht“, betont Henle. „Die Mieter erhalten im Mittel Stromkostenersparnisse zwischen 15 und 20 Prozent verglichen zum Grundversorgertarif.“
Im Osten sind die Netzentgelte hoch
Deshalb sind auch die ostdeutschen Bundesländer ein dankbarer Markt. Denn dort sind die Stromkosten in der Regel höher als im Westen. Das liegt unter anderem an den hohen Netzkosten, die die ostdeutschen Mieter zahlen müssen. Diese Netzentgelte machen oft ein Drittel des gesamten Strompreises in den ostdeutschen Bundesländern aus. Mit den Mieterstromprojekten werden diese Netzkosten aber eingespart. „Bei typischen Zwei- bis Drei-Personen-Haushalten in ostdeutschen Regionen betragen die Stromkosten gemessen an den Mietwohnkosten oftmals rund ein Fünftel“, rechnet Henle vor. „Da ist es dann finanziell sehr attraktiv, wenn ein Haushalt einen Teil seines Strombedarfs aus eigener, günstigerer Erzeugung decken kann. “ Wie stark genau die Stromkosten eines Haushalts durch Mieterstrom sinken, das hängt maßgeblich von der installierten Energietechnik, den vermiedenen Netzentgelten und dem Energieverbrauchsmuster der Mieter ab. (su)