Die Autoren einer Studie haben festgestellt, dass das in der Energiestrategie 2050 vorgesehene Lenkungssystem als Alternative zur KEV die Energiewende in der Schweiz abwürgen wird. Statt dessen schlagen sie andere Maßnahmen vor, die den Ausbau von Ökostromanlagen forcieren werden.
Viele der vorgeschlagenen Maßnahmen liegen jenseits der reinen monetären Unterstützung und haben sich bereits in anderen Ländern bewährt. So wäre beispielsweise ein Druck auf die Versorger denkbar, die mit der Zeit immer höhere Anteile an zertifiziertem Ökostrom in ihrem Strommix aufnehmen müssen. Eine solche flexible Mengensteuerung ist in Kalifornien, Australien und Schweden Gang und Gäbe, mit entsprechendem Erfolg. Immerhin ist Kalifornien der Bundesstaat der USA mit der höchsten installierten Photovoltaikleistung. Auch in Australien ist der Zubau gut in Schwung. Durch diese Maßnahme würde ein separater Markt für Strom aus erneuerbaren Energien entstehen. Der Preis auf diesem Markt stellt sich so ein, dass im Idealfall die geforderte Quote erreicht wird“, prognostizieren die Autoren des Weißbuches.
Eine zweite Idee wäre eine Umstellung auf ein Ausschreibungssystem, statt einer festen Einspeisevergütung. Hier würden vor allem die Gesamtkosten sinken. Hier besteht allerdings das Problem, dass über Ausschreibungen nur preiswerte Flächen einen Zuschlag bekommen würden, was die Autoren aber in ihrer Studie nicht mit betrachten. Dann würden vor allem preiswerte Freiflächen zum Zuge und der Ausbau von Dachanlagen zum Erliegen kommen. Um das zu verhindern, wäre auch eine Mischform aus Quotenmarkt und Auktionen von Marktprämien mit festen Ober- und Untergrenzen für die Preise.
Anlagen besser ins Gesamtsystem integreieren
Denkbar wäre auch eine flexible Preissteuerung. Dabei bekommen die Investoren einen festen Bonus zusätzlich zu den Markterlösen. Ein solches System der Direktvermarktung würde die Anlagenbetreiber stärker abhängig von Preisschwankungen am Markt machen. Jedoch ist hier die Schwierigkeit, dass die Systeme zur direkten Vermarktung von Strom aus kleinen Anlagen noch in den Kinderschuhen steckt.
Um den hohen Investitions- und Entwicklungskosten für eine Ökostromanlage Rechnung zu tragen, schlagen die Forscher zudem vor, den Investoren Risikokapital zur Verfügung zu stellen. Damit könnten die Anlagen dann gebaut werden, ohne dass die Anlagenbetreiber zu tief in die Vorkasse greifen müssten und dann nach und nach über die Einspeisevergütung die investierten Summen wieder einspielen müssen.
Diese Maßnahmen würden nicht nur den Bau der Ökostromanlagen auch über das Ende der KEV hinaus forcieren. Sie würden auch zu einer stärkeren Systemintegration der erneuerbaren Energien beitragen. Diese muss ohnehin stattfinden. Schließlich sollen die Regenerativen in Zukunft das System tragen. Das würde auch dazu führen, dass die Anlagen in einer vernünftigen Größe und mit einem systemstützenden Design gebaut werden. Perspektivisch ist dazu aber eine Umgestaltung des Designs des Strommarktes notwendig. Die Autoren der Studie betonen, dass auch diese Maßnahmen in Wechselwirkung mit dem europäischen Emissionshandel stehen und den Merit-Order-Effekt an der Strombörse nicht beseitigen. (Sven Ullrich)
Lesen Sie hier, warum die Eidgenossen nach einer brauchbaren Alternative zur KEV suchen müssen.