Das Landesparlament von Niederösterreich hat mit der Novelle der Bauordnung ein Verbot von Öl- und Kohleheizungen in Neubauten ab 2019 beschlossen. Allerdings sind hier viele Schlupflöcher offen. Umweltschützer fordern, endlich auch Bestandsgebäude in das Verbot einzubeziehen.
Niederösterreich lässt in Zukunft keine neuen Öl- und Kohleheizungen in Neubauten zu. Diesen Beschluss hat das Parlament im Zuge der Novelle der Bauordnung beschlossen. Dazu wurde der Absatz 1a in den Paragraphen 58 neu eingefügt. Dort lautet die Formulierung ganz klar: „Die Aufstellung und der Einbau von Heizkesseln von Zentralheizungsanlagen für flüssige fossile oder für feste fossile Brennstoffe ist in nach dem 31. Dezember 2018 neu bewilligten Gebäuden verboten.“
Offene Schlupflöcher
Allerdings ist dies nur ein symbolischer Schritt, wenn auch in die richtige Richtung. Denn weder werden die alten Ölkessel und Kohlefeuerungen aus den Bestandsgebäuden verbannt, noch wird Öl und Kohle beim Austausch dieser Kessel untersagt. Zudem gilt diese Regelung nicht, wenn das Gebäude umgebaut oder saniert wird. Auch der Wärmeanschluss von neuen Anbauten oder anderen Erweiterungen der Bestandsgebäude kann über die existierende Öl- oder Kohlefeuerung realisiert werden. Das Schlupfloch, welches die Politik in St. Pölten hinterlassen hat, ist sogar so groß, dass Neubauten mit Wärme aus alten Ölkesseln eines Nachbargebäudes versorgt werden können, selbst wenn dieser dann neu dimensioniert werden muss.
Bestandsgebäude einbeziehen
Die Umweltschützer von Global 2000 sehen hier dennoch einen logischen Schritt angesichts der Anforderungen aus dem Klimaabkommen von Paris, das auch Österreich unterzeichnet hat. Mehr als Symbolpolitik ist aber auch das nicht. „Denn Ölheizungen werden im Neubau ohnehin kaum mehr eingebaut“, weiß Johannes Wahlmüller, Klima- und Energiesprecher von Global 2000. Er fordert deshalb, im nächsten Schritt die Bestandsgebäude komplett in das Öl- und Kohleheizungsverbot mit einzubeziehen.
Ölheizungen auf dem Rückzug
Nach Angaben der Umweltschützer von Global 2000 sind in Österreich noch etwa 622.000 Ölheizungen in Betrieb. Etwa 106.000 davon stehen in den Heizungskellern der Gebäude in Niederösterreich. Global 2000 bezieht sich hier auf die Angaben von Statistik Austria aus dem Jahre 2014. Diese Zahlen ändern sich schnell. Denn in Österreich ist der Sanierungsstau im Heizungskeller nicht so lang wie in Deutschland. Immerhin verzeichnet die Heizungsbranche einen Rückgang der Ölkessel im Bestand von 35 Prozent in den vergangenen zehn Jahren. Zwar fällt dieser Rückgang in Niederösterreich mit 27 Prozent etwas niedriger aus. Dennoch gehe der Trend hin zu erneuerbaren Energien und weg von alten dreckigen Energieformen wie Öl, betont Wahlmüller. „Die Ölheizung wird in der Bevölkerung zu Recht immer unbeliebter“, weiß er. „Die Gefahren der globalen Erwärmung werden zunehmend sichtbarer. Dazu will man sich nicht den massiven Preisschwankungen der internationalen Ölmärkte auf Jahrzehnte ausliefern.“ Zudem hat Niederösterreich eine finanzielle Unterstützung aufgelegt, die den Umstieg auf eine mit regenerativen Quellen betriebene Heizungsanlage fördert. (su)