Die Übertragungsnetzbetreiber gehen in ihrer Mittelfristprognose davon aus, dass der Zubau von Photovoltaikanlagen in Deutschland in den kommenden Jahren nur langsam steigen wird. Der Grund sind Hürden beim Eigenverbrauch.
Während die Photovoltaik weltweit weiter auf dem Vormarsch ist, wird der Ausbau in Deutschland weiter unter dem von der Bundesregierung anvisierten Ziel bleiben. Dies geht aus der Mittelfristprognose der Übertragungsnetzbetreiber über die Entwicklung des Ausbaus der erneuerbaren Energien hervor. Auf der Basis der Daten von P3 Energy Brainpool gehen die Übertragungsnetzbetreiber davon aus, dass im kommenden Jahr gerade mal 1,55 Gigawatt betragen. Davon werden Freiflächenanlagen mit einer Gesamtleistung von 303 Megawatt neu ans Netz gehen.
Auch für die kommenden Jahre sieht sie Prognose nicht viel besser aus. Für 2017 prognostizieren die Übertragungsnetzbetreiber einen Zubau von 1,684 Gigawatt. Davon werden 390 Megawatt als Solarparks gebaut. Der Zubau im Jahr 2018 wird dann leicht auf 1,785 Gigawatt steigen, aber immer noch weit unter dem Zubaukorridor bleiben, den die Bundesregierung anstrebt. Dieser liegt immerhin bei 2,4 bis 2,6 Gigawatt. Für die Jahre 2019 und 2020 prognostizieren die Übertragungsnetzbetreiber einen Zubau von jeweils 1,906 Gigawatt. In beiden Jahren werden jeweils Solarparks mit einer Gesamtleistung von 376 Megawatt gebaut.
Einspeisevergütung sinkt erst im kommenden Jahr weiter
Aus den Zahlen wird auch klar, dass die Einspeisevergütung frühestens im Laufe des kommenden Jahres wieder sinken wird. Denn die Degression wird ausgesetzt, wenn der Zubau der vergangenen zwölf Monate 900 Megawatt unter dem Zielkorridor bleibt. Dann ist nur die Frage, setzt die Bundesnetzagentur den unteren Wert von 2,4 Gigawatt oder den oberen Wert von 2,6 Gigawatt an. Sollte sie den oberen Wert oder einen Mittelwert von 2,5 Gigawatt als Basis für die Berechnung der Einspeisevergütung ansetzen, bleibt die Photovoltaik im kommenden Jahr von einer Degression verschont.
Allerdings ist nicht die sinkende Einspeisevergütung der Grund für den schwächelnden Markt. Allenfalls für Freiflächenanlagen, deren Strom über die Börse vermarktet wird, sind auf die Vergütung angewiesen. Im Bereich der kleinen und großen Dachanlagen ergibt sich die Wirtschaftlichkeit schon lange aus dem Eigenverbrauch. Um den Zubau anzukurbeln, ist also keine stabile Einspeisevergütung notwendig, sondern die Zulassung des Eigenverbrauchs ohne Hürden. Wenn sich die Politik durchringen könnte, die EEG-Umlage auf selbst verbrauchten Solarstrom abzuschaffen, würde der Zubau auch den anvisierten Korridor nicht unterschreiten. Dies gilt nicht nur für Gewerbebetriebe, die mit selbst verbrauchten Solarstrom zwar jetzt schon ihre Stromrechnung senken können, sondern auch für den Eigenverbrauch in Mehrfamilienhäusern.
Eigenverbrauch ist treibende Kraft
Dass der Eigenverbrauch die treibende Kraft in der Solarbranche ist, zeigt der steigende Anteil des selbst verbrauchten Solarstroms in den vergangenen und kommenden Jahren. Die Analysten des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung (ISI) prognostizieren, dass durch die sinkende Einspeisevergütung der Eigenverbrauch bis 2020 von 1,3 auf 3,9 Terawattstunden steigen wird. Diese Prognose deckt sich auch ungefähr mit den Zahlen der Übertragungsnetzbetreiber. Diese gehen davon aus, dass der Eigenverbrauch bis 2020 auf 3,854 Terawattstunden steigt. Dies wäre dann ein Anteil von 8,86 Prozent des insgesamt erzeugten Solarstroms. Dieser Anteil beträgt im Jahr 2017 immerhin nur 7,02 Prozent, im kommenden Jahr sogar nur 6,12 Prozent.
Die Übertragungsnetzbetreiber berufen sich bei ihren Zubauzahlen auf die Daten von P3 Energy, die ein entsprechendes Gutachten zusammen mit der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule in Aachen und dem Institut für Hochspannungstechnik erstellt haben. (Sven Ullrich)