Das Jahr 2020 war ein verrücktes Jahr, wegen der Coronakrise. Wie ist es für Senec gelaufen?
Aurélie Alemany: Es war ein Superjahr. Wir werden den Umsatz bis Jahresende gegenüber dem Vorjahr verdoppeln. Genaue Zahlen haben wir natürlich erst im Januar. Aber das starke Wachstum sehen wir ganz klar, trotz der verrückten Zeiten. Und es wird in den kommenden Monaten sicher so weitergehen.
Wie viele Speichersysteme hat Senec verkauft?
Wie gesagt, die genauen Zahlen haben wir erst, wenn das Jahr wirklich um ist. 2019 waren es 10.000 Speichersysteme. Genau wie beim Umsatz werden wir auch diese Zahl in etwa verdoppeln. Doch wir bieten unseren Fachpartnern und Kunden eine 360-Grad-Lösung, die neben den Speichern unter anderem Solarmodule oder die E-Mobilität umfasst. Wir sind mit Speichern gestartet. Mittlerweile verkaufen wir nachhaltige Gesamtsysteme.
Nachhaltiges Wachstum zu organisieren ist die wichtigste Herausforderung für unsere Branche. Geht es allein um Umsatz?
Nein, ganz sicher nicht. Es geht darum, den Vertrieb zu stärken, die Logistik entsprechend auszubauen, ebenso die Produktion. Die betrieblichen Prozesse und die Beziehungen zu unseren Kunden müssen mit diesem enormen Wachstum Schritt halten. Wir müssen uns immer darauf konzentrieren, was unsere Kunden wünschen und brauchen. Und nicht zuletzt ist Wachstum kein Selbstzweck, wir müssen am Ende des Tages auch Geld verdienen.
Wie viele Mitarbeiter hat Senec derzeit?
Bis Jahresende werden es 250 sein. Natürlich erfordert das Wachstum die richtigen Mitarbeiter, die wir gleichfalls in die erfolgreiche Kultur von Senec integrieren müssen. Die richtigen Mitarbeiter zu finden, das ist nicht trivial. Da tobt ein Krieg um die Köpfe, War for Talent. Zum Glück bietet Senec vor allem jungen Menschen wichtige Vorzüge, die es uns etwas leichter machen.
Zum Beispiel?
Heutzutage sind die jungen Leute sehr darauf orientiert, etwas Sinnvolles zu leisten. Sie wollen die Energiewende mitgestalten, das ist ein brennendes Thema. Dagegen leiden andere Branchen, beispielsweise durch Corona, aber auch durch strukturelle Veränderungen der Märkte. Denken Sie an die Automobilindustrie, die sich in dramatischen Veränderungen befindet.
Ist es in Sachsen schwierig, gute Leute zu finden?
Die Leute bleiben – wie überall – gern in der Heimat. Die Leipziger arbeiten gern in ihrer Stadt. Und sie kommen gern zurück, denn die Stadt ist sehr attraktiv. Wir müssen zwar um jede neue Mitarbeiterin und jeden neuen Mitarbeiter kämpfen, aber diese Faktoren unterstützen uns dabei.
Was haben Sie und Senec sich für 2021 vorgenommen?
Das Wachstum wird weitergehen, der Kurs wird sehr ähnlich sein. Wir bleiben unserer Vertriebsstrategie treu und wollen uns stärker mit unseren Fachpartnern verzahnen. Außerdem wollen wir unsere Prozesse weiter professionalisieren. Der Ausbau der Fertigung wird weitergehen. Und wir wollen den Kundenservice verbessern und ausweiten. Wir bieten nicht nur Stromspeicher und Module an, sondern 360-Grad-Lösungen rund um die Nachhaltigkeit, bis hin zur E-Mobilität. Diese werden wir konsequent ausbauen. Das erfordert einen professionellen Service, auf den sich unsere Fachpartner verlassen können.
Platzt die Firma in Leipzig aus den Nähten?
Wir bekommen langsam Probleme, das stimmt. Wir konnten jedoch neue Räume in unserem Gebäudekomplex anmieten. Zugleich haben wir in diesem Jahr durch die Coronakrise gelernt, dass die Heimarbeit durchaus auch Vorteile hat. Das wiederum bedeutet den Ausbau der digitalen Vernetzung – unserer Mitarbeiter untereinander, aber auch mit unseren Kunden und Partnern.
Welche neuen Produkte planen Sie für 2021?
Geben Sie mir bitte noch ein bisschen Zeit, diese Frage konkreter zu beantworten. Auf alle Fälle werden mehrere Trends wichtig sein, die wir ganz sicher besetzen und ausgestalten: die E-Mobilität, in die wir ja bereits eingestiegen sind, mit unserer Senec Wallbox und der Senec Cloud to go, Post-EEG und die Weiterentwicklung der Cloud. Und wenn wir über das kommende Jahr hinausschauen, werden die E-Wärme und perspektivisch auch Speichersysteme für Gewerbekunden wichtig.
Das Gespräch führte Heiko Schwarzburger.