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„Speicherzellen made in Austria“

Wie ist dieses besondere Corona-Jahr bisher für Blue­sky gelaufen?

Thomas Krausse: Mit unserer Entwicklung im ersten Halbjahr sind wir sehr zufrieden. Die Nachfrage nach unserer Salzwasserbatterie ist ungebrochen. Mehr noch: Der Auftragsbestand lag Ende Mai bei 4,2 Millionen Euro, im Vorjahreszeitraum waren es 1,8 Millionen Euro. Der Auftragsbestand hat sich mehr als verdoppelt. Corona hat allerdings einen Einfluss auf unsere eigene Zulieferkette gehabt. Deshalb bestärken uns die aktuellen Entwicklungen, auf kurze Lieferwege zu setzen – und uns von chinesischen Zulieferern unabhängig zu machen. Unsere Lieferzeiten verkürzen sich so um acht Wochen, da der aufwendige Schiffstransport von Asien nach Europa entfällt.

Wie erklären Sie sich diese positive Entwicklung?

Der generell wachsende Markt hilft uns natürlich. Hinzu kommt, dass die vor ein paar Jahren noch exotisch wirkende Salzwasserbatterie sich voll etabliert hat. Für uns ein deutliches Signal, dass unsere umweltfreundlichen und sicheren Stromspeicherprodukte gut bei den Kunden ankommen – und das spricht sich auch immer mehr herum. Die Greenrock-Speicher sind mittlerweile deutlich bekannter.

Warum fiel Ihre Entscheidung auf Frankenburg in Oberösterreich?

Die Wahl für Frankenburg fiel im Juni nach Evaluierung verschiedener Kriterien, wie Infrastruktur, Logistik, Verkehrsanbindung, Mitarbeiterverfügbarkeit, Steuern und regionaler Förderungen. Ein für uns wichtiger Grund: Der neue Standort verfügt über 3.200 Quadratmeter und liegt in der Nachbargemeinde unseres aktuellen Firmensitzes. So stellen wir sicher, dass unser Know-how auf dem kürzesten Weg in der Fertigung umgesetzt wird. Mit einem zentralen Standort für das gesamte Unternehmen haben wir die besten Voraussetzungen für die Zusammenarbeit der einzelnen Abteilungen und stärken so den Teamgeist.

Die Elektroden der Salzwasserbatterie bestehen aus Natriumsulfat und Wasser.

Foto: Bluesky Energy

Die Elektroden der Salzwasserbatterie bestehen aus Natriumsulfat und Wasser.

Wie viele Mitarbeiter haben Sie oder planen Sie einzustellen?

Derzeit sind es an allen Standorten 45 Angestellte und wir planen weitere 15 für die neue Produktion einzustellen. Langfristig kommen weitere Stellen dazu.

Ab wann beginnt Ihre neue Fertigung?

Bereits im September 2020 werden wir beginnen, die ersten Batteriezellen made in Österreich zu fertigen. Schritt für Schritt werden wir die Stückzahlen von 10.000 auf 30.000 Batteriestacks pro Jahr steigern. Im ersten Quartal 2021 hoffen wir den vollen Output zu erreichen.

Fertigen Sie nun alles selbst? Oder welche Komponenten beziehen Sie von Zulieferern?

Die Kernprozesse werden alle im Haus selbst durchgeführt. Diese beinhalten im Wesentlichen die Elektrodenfertigung, die Batteriezellenfertigung sowie die Herstellung des Elektrolyten. Wir beziehen nur einige Komponenten, wie das Kunststoffgehäuse, von Zulieferern. Die oberste Prämisse ist jedoch Unabhängigkeit, das heißt Kernprozesse im Haus in einem redundanten Maschinenpark selber zu machen. Bei Komponenten von Zulieferern setzen wir auf Double-Sourcing-Strategien. Wir wollen nicht von einem einzelnen Lieferanten abhängig sein.

Bekommt man in Europa eine Salzwasserbatterie von einem anderen Anbieter?

In Europa wissen wir von keinem Marktbegleiter, der eine ähnliche Speichertechnologie wie unsere anbietet.

Sie werden in diesem Herbst ein neues Produkt vorstellen?

Genau. Wir haben gesehen, dass unsere sichere und ökologische Batterie bei einigen Anwendungen auch Schwächen hat. Das ist im Wesentlichen die relativ geringe C-Rate von maximal 0,5. Bei einigen Anwendungen wie der Lastspitzenkappung und dem Laden von Elektroautos ist das zu wenig. Deshalb bringen wir ein neues Produkt auf den Markt. Mit der sogenannten Carbocap-Technologie erreichen wir ein schnelles Entladen mit der Rate von 1C. Das neue Produkt hat zusätzlich den Vorteil, in einer extremen Temperaturbandbreite einsetzbar zu sein. Genaue Details stellen wir bei der Präsentation des neuen Produktes vor. Für Gewerbekunden werden wir künftig vermehrt hybride Lösungen aus der neuen und der altbewährten Salzwassertechnologie anbieten.

Welche Kapazitäten deckt Ihr Portfolio ab?

Die Heimspeicherserie Greenrock Home startet bei fünf Kilowattstunden und endet bei 30 Kilowattstunden. Hier beginnt bei uns der gewerbliche Bereich, der bis 270 Kilowattstunden umfasst.

Nutzen Sie Solarstrom für Ihre Produktion?

In Frankenburg sind wir Mieter in der Produktionshalle, aktuell ist keine Photovoltaikanlage vorhanden. Wir möchten dennoch gerne Solarstrom nutzen und verhandeln gerade mit dem Vermieter, welche Möglichkeiten es für uns gibt.

Welche Kunden fragen Ihren Salzwasserspeicher besonders gern nach?

Das reicht von Familien im Eigenheim über öffentliche Träger wie Schulen oder Kindergärten bis hin zu Landwirten und Gewerbebetrieben. Bei den Kunden steht das Thema Sicherheit und Umweltfreundlichkeit hoch im Kurs. Unser Stromspeicher ist nicht entflammbar und enthält keine giftigen Materialien, das kommt gut an.

Wie wichtig ist Ihren Kunden die Wirtschaftlichkeit des Speichers?

Bei Kunden mit Einspeiseanlagen ist das sicherlich nicht immer der erste Fokus. Es stehen eher Autarkie, Sicherheit und ein ökologisches Produkt auf der Checkliste. In dieser Berechnung werden oftmals auch emotionale Werte mit eingerechnet. Dennoch ist die Wirtschaftlichkeit des Speichersystems wichtig. Die Gewerbekunden rechnen das genau durch. Der Speicher muss sich rentieren. Auch weil wichtige Verbraucher wie Melkanlagen, Lüftungen, Datensicherung auch bei einem Stromausfall weiterhin versorgt werden müssen. Die Kosten bei einem solchen Ausfall wären immens.

Wie teuer ist die gespeicherte Kilowattstunde im Salzwasserspeicher?

Das hängt auch von der Systemgröße ab. Die Kosten für die Speicherung von Solarstrom werden dank der Skaleneffekte in naher Zukunft auf unter zehn Cent pro Kilowattstunde kommen. Wir haben das Ziel, schon ab 2023 auf weniger als fünf Eurocent pro Kilowattstunde zu kommen. Für die Energiewende wäre das ein wichtiger Beitrag.

Der Bau Ihrer neuen Produktion kostet fünf Millionen Euro. Sie haben Ihre Zeichnungsfrist für eine Beteiligung um ein Quartal bis zum 30. September 2020 verlängert. Wie ist der Stand?

Die neue Fertigung wird mit Eigenkapital, den erwirtschafteten Einnahmen und einem Förderdarlehen finanziert. Außerdem möchten wir aber interessierten Menschen die Möglichkeit geben, in ein sinnvolles Produkt zu investieren und eine unternehmerische Beteiligung einzugehen. Diese Menschen können noch bis Ende September Genussrechte mit Einlagen ab 1.000 Euro erwerben. Mit der bisherigen Resonanz sind wir mehr als zufrieden.

Das Interview führte Niels H. Petersen.

Von links: Hansjörg Weisskopf (Gründer und Gesellschafter), Helmut Mayer, Thomas Krausse (beide Geschäftsführer) und Horst Wolf (Gesellschafter) haben sich für die Zellfertigung in Österreich entschieden.

Foto: Bluesky Energy

Von links: Hansjörg Weisskopf (Gründer und Gesellschafter), Helmut Mayer, Thomas Krausse (beide Geschäftsführer) und Horst Wolf (Gesellschafter) haben sich für die Zellfertigung in Österreich entschieden.

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