Wie hat Kostal das Wechselrichtergeschäft im vergangenen Jahr 2019 abgeschlossen?
Frank Henn: Das Jahr 2019 ist für uns sehr gut gelaufen. Wir konnten unseren Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 60 Prozent steigern. Diese sehr schöne Entwicklung basiert auf einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit mit unseren Kunden und auf technischer Innovation. Als Unternehmen steht Kostal für immer neue, bahnbrechende Innovationen, eingebettet in mittelständische Solidität. Kostal hat seinerzeit den ersten dreiphasigen Wechselrichter für Einfamilienhäuser entwickelt, ebenso den allerersten Hybridwechselrichter, damals den Piko BA, der noch mit Blei-Gel-Batterien lief, und damit neue Standards für die Branche gesetzt.
Bei Effizienztests stehen Ihre Geräte immer ganz oben auf dem Treppchen …
Unser aktueller Hybridwechselrichter Plenticore plus wurde mehrfach für seine Effizienz ausgezeichnet. Im Auslieferungszustand ist er als sehr leistungsfähiger, reiner Solarwechselrichter konfiguriert. Als erstes Gerät der Branche überhaupt kann dieser Wechselrichter über das Aktivieren einer Softwarefunktionalität in den Betriebsmodus Hybridwechselrichter erweitert werden. Hierzu ist nur der Erwerb eines Aktivierungscodes erforderlich, um die Batterie anschließen zu können. Diese Flexibilität in der Anwendung hat sich als Riesenvorteil für Großhandelspartner, Installateure und Endkunden herausgestellt.
In welchen Segmenten des Marktes sind Sie tätig?
Unser Produktportfolio umfasste bisher Wechselrichter von 1,5 bis 36 Kilowatt. Schwerpunktmäßig sind unsere Geräte für private Solarkunden und für kleinere gewerbliche Anlagen ausgelegt. Für größere Anlagen erweitern wir unser Portfolio mit neuen Wechselrichtern der Leistungsklassen 30, 50 und 60 Kilowatt, unserem Piko CI. CI steht für Commercial Inverter.
Und bei den Hybridgeräten?
Bei den Hybridwechselrichtern decken wir nunmehr alle Leistungen von 1,5 Kilowatt bis zehn Kilowatt ab, einphasig und dreiphasig. Wir können die Batterien sowohl DC-seitig einbinden als auch als AC-Batterie mit eigenem Batteriewechselrichter installieren, beispielsweise für die Nachrüstung des Stromspeichers.
Wie ist Kostal ins Jahr 2020 gestartet?
Die Nachfrage unserer Kunden nach dem Plenticore plus ist sehr positiv und lastet unsere Produktion mehr als aus. Obwohl wir die Kapazitäten bereits 2018 und 2019 um jeweils 50 Prozent erhöht hatten. Die Auslieferungen von Januar bis März waren so hoch, als ob es keinen Winter gegeben hätte. Dieses Jahr hat mit besonderer Dynamik begonnen und zeigt, dass eine Photovoltaikanlage mit Speicher als ganz natürlicher Bestandteil einer technischen Gebäudeausstattung begriffen wird. Das beflügelt die Branche.
Vertreiben Sie an die Installateure oder über Händler?
Wir vertreiben über den Fachgroßhandel und stützen uns auf dessen lokale Präsenz, logistische Expertise und komplementäre Produkte. Wie zum Beispiel die BYD-Batterie, die mit unserem Plenticore stark nachgefragt wird. Das sehen wir an den Anschlusszahlen der Batterien, die sich sehr dynamisch entwickeln. Die Aktivitäten unserer Vertriebsmitarbeiter sind stark auf die Betreuung der Installateure ausgerichtet. Schulungen für die Zertifizierung, Webinare, gemeinsame Aktivitäten vor Ort und so weiter. Hier wird der Grundstein für unseren Markterfolg gelegt.
Wie hat sich die Coronakrise bei Ihnen ausgewirkt?
Trotz Corona haben wir volle Auftragsbücher. Wir liegen aufgelaufen erneut 60 bis 70 Prozent über dem Vorjahr. Die DACH-Region zeigte sich von der Pandemie völlig unbeeindruckt. Der Lockdown in Exportmärkten wie Italien, Griechenland, Spanien oder Jordanien hat uns deutlich mehr getroffen. Allerdings sind unsere Absatzmengen dort deutlich kleiner. Dennoch liegen wir auch dort im Gesamtjahr bisher rund 25 Prozent über dem Vorjahreszeitraum. Im Mai sehen wir eine deutliche Belebung des Geschäfts.
Welche Herausforderungen mussten Sie während der Pandemie meistern?
Unsere Business Unit ist eingebettet in die Kostal Industrieelektrik mit mehr als 450 Mitarbeitern. Während des Lockdowns hat nur rund ein Viertel in der Firma gearbeitet. Vor allem die Fertigung musste weitergehen, mit den Auflagen für die Hygiene. Viele Mitarbeiter haben aus dem Homeoffice gearbeitet. Das funktionierte besser als anfänglich erwartet.
Gab es Engpässe bei den Zulieferern?
Davon blieb niemand verschont. Allerdings hat Kostal in China eine eigene Einkaufsabteilung, auf die wir uns stützen konnten. Deshalb lief die Produktion bei uns in Hagen nahezu ohne Abriss durch. Schwieriger war es, Ausfälle von Zulieferern aus der EMEA-Region zu kompensieren, etwa bei Tiefziehteilen aus Polen oder Kunststoffteilen aus Spanien.
Gesetzt den Fall, dass es keine zweite Coronawelle geben wird: Wie werden Sie das Jahr 2020 abschließen?
Ich schätze, dass wir 2020 rund 50 Prozent mehr Geräte absetzen als 2019. Generell stehen die Zeichen der Märkte für die privaten und kleineren Gewerbekunden sehr positiv. Viele Menschen sind verunsichert, wollen ihr Geld krisensicher anlegen. Der Slogan der Finanzkrise von 2008: „Lieber eine Solaranlage auf dem Dach als die Aktien im Keller“ passt auf die aktuelle Situation.
Welche technischen Trends sehen Sie?
Vor allem geht es um die Einbindung der Batterien, auch im Gewerbe. Wir haben uns für Hochvoltsysteme entschieden, weil sie höchste Effizienz erlauben. Die Nachfrage nach Speicherbatterien steigt international, auch bei einphasigen Wechselrichtern zum Beispiel in Australien, Italien, Spanien oder den Niederlanden. Das fängt überall an. Der australische Markt ist ungefähr so groß wie der deutsche Speichermarkt.
Welche Anforderungen haben die Installateure?
Sie wollen mit möglichst wenigen Komponenten und überschaubarem Schulungsaufwand ein breites Anwendungsspektrum abdecken. Kennst du ein System, kennst du alle. Eine vertraute Systemumgebung erhöht die Produktivität unserer Installationspartner und senkt deren Kalkulationsrisiken. Die Systeme müssen einfach sein und schnell zu installieren. Und sie müssen dazu beitragen, dass unsere Installateure einen kompetenten Eindruck bei den Endkunden hinterlassen. Immer wichtiger wird die Einbindung ins Smart Home oder ein Energiemanagement.
Der Eigenverbrauch steht im Mittelpunkt …
Ganz klar, darum geht es, den Eigenverbrauch des Solarstroms beim Kunden zu erhöhen. In der Leistungselektronik geht der Trend hin zu Komponenten aus Siliziumkarbid und höheren Taktfrequenzen. Dadurch werden die Geräte noch effizienter und robuster.
Spielt Notstrom eine Rolle?
Wir hatten diese Funktionalität früher in unserem Portfolio, aber sie wurde seinerzeit kaum nachgefragt. Im Plenticore plus wurde diese Funktionalität dementsprechend nicht umgesetzt. Aktuell stellen wir fest, dass dieses Thema häufiger angefragt wird, zumindest als Ersatzstromfunktionalität. Auch wenn in unseren Regionen die Netzstabilität hervorragend gewährleistet ist, scheint dieses Merkmal für einige Kunden doch an Bedeutung zu gewinnen. Wir werden das in den kommenden zwei Jahren in der Hardware unseres Plenticore plus nachrüsten und auf den Markt bringen. Wir denken dabei in Richtung einer Ersatzstromversorgung. Für eine unterbrechungsfreie Stromversorgung werden wir weiterhin auf professionelle USV-Lösungen verweisen.
Wie könnten sich die Preise entwickeln?
Seit zweieinhalb Jahren sehen wir für schwerpunktmäßig im privaten Segment installierte Produkte relativ stabile Preise. Einem Preisverfall konnten wir technologisch entgegenwirken, indem wir zusätzliche Funktionalitäten in die Wechselrichter integrieren. Bei den größeren Wechselrichtern ist der Preisdruck dagegen deutlich ausgeprägter.
Das Gespräch führte Heiko Schwarzburger.
PV Guided Tours 2020
Die neuen Hybride & CL-Geräte im Video
Im Juni waren wir bei Kostal in Hagen zu Gast, um uns vor Ort über die Innovationen dieses Jahres zu informieren. Thomas Garber, Produktmanager für die Wechselrichter von Kostal, hat sich Zeit genommen: Im Video erläutert er die neue Vielfalt der Wechselrichter für Solarstrings und Speicherbatterien. Unbedingt anschauen!
www.photovoltaik.eu/videos/pv-guided-tours-2020
Kostal
Die Neuheiten für 2020
Kostal rollt das bewährte Konzept seiner Hochvolt-Hybridwechselrichter nun auf alle einphasigen und dreiphasigen Geräte von 1,5 Kilowatt bis zehn Kilowatt aus.
Zudem wurde ein neuer Batteriewechselrichter zur AC-Einbindung der Speicher entwickelt: der Plenitcore BI. Er wird mit einer Hochvoltbatterie und dem Kostal Smart Energy Meter einfach parallel zur Bestandsanlage an das AC-Netz angeschlossen. Der Austausch oder Ersatz bestehender Komponenten ist nicht notwendig. Auch bei Neuanlagen – insbesondere bei größerem Solargenerator oder speziellen Anlagenkonfigurationen – bietet der Plenticore BI eine einfache Möglichkeit zur Anbindung eines Speichersystems – bis zu 66 Kilowattstunden Speicherkapazität.
Bei den Stringwechselrichtern erweitert Kostal sein Angebot um die neuen Piko CI. CI steht für Commercial Inverter. Sie sind mit Leistungen von 30, 50 und 60 Kilowatt erhältlich.