Wärmepumpen gehören mittlerweile zum Portfolio vieler Solarfachbetriebe, die auch Heizungslösungen anbieten. Aber nicht jeder Solarteur oder Elektrofachbetrieb will sich mit wasserführenden Heizungen befassen. Sie fallen eigentlich in die Domäne der SHK-Betriebe. Doch oft schrecken die Kundinnen und Kunden vor den hohen Kosten für Wärmepumpen zurück.
Trotzdem führt künftig kein Weg an der elektrischen Heizung vorbei. Wenn ein Kunde auch Solarstrom für seine Heizung erzeugen möchte, wird die Photovoltaikanlage größer ausgelegt. Eine Lösung können Infrarotheizungen sein. Sie sind in den Kosten für Anschaffung und Betrieb deutlich günstiger als Wärmepumpen. Dann bleibt mehr Geld für die größere Photovoltaikanlage übrig. Auch die Erweiterung von Bestandsanlagen, die aus der EEG-Förderung fallen, wäre damit finanzierbar.
Ideale Kombination mit der Photovoltaik
Die Installation von Infrarotheizungen ist eine Aufgabe des Elektrohandwerks. Die nachfolgenden Beispiele zeigen Anwendungen im Neubau und Bestand, die einfach umzusetzen sind und für niedrige Energiekosten sorgen. Hierfür ist die Kombination von Photovoltaik und Infrarotheizung ideal.
Diese Praxisbeispiele werden auf der Konferenz „Infrarotheizung: Wirtschaftlichkeit im Fokus“ am 3. April 2025 in Würzburg im Detail vorgestellt. Veranstalter ist der Branchenverband IG Infrarot Deutschland. Auf der ganztägigen Tagung wird gezeigt, wie Infrarotheizungen ein wirtschaftlicher Weg zur Beheizung von Gebäuden sind. Photovoltaik gehört bei vielen Projekten zum Energiekonzept.
Erfahrungen seit zwölf Jahren
Bernd Morschhäuser ist Geschäftsführer von Vitramo. Er stattet ein Einfamilienhaus in einer Kleinstadt im Odenwald aus, das 2013 bezogen wurde. Das gut gedämmte Niedrigenergiehaus hat eine Wohnfläche von 164 Quadratmetern. Die Wohnräume sind nach Süden orientiert, durch große, zweifach verglaste Fensterflächen kommt Sonnenwärme ins Haus. Allein dadurch sinkt der Heizwärmebedarf deutlich.
Bei seiner Planung hat der Bauherr zunächst Angebote für eine Wärmepumpe mit Fußbodenheizung eingeholt. Die Preise für knapp acht Kilowatt Heizlast lagen 2012 bei durchschnittlich 33.000 Euro. Als Alternative kalkulierte er Infrarotheizungen zu einem Preis von rund 12.000 Euro.
In dem Angebot waren 20 Decken-Infrarotheizgeräte inklusive Regelung für 9.000 Euro und eine Brauchwasser-Wärmepumpe für rund 2.800 Euro enthalten. Der Bauherr entschied sich für Letzteres und beschloss, für die Differenz, die er im Vergleich zur Wärmepumpe einsparte, eine Photovoltaikanlage anzuschaffen. Daraufhin wurden Module mit 11,67 Kilowatt Leistung in Ost-West-Ausrichtung auf dem Carport und dem Technikraum installiert.
Solare Überschüsse rechnen sich
Rein rechnerisch ist ein Plusenergiehaus entstanden, wie die Zahlen von 2020 zeigen. Mit über 10.000 Kilowattstunden übertraf der Solarertrag vom Dach den Energiebedarf für Heizung, Warmwasser und Haushaltsstrom. Hierfür verbrauchten die Bewohner rund 9.000 Kilowattstunden.
Die Infrarotheizungen verbrauchten im selben Jahr 5.216 Kilowattstunden. Das entspricht einem Verbrauch von 32 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr. Die Eigentümer zahlten 2020 insgesamt 1.248 Euro für Heizstrom an ihren Energieversorger. Die Photovoltaikanlage erzeugte 10.396 Kilowattstunden Solarstrom. Davon verbrauchten die Bewohner 1.551 Kilowattstunden selbst, 8.845 speisten sie in das Stromnetz ein.
Mit der Einspeisevergütung in Höhe von 1.319 Euro konnten sie die Heizkosten ausgleichen und sogar ein Plus von 71 Euro erwirtschaften. „Der niedrige Heizwärmebedarf, die geringen Anschaffungskosten und die Förderfähigkeit des technischen Anlagenkonzeptes rücken die Infrarotheizung immer stärker in den Fokus“, resümiert Morschhäuser. Als Einzelmaßnahme seien Infrarotheizungen aktuell nicht förderfähig, aber als Teil einer Gesamtmaßnahme, ergänzt er.
Paragraf 71d des GEG
Die Voraussetzungen für den Einsatz von Infrarotheizungen in Gebäuden sind in Paragraf 71d Gebäudeenergiegesetz (2024) zu finden. Für Neubau und Bestand gilt: Der bauliche Wärmeschutz muss mindestens 45 Prozent besser sein als beim GEG-Referenzgebäude, das in den Paragrafen 16 und 19 definiert wird.
Bei Bestandsgebäuden gibt es eine wichtige Ausnahme: Für Ein- und Zweifamilienhäuser, in denen die Eigentümer eine Wohnung selbst bewohnen, gibt es keinerlei Einschränkungen in Bezug auf den baulichen Wärmeschutz. Das Gleiche gilt für den Fall, dass Einzelgeräte wie Nachtspeicheröfen oder Elektrokonvektoren ersetzt werden sollen, und ebenso für Hallen mit über vier Meter Höhe und dezentralem Heizsystem.
Zurück zu den Beispielen aus der Praxis. Christoph Weiland, Vorstand der IG Infrarot Deutschland und Geschäftsführer von Welltherm, wird auf der Konferenz ein Einfamilienhaus vorstellen, das 2019 bezugsfertig war. Es steht in Attendorn im Sauerland und hat 140 Quadratmeter Wohnfläche.
Als die Eigentümer das Fertighaus das erste Mal besichtigten, hatte es noch eine Luft-Wasser-Wärmepumpe. Dann schwenkte der Anbieter auf Infrarotheizungen um. Dem Paar gefiel die angenehme Wärme, zudem war das Infrarotheizsystem 9.000 Euro günstiger. Diese Summe investierten sie in eine Photovoltaikanlage mit 6,5 Kilowatt Leistung.
Sie ist mit einem Batteriespeicher mit neun Kilowattstunden Speicherkapazität gekoppelt. Einen Teil des Solarstroms kann das Paar direkt oder über die Zwischenspeicherung in den Akkus selbst verbrauchen, den Rest speisen die Bewohner gegen Einspeisevergütung ins Netz ein.
Die erste Jahresenergiebilanz basiert auf der Abrechnung des Energieversorgers. Unter Einbeziehung der Photovoltaikanlage zahlten die Eigentümer im ersten Jahr 1.169,18 Euro für Strom. Der Betrag beinhaltet den Strom für die Heizung und alle anderen elektrischen Verbraucher inklusive Warmwasser. Die Solarstromanlage hat durch die Einspeisevergütung genau 852,86 Euro erwirtschaftet.
Unschlagbares Trio: PV, Akkus und IR
Der Besitzer rechnet vor: „Da wir keinen separaten Zähler für die Infrarotheizung installiert haben, müssen wir unseren Haushaltsstrombedarf schätzen. Für zwei Personen mit Warmwasserbereitung im Einfamilienhaus werden üblicherweise 3.600 Kilowattstunden angenommen. Subtrahieren wir diese Menge von den verbrauchten 6.862 Kilowattstunden, ergeben sich rechnerisch 3.262 Kilowattstunden Energieverbrauch pro Jahr für die Heizung. Das wären 840,32 Euro Heizkosten pro Jahr, ohne Einbeziehung der Photovoltaikanlage.“
Große Solaranlage erwirtschaftet Gewinn
Philipp Haller, Geschäftsführer der Firma Haller Energiefreiheit, stellt beispielhaft ein Einfamilienhaus von 2021 mit 230 Quadratmetern Wohnfläche vor. Das Holzhaus in Riedlingen in Baden-Württemberg ist mit Infrarotheizungen (acht Kilowatt) ausgestattet. Das Warmwasser wird mittels Brauchwasserwärmepumpe erwärmt.
Der Bauherr wollte so unabhängig wie möglich sein. Deshalb sind die nach Osten und Westen gerichteten Dachflächen großflächig mit Solarmodulen belegt. 27,75 Kilowatt Leistung hat die Solaranlage, der Stromspeicher fasst zehn Kilowattstunden.
Rund die Hälfte zugekauft
Die Heizung verbraucht rund 3.900 Kilowattstunden Strom pro Jahr, die Warmwasserbereitung 1.300 Kilowattstunden. Von diesen 5.200 Kilowattstunden liefert die Solaranlage rund die Hälfte. Die andere Hälfte kauft der Eigentümer zu.
Mit 30 Cent je Kilowattstunde gerechnet, zahlt er 780 Euro für die elektrische Heizung und Warmwasser. Für die Einspeisung von 23.700 Kilowattstunden Solarstrom für 7,6 Cent je Kilowattstunde hat er rund 1.800 Euro erhalten.
Neben diesem Neubau präsentiert Haller verschiedene Anwendungsbeispiele im Bestand. Eines ist ein Architektenhaus in Holzständerbauweise, Baujahr 1994. Bis 2020 war es mit elektrischen Nachtspeicherheizungen ausgestattet. Als diese erneuert werden sollten, war guter Rat gefragt. Denn im Ort gibt es keinen Gasanschluss.
Auch im Bestand sinnvoll
Eine Ölheizung kam wegen des fehlenden Kellers nicht infrage. „Für ein Haus dieser Größe werden etwa acht bis zehn Infrarotheizgeräte benötigt, die zwischen 8.000 und 12.000 Euro kosten“, rechnet Haller vor. Durch die neuen Heizgeräte sparen die Eigentümer rund 35 Prozent Energie im Vergleich zum alten Heizsystem ein. Denn die hohe Effizienz der elektrischen Heizflächen nutzt den Strom deutlich besser aus als die früheren Nachtspeicheröfen.
Markus Rössler führt die Geschäfte der bayerischen Firma Rössler Wohnbau. Er beschreibt den Fall eines Wohnhauses von 1982 mit 145 Quadratmetern Wohnfläche. Ursprünglich waren darin lediglich zwei Holzöfen installiert: einer in der Küche im Erdgeschoss, einer im Flur im Obergeschoss. Die Eigentümer wollten zusätzlichen Wohnraum für die fünfköpfige Familie schaffen.
Kombination mit Bestandsheizung
Deshalb erweiterten sie das Wohnzimmer um einen Anbau mit den Maßen 5,49 mal 5,62 Meter und zwei Etagen. Wärmer sollte es auch sein. Eine wasserführende Heizung einzubauen, wäre jedoch zu aufwendig gewesen. „Dafür hätte der Fußboden aufgerissen werden müssen“, erzählt Rössler. Also wurden im Alt- und im Neubau Infrarotheizgeräte installiert.
So fallen nun folgende Kosten für die circa 195 Quadratmeter Wohnfläche an: 200 Euro für zwei Ster Holz sowie Stromzukauf für Heizung, Warmwasser und Haushaltsstrom in Höhe von 445 Euro. Die neue Photovoltaikanlage mit 9,5 Kilowatt Leistung mit Akkus mit elf Kilowattstunden Kapazität erwirtschaftet 415 Euro Einspeisevergütung im Jahr. So bleiben in der Summe 230 Euro Gesamtkosten pro Jahr beziehungsweise Nebenkosten von 19,17 Euro für Heizung, Warmwasser und Haushaltsstrom pro Monat. Die Anschaffungskosten inklusive Montage für die Infrarotheizungen mit Durchlauferhitzer lagen bei circa 10.400 Euro netto. Diese Beispiele zeigen: Die IR-Heizungen öffnen neue Chancen sowohl im Neubau als auch in der Sanierung – mit relativ geringem Aufwand.

Foto: Welltherm

Foto: Vitramo

Foto: Welltherm

Foto: Vitramo
IG Infrarot
Konferenz am 3. April 2025 in Würzburg
Auf der Konferenz „Infrarotheizung: Wirtschaftlichkeit im Fokus“ zeigen Praktiker und Ingenieure das Potenzial von Infrarotheizungen und Photovoltaikanlagen für die Einsparung von Energie und Kosten auf. Die Geräte sind vergleichsweise kostengünstig in der Investition, langlebig und benötigen keine Wartung. Sie sind einfach und schnell zu installieren. Wasserführende Verrohrung ist nicht nötig, da sie einfach an haushaltsübliche Steckdosen angeschlossen werden. Sie sind effizient und werden bedarfsgerecht durch einen Thermostat gesteuert. Obendrein liefern sie angenehme Strahlungswärme, die als sehr behaglich empfunden wird. Mit selbst erzeugtem Solarstrom oder Ökostrom vom Energieversorger betrieben, leisten sie einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Programm und Anmeldung: