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Warme Höhlen zum Brüten

Die schmalen Lücken zwischen Solarmodulen und Dachhaut „sind tolle Höhlen, unter denen Tiere Schutz und Obdach suchen“, weiß Michael Mattstedt von der Firma Ökologische Solarreinigung im bayerischen Alling. „Je nach Region fanden wir Waschbären, die sich vor uns mindestens so erschrocken haben wie wir vor ihnen. Auf landwirtschaftlichen Dächern huschen uns regelmäßig Ratten über die Füße.“

Lebensräume schrumpfen

Mattstedt und sein Team sind Experten, sie haben sich auf die Beseitigung von ungebetenen Gästen spezialisiert. „Natürlich kennt man Marderschäden an Solaranlagen“, berichtet er. „In den USA haben Eichhörnchen die Anlagen für sich entdeckt.“

Das kann uns in Mitteleuropa natürlich auch noch passieren. Der Grund: Die Lebensräume der Tiere in unseren dicht besiedelten Regionen nehmen weiter ab. Anfangs flogen vor allem Tauben unter die Anlagen, um zu brüten. „Mittlerweile ziehen Sperlinge, Bachstelzen und andere Höhlenbrüter nach“, erzählt Mattstedt. „Das wiederum zieht Räuber wie Elstern und Krähen an. Sie haben es vor allem auf die Eier und die Nestlinge abgesehen.“ Nach seiner Einschätzung nimmt der Besiedelungsdruck durch Tauben seit Jahren stetig zu. In erster Linie kommt die Haustaube unter, auch Stadttaube (Columba livia domestica) genannt. „Diese Art ist bereits seit sehr langer Zeit globaler Begleiter der menschlichen Kulturentwicklung“, urteilt der Fachmann.

Mancherorts werden sie als Ratten der Lüfte verunglimpft. Wissenschaftlich belegt ist: Dieser relativ große Vogel fixiert sich oft auf einen Standort, wo er ganzjährig brütet. Ausgewachsene Paare können durchaus sechs bis elf Bruten im Jahr vollziehen.

Die Schutzmaßnahme erwies sich offenbar als unzureichend. Die Vögel nutzen kleinste Lücken aus.

Mattstedt

Die Schutzmaßnahme erwies sich offenbar als unzureichend. Die Vögel nutzen kleinste Lücken aus.

Großfamilie unter der Anlage

Dann lebt die Großfamilie gemeinsam unter der Photovoltaikanlage, wächst und gedeiht. „Viele unserer Kunden sind gegenüber der Ansiedelung von Tauben zunächst tolerant“, hat Mattstedt beobachtet. „Im Laufe von zwei bis drei Jahren wächst ihnen die Situation dann häufig über den Kopf, weil immer mehr Taubenpaare brüten.“ Vielen Hauseigentümern ist die Lautstärke der Tiere lästig, insbesondere nachts. In der Regenrinne und auf der Terrasse häuft sich Kot.

Noch wird das Problem von vielen Anlagenplanern und Installateuren unterschätzt. Das Phänomen ist relativ jung, wie die Solarbranche auch. Mattstedt rät, sich frühzeitig mit der Thematik zu befassen.

Denn schon bei der Planung der Anlage lassen sich viele Lücken erkennen und schließen. Eine installierte Anlage nachträglich gegen Tauben zu sichern, ist hingegen in der Regel mit erheblichem Mehraufwand verbunden: Das Gerüst muss neu aufgestellt, die Solarmodule müssen angehoben und Schutzsysteme angebracht werden.

Tauben gibt es nicht nur in Städten. „In Deutschland gibt es nur wenige weiße Flecken auf der Landkarte“, schätzt Mattstedt ein. „Für diese großen Vögel ist es Glück, dass sie die Photovoltaikanlagen für sich entdeckt haben. Denn unter deren Schutz kann sich die Taube gut vermehren.“

Er befürwortet präventiven Taubenschutz, flächendeckend bei jeder Anlage. Allerdings: Wenn Betreiber ihre Anlage gegen Tauben sichern, „verschieben wir das Problem einfach nur zum Nachbarn. Wir machen die Tiere obdachlos, doch irgendwo müssen sie brüten.“

Betreute Schläge für die Vögel

Er schlägt betreute Taubenschläge vor, mit Futter, Wasser und Fachleuten, die nach dem Rechten sehen, Stichwort: Vogelgrippe. Dort könnten die Tiere ausgiebig brüten. Denn die Taube ist kein Wildtier, sie gilt als verwildertes Haustier, das die Nähe des Menschen sucht. Erfahrungen mit solchen Schlägen gibt es bereits:

Dort wird ein Großteil der Eier gegen Attrappen aus Kunststoff ausgetauscht. Dadurch wächst die Population nicht weiter, bleibt stabil. Die Stadt Augsburg hat es vorgemacht: Dort werden die Bestände professionell verwaltet. Es gibt deutschlandweit viele solcher Projekte, meist durch ehrenamtliche Spezialisten getragen.

Meistens breiten sich ­brütende Vogelpaare schnell unter den ­Modulen aus. Einem Nest ­folgen mehrere, viele ...

Foto: Mattstedt

Meistens breiten sich ­brütende Vogelpaare schnell unter den ­Modulen aus. Einem Nest ­folgen mehrere, viele ...

Schonzeiten für die Brut

Wenn die Tauben brüten, hat man die entscheidende Phase der Neuansiedelung bereits verpasst. Nach den gesetzlichen Vorgaben wird die Brut etwa ab sieben Tagen nach Eiablage geschont. Bis zu diesem Zeitpunkt darf man das Nest entfernen. Danach greift das Tierschutzgesetz, das die Nestlinge schützt.

Ist die Brut weit fortgeschritten, sitzen gar zwei possierliche Küken im Nest, braucht man einen Profi. Denn selten ziehen die Altvögel mit ihrem flugfähigen Nachwuchs freiwillig weiter. Nach vier bis sechs Monaten sind die juvenilen Tiere selber geschlechtsreif – bereit, eigene Nachkommen aufzuziehen. Der Profi sollte in der Lage sein, diese Verkettung der Brutabfolgen zu unterbrechen. Ist der Nachwuchs flügge, wird zeitnah ein bewährtes Taubenschutzsystem fachgerecht montiert.

Das ist komplexer als leichthin gedacht. Denn neben der Arbeitssicherheit auf dem Dach geht es primär um Tierschutz. Die Maßnahmen zur Vergrämung der Haustauben lassen sich nicht ohne Weiteres auf andere Arten ausweiten. Denn dann greift möglicherweise der Artenschutz. Es gelten gesonderte Schonzeiten oder man braucht unter Umständen die Genehmigung der Naturschutzbehörde. „Bei starkem Taubenbefall involvieren wir immer die Amtstierärzte am zuständigen Landrats­amt“, erläutert Michael Mattstedt. „Wir dokumentieren alle relevanten Schritte. Sollte ein besorgter Nachbar die Polizei verständigen, steht man bei den Herren in Grün nicht in der Beweispflicht, sondern kann an die Veterinäre verweisen.“

Probleme mit der Garantie

Und: Nicht jeder Taubenschutz ist mit jedem Solarmodul kompatibel. Nicht jede Befestigungsart wird von jedem Modulhersteller akzeptiert. Bei manchen Herstellern führt das Kleben zum Garantieverlust, bei anderen die Schraubmethode.

Ein deutscher Hersteller hat gar darauf aufmerksam gemacht, dass ­außen am Modulrahmen liegende Befestigungsklammern streng genommen gegen seine Richtlinien verstoßen. Hat man das passende System und die Befestigungsart gefunden, wird die Aufbauhöhe zum Dachziegel festgelegt. Passt die Bemaßung nicht, kann Spannung auf dem Taubenschutz liegen. Dann löst er sich nach einigen Monaten ab.

Oder die abwehrende Spannung ist zu gering, die Lücken sind zu groß und die Taube findet doch wieder den Weg unter die Module. „In ­unseren Kursen und Weiterbildungen empfehlen wir dem Installateur, eine Produktlinie inklusive Taubenschutz anzubieten.“

Dann lassen sich Anlagenschutz und Garantien der Modulhersteller unter einen Hut bringen. Wichtig ist: das Problem nicht zu unterschätzen und professionelle Lösungen zu suchen. Vorausschauende Planung der Anlage hilft, späterem Taubenbefall vorzubeugen.

Der breite Wartungssteg erlaubt schnelle Inspektionen.

Foto: Mattstedt

Der breite Wartungssteg erlaubt schnelle Inspektionen.
Die Zinken des Schutzgitters lassen sich an die Eindeckung anpassen.

Foto: Mattstedt

Die Zinken des Schutzgitters lassen sich an die Eindeckung anpassen.
Wichtig ist, dass sich die Schutzsysteme an die unterschiedlichen Lücken anpassen.

Foto: Mattstedt

Wichtig ist, dass sich die Schutzsysteme an die unterschiedlichen Lücken anpassen.
An der Dachtraufe vorbildlich gesicherte Module.

Foto: Mattstedt

An der Dachtraufe vorbildlich gesicherte Module.
Hier wurde auch die Dachrinne in das Schutzkonzept integriert.

Foto: Mattstedt

Hier wurde auch die Dachrinne in das Schutzkonzept integriert.

Ökologische Solarreinigung

Effektiver Taubenschutz in Deutschland, Österreich und der Schweiz

Die Firma ist sowohl Handwerks- als auch Schulungsbetrieb. Sie hat sich auf den Taubenschutz für Photovoltaikanlagen spezialisiert: von vorbeugenden Maßnahmen während der Errichtung einer Anlage bis zu Sanierungen bei langjähriger, sehr starker Besiedelung.

Zudem berät das Unternehmen andere Firmen, Kommunen und Institutionen zur tierschutzkonformen Baustelle. Hier geht es darum, Tierleid und Grausamkeiten am Bau einzudämmen und abzuschaffen. Häufig liegt es nur an Unwissen oder schlechter Organisation.

Ein wichtiges Ziel ist es, den Tierschutz zum Bestandteil von Ausschreibungen zu machen. Die Einhaltung und Dokumentation des Tierschutzgesetzes sollte eine größere Rolle spielen. In der Photovoltaikbranche gibt Ökologische Solarreinigung die Erfahrung für die Montage von Taubenschutz weiter, auch in Österreich und der Schweiz.

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