Wie schätzen Sie das zurückliegende Jahr in Europa ein?
Christian Carraro: 2024 war ein herausforderndes Jahr, nicht nur für uns, sondern für die gesamte Branche. In einigen Märkten erlebten wir einen Rückgang, in anderen kam es zur Stagnation. Einige Märkte sind etwas gewachsen. Generell hatte die Wirtschaft mit hohen Zinsen und hoher Inflation eine schwierige Zeit. Hinzu kamen politische Unsicherheiten. Die Folge war letztlich eine gewisse Zurückhaltung bei Investitionen.
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Hinzu kamen die Dumpingpreise chinesischer Konkurrenten. Wie schwierig war das für Sie?
Wettbewerb der Preise war stets ein interessantes Thema in unserem Geschäft. Wenn Märkte schrumpfen, erleben wir immer einen starken Preisdruck. In den Vorjahren, etwa 2022 und 2023, gab es eine sehr hohe Nachfrage nach Wechselrichtern und geringe Verfügbarkeit. Alle Fabriken waren voll ausgelastet.
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Und jetzt?
Jetzt hat sich die Situation umgekehrt. Der starke Preisverfall dürfte für uns härter gewesen sein als für andere, da wir ein Premiumprodukt für maximale Solarerträge anbieten. Ich bin jedoch sicher, dass wir die richtigen Entscheidungen getroffen haben, um die Produktion zu rationalisieren und die Kosten zu senken.
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Wie wichtig ist das Europa-Geschäft für Solaredge?
Europa ist und war in unserem weltweiten Geschäft sehr stark. Wir haben unseren Marktanteil im Jahr 2024 gehalten. Wir haben unsere Kunden beliefert und konnten unsere Position im schwierigen Markt behaupten. 2025 wird natürlich ganz neue Herausforderungen bieten, aber ich sehe eine rosige Zukunft. Unsere Branche wächst immer mehr.
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Erwarten Sie 2025 steigende Nachfrage?
Ja, aber die Zeiten von 40 Prozent Wachstum pro Jahr sind vorbei. Ich halte eine Steigerung der Gesamtmarktnachfrage um zehn Prozent für realistisch. Ich bin zuversichtlich, dass der europäische Markt wachsen wird – und zwar solide. Wir sehen zum Beispiel im Fachhandel, dass die Lager wieder leer sind und neue Ware aufnehmen.
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Welche Trends sehen Sie bei privaten Anlagen, sagen wir unter 30 Kilowatt, und bei kommerziellen Anlagen?
In diesen Segmenten sehen wir zwei große Trends. Cybersicherheit wird immer wichtiger. Für uns ist das ein klarer Vorteil, denn unsere Produkte entsprechen bereits den heutigen Sicherheitsbestimmungen. Die Server unserer Monitoringplattform stehen sicher in Deutschland. Auch der Gewerbemarkt wächst aufgrund hoher Energiepreise und ESG-Anforderungen. Wichtiger sind gewerbliche Speichersysteme. Letztes Jahr haben wir unser kommerzielles System auf den Markt gebracht, es kam gerade rechtzeitig.
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Sie haben Cybersicherheit erwähnt. Wird dieses sehr sensible Thema immer wichtiger?
Definitiv. Litauen beispielsweise hat sehr strenge Regeln zur Sicherheit der Wechselrichter eingeführt und Wechselrichter verboten, die aus Staaten stammen, die als Cyberrisiko gelten. Auch Großbritannien und die EU haben Sicherheitsvorschriften für Solarwechselrichter eingeführt. Andere Länder werden wahrscheinlich folgen. (gekürzt, HS)
Dieses Interview erschien im Märzheft der photovoltaik. Wir haben es für Sie freigestellt. Hier können Sie das Gespräch in voller Länge lesen.
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