Im ersten Halbjahr dieses Jahres wuchs der Markt in der Ukraine um beachtliche 23 Prozent. Die installierte Leistung nahm um 132 Megawatt auf 705 Megawatt zu. Wie läuft Ihr Geschäft?
Benjamin Fischer: Es hat sich sehr gut entwickelt. Wir werden in diesem Jahr sicherlich unser Ziel von 100 Megawatt erreichen. Derzeit bauen wir ein Projekt mit 50 Megawatt und eine ganze Reihe weiterer.
Mit welchen Wechselrichtern gehen Sie in den ukrainischen Markt?
Seit Kurzem haben wir unsere Wechselrichter Galvo, Primo, Symo und Eco in einem Set-up speziell für den ukrainischen Markt angepasst. Sie sind bereits entsprechend vorkonfiguriert, unter anderem für den Überspannungs- und Unterspannungsschutz mit 264 beziehungsweise 190 Volt. Der Installateur kann die entsprechende Konfiguration einfach auswählen.
Auch der Installateur in der Ukraine? Dort spricht man Russisch oder Ukrainisch ...
Die Dokumente haben wir alle auf Kyrillisch übersetzt. Wir haben auch im Juli einen neuen technischen Berater vor Ort eingestellt. Ein fähiger junger Bursche, der nun in unserer ukrainischen Niederlassung arbeitet. Er spricht Ukrainisch als Muttersprache, fließend Englisch und betreut unsere Schulungen und lokalen Trainings. Das war ein sehr wichtiger Schritt für uns.
Wie viele Mitarbeiter haben Sie vor Ort?
Wir haben in unserer Niederlassung in der Kiewer Region, 20 Kilometer südöstlich der Hauptstadt, insgesamt 60 Leute in unserer Schweißsparte. Der neue Kollege ist nun speziell für unsere Solarsparte zuständig. Seit Mitte September richten wir dort auch ein Ersatzteil- und Austauschlager für die Solarsparte ein, wo unsere Partner direkt die Komponenten bekommen können, ohne aufwendige Importformalitäten. So können wir schnellsten Service garantieren.
Sind denn die Importvorschriften immer noch eine bürokratische Hürde für den Marktzugang?
Ja, das ist schon noch ein gewisses Hindernis, aber es gibt auch Fortschritte. So wurden ja die Visabestimmungen erleichtert, was es beispielsweise einfacher macht, dass unser ukrainischer technischer Berater an Schulungen in unserer Zentrale in Wels teilnimmt.
Mit wie vielen Installateuren und Partnern arbeiten Sie in der Ukraine zusammen?
Wir haben momentan drei qualifizierte Sales-Partner und zehn Fronius-Service-Partner. Denen und potenziellen Interessenten bieten wir pro Jahr vier Trainings sowie Online-Webinare an, die unser neuer ukrainischer Kollege in der Landessprache abhalten kann. Dies ist enorm wichtig, denn nicht alle Installateure sprechen gut Englisch. Da gibt es schon eine gewisse Sprachbarriere. Im Oktober bieten wir das nächste Training an.
Wie ist die Nachfrage nach den Trainings?
Wir sind praktisch immer ausgebucht.
Wie haben sich die verschiedenen Märkte in der Ukraine weiterentwickelt? Wächst auch der private Dachanlagenmarkt stark?
Ja, der hat sich auch weiterentwickelt. Doch wir haben einen stärkeren Fokus auf größere Projekte im Megawattbereich.
Wie hoch ist der Einspeisetarif?
Der Einspeisetarif für Anlagen, die zwischen 2017 bis 2019 gebaut werden, ist je Kilowattstunde folgender: gewerbliche Freiflächenanlagen 0,1502 Euro, gebäudeintegrierte Anlagen 0,1637 Euro, private Hausanlagen 0,1809 Euro.
Gibt es noch andere Unterschiede bei der Förderung von privaten und gewerblichen Anlagen?
Die Unterschiede zwischen privaten und gewerblichen Photovoltaikanlagen sind: Die Vergütung an die Betreiber von Hausanlagen erfolgt aufgrund der Differenz zwischen der eingespeisten und der bezogenen Strommenge aus dem Netz. Je weniger Strom verbraucht wird, umso höher ist die Vergütung. Wir erwarten hier in absehbarer Zukunft keine größeren Änderungen. Die Zahlungen sind bis 2030 garantiert. Die Förderkulisse ist ziemlich stabil, wir sind jedenfalls sehr zufrieden und sehr zuversichtlich für unsere weitere Geschäftsentwicklung in der Ukraine.
Hat sich schon ein Speichermarkt entwickelt?
Derzeit sind die Speichersysteme noch zu teuer für den ukrainischen Markt. Doch es gibt einige Begüterte, die diese Technik wollen, aus Prestigegründen und weil sie es sich leisten können. Zudem gibt es immer wieder Stromausfälle. Ich rechne mittelfristig mit der Entwicklung eines Speichermarkts. Hierfür wollen wir mit unseren Partnern Victron und Solarwatt entsprechende Lösungen anbieten, sei es für den kompletten Offgrid-Betrieb, Kurzzeitspeicher oder Notstromsysteme.
Das Interview führte Hans-Christoph Neidlein.
Neue Serie
Die Chancen jenseits des Tellerrands
In unserer neuen Serie loten wir die Chancen junger Märkte für Photovoltaik und Stromspeicher aus. Dort haben Solarteure aus Deutschland, Österreich und der Schweiz die Möglichkeit, interessante Geschäftspartner zu finden, ihr Geld als Investoren anzulegen oder ihr Wissen und ihre Erfahrungen als Mentoren in die globale Energiewende einzubringen. Wagen Sie mit uns den professionellen Blick in folgende Länder und Regionen:
- September 2017: Großbritannien
- Oktober 2017: Ukraine
- November 2017: Iran
- Dezember 2017: Skandinavien
- Februar 2018: Frankreich
- März 2018: Niederlande
- April 2018: Tschechien & Slowakei
Benjamin Fischer
ist Regional Area Sales Manager für Osteuropa und den Nahen sowie Mittleren Osten bei Fronius International. Damit ist er unter anderem für den Vertrieb der Wechselrichter und Speichersysteme in der Ukraine zuständig.