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“Leistungsdichte verzehnfachen“

Wie hat sich die Leistungsdichte bei den Wechselrichtern für die Solarbranche entwickelt?

Jürgen Reinert: Vor drei Jahren hatten wir bei den kleineren Wechselrichtern eine Leistungsdichte von 100 Voltampere pro Liter, das entsprach ungefähr 100 Kilowatt je Kubikmeter. Heute sind wir bei unseren besten Geräten bei 500 Voltampere pro Liter, also der fünffachen Leistungsdichte.

Wie geht es weiter?

Wir haben gerade einen großen Stringwechselrichter für kommerzielle Anlagen in der Entwicklung, der Ende 2018 auf den Markt kommen soll. Er wird über 100 Kilowatt leisten und mit 1.500 Volt als Systemspannung arbeiten. Mit ihm erreichen wir eine Leistungsdichte von 700 Voltampere je Liter. In drei bis vier Jahren sind 1.000 Voltampere unser Ziel. Das bedeutet eine Verzehnfachung in weniger als zehn Jahren.

Werden 1.500 Volt DC zum neuen Standard?

Höhere Systemspannungen helfen sehr, um die Leistungsdichte zu erhöhen. Je höher die Spannungen, desto geringer sind bei gleicher Leistung die Ströme. Durch geringere Verlustleistung können auch die Kühlsysteme kleiner dimensioniert werden. Aber bis sich solche Spannungen auf dem Dach durchsetzen, dürften noch einige Jahre vergehen. Unser neuer Sunny Tripower Core 1 für kommerzielle Aufdachanlagen beispielsweise ist noch nicht auf 1.500 Volt ausgelegt, dafür sehen wir im Augenblick noch keinen Markt. Er arbeitet mit 1.000 Volt am Eingang.

Warum wird es mit 1.500 Volt auf dem Dach noch ein Weilchen dauern?

Als wir vor einigen Jahren unseren ersten Zentralwechselrichter mit 1.500 Volt auf den Markt gebracht haben, waren Sicherungen, Schalter und Anschlusskästen noch relativ teuer. Mittlerweile hat sich die Situation bei den Zulieferern entspannt. Sie haben den Trend erkannt. Das hilft, um die Kosten zu reduzieren. Deshalb setzt sich die höhere Spannung zunächst in diesem Segment durch, wird aber zunehmend auch bei größeren Dachanlagen zum Thema werden, wenn die Normen dort entsprechend angepasst werden.

Neben den verschiedenen Spannungen gibt es Diskussionen, ob sich Zentralwechselrichter oder Stringgeräte besser für Großanlagen eignen. Läuft die Uhr für die zentralen Umrichterstationen ab?

Das sehen wir nicht. Zwar gibt es einen Trend zu Stringgeräten auch bei Großanlagen, aber von der installierten Leistung her gesehen dominieren die Zentralwechselrichter weiterhin das Geschäft der Utilities. In Märkten wie Australien, Indien, dem Mittleren Osten oder Nordafrika bauen wir große Solaranlagen mit Zentralstationen.

Und in China?

Den chinesischen Markt beliefern fast ausschließlich chinesische Hersteller. Allerdings erleben wir dort gerade eine gute Entwicklung mit Stringgeräten sowohl der Marke SMA als auch unserer Zweitmarke Zeversolar. Die Chinesen werden in diesem Jahr zwischen 30 und 40 Gigawatt zubauen, da bedeutet selbst ein kleiner, wachsender Marktanteil eine hohe Solarleistung.

Welche Trends sehen Sie neben der Spannungslage bei der Leistungselektronik?

Technologisch sehen wir zwei wichtige Entwicklungen: Zum einen werden zunehmend Stromspeicher integriert. Das sehen wir beispielsweise im deutschen Markt, aber unter anderem auch in Großbritannien, wo wir Großspeicher zur Netzstützung installieren. Des Weiteren geht der Trend zur Vernetzung des gesamten Wohnhauses, aber auch von kommerziellen Anlagen. Neben der Speichereinbindung geht es um die Sektorenkopplung, also die Vernetzung von Heizung, Stromversorgung, Klimatechnik, Kältetechnik, weißer Ware und Kommunikationstechnik. Das Internet der Dinge kommt auch bei den Verbrauchern an. Um es zu gestalten, muss man die Dinge jedoch verstehen.

Wie meinen Sie das?

Es hat Gründe, warum Google, Apple oder Amazon bisher zwar in der Unterhaltungselektronik tätig sind und in der Kommunikationstechnik, aber in der Energieversorgung kaum eine Rolle spielen. Nur wer über ein umfassendes Systemverständnis inklusive aller Sektoren verfügt, kann im Bereich der digitalen Energiedienstleistungen erfolgreich sein. Obendrein spielt die Cybersicherheit eine wichtige Rolle.

Mit dem Sunny Home Manager haben Sie bereits vor Jahren die ersten Schritte in diese Richtung getan …

Jetzt rollen wir unsere erste Version des neuen Energiemanagementsystems Ennex OS aus, das all diese Funktionen in einer einzigen Plattform vereint. Eine Plattform für alle Geräte und Schnittstellen, frei skalierbar in Hardware und Software. Zunächst bringen wir das neue Produkt für kommerzielle Anwender auf den Markt.

Wie viele Solargeneratoren verwalten Sie bislang im SMA-Portal?

Schon fast 300.000. Wir haben natürlich ein großes Interesse daran, die Kunden in unser Portal zu holen. So können wir ihnen eine besonders professionelle und qualitativ hochwertige Wartung anbieten, sowohl durch die Installateure als auch durch unseren SMA Service. Die Rate der Neuanmeldungen aus den neu installierten Systemen liegt bei 60 bis 70 Prozent. Früher waren es unter 50 Prozent.

Sie erwähnten Stromspeicher. Wie hoch ist die Quote der verkauften Speichersysteme?

In Deutschland werden inzwischen bei 60 bis 70 Prozent der Neuanlagen auch Speicher verkauft. Ohne Stromspeicher ist die Photovoltaik nicht mehr zu denken, auch wenn es Märkte gibt, in denen Speicher noch nicht so eine Rolle spielen wie bei uns.

Zum Beispiel?

Im japanischen Markt spielen Stromspeicher noch keine so große Rolle. Das wird jedoch bald beginnen. In Großbritannien sind es aktuell eher Großspeicher, dort haben wir einige Projekte mit einer Gesamtkapazität von 50 bis 60 Megawattstunden gewonnen. Insgesamt sehen wir einen deutlichen Zuwachs bei den Speichersystemen. 2016 wurden weltweit 2,2 Gigawatt Wechselrichterleistung für Speichersysteme verkauft, 2017 werden es voraussichtlich etwa 3,4 Gigawatt sein. Das sind etwa 50 Prozent mehr.

SMA ist Vollsortimenter, zumindest bei der Leistungselektronik. Sie bieten kleine Stringgeräte, gewerbliche Geräte, Zentralstationen, Modulwechselrichter und Batterie- beziehungsweise Hybridumrichter. Wie sichern Sie den Service ab, vor allem mit Blick auf die internationalen Märkte?

SMA hat derzeit rund 3.000 Mitarbeiter. Davon sind weltweit jeweils mehr als ein Zehntel im Service und im Vertrieb tätig. Wo es möglich und sinnvoll ist, kooperieren wir mit qualifizierten Partnern vor Ort, um eine hohe Servicequalität zu bieten. Die Windbranche hat viele Federn gelassen, weil sie den Service unterschätzt hat. Wir bieten den kompletten Service, von der Inbetriebnahme über Wartungsverträge und Garantieverlängerungen bis zum O&M-Geschäft. Mittlerweile gehören wir zu den weltgrößten Anbietern von O&M für Solaranlagen, und das sind nicht nur Anlagen mit unseren Wechselrichtern.

Also werden Sie beim Vollsortiment bleiben?

Davon rücken wir nicht ab. Wir bieten unseren Kunden neben der Leistungselektronik auch die kompletten Mittelspannungsanschlüsse, die Transformatoren, Power Plant Controller oder Komponenten wie Fuel Saver zur Einbindung von Dieselgeneratoren. Mehr als die Hälfte unserer Zentralwechselrichter liefern wir als Containerstationen aus, mit der kompletten Schaltanlage für den Anschluss an die Mittelspannung, mit den Transformatoren und allem Zubehör. Vor fünf Jahren waren es nur 20 Prozent. Daran erkennen Sie die Bedeutung dieses Geschäfts.

Welche Märkte sind derzeit besonders spannend?

Wir gründen gerade eine Gesellschaft in Mexiko, die übrigens vom ersten Tag an auch für den Service zuständig sein wird. Spannend im Sinne von aufregend ist zurzeit der US-Markt, der von großen Unsicherheiten geprägt ist. Zwei Jahre lang war dort unser stärkster Markt. Nun ist die Projektpipeline im Zuge der Verlängerung der Tax Credits erst einmal abgearbeitet, zudem sind Importzölle in der Diskussion. Die Lage ist im Augenblick sehr unklar. Dies spiegelt sich auch in unseren Verkaufszahlen wider. Wir gehen aber davon aus, dass diese Phase bald vorbei ist.

Welche Aussichten hat der Markt in Australien?

In Australien sieht es deutlich besser aus. Dieser Markt war stark von kleinen Privatanlagen dominiert. Mit dem Arena-Projekt kommen nun Ausschreibungen in Höhe von einigen Gigawatt. Bei diesen Großprojekten, die in der Regel mit Zentralwechselrichtern gebaut werden, haben wir einen Marktanteil von 70 bis 80 Prozent. Dorthin liefern wir alles komplett, mit Schaltanlage für die Mittelspannung und Trafos.

Und in Asien?

In Asien ist Indien mit sieben bis acht Gigawatt Zubau in diesem Jahr sehr interessant. Allerdings tobt dort ein sehr harter Preiskampf. In China tut sich gleichfalls etwas, sowohl im privaten als auch im kommerziellen Marktsegment.

Wie bewerten Sie die Entwicklung in Europa?

In Deutschland, Österreich und der Schweiz sehen wir einen soliden Anstieg. Die Preise sind attraktiv, das wirkt sich auch in den angrenzenden Ländern positiv aus. Nachdem der Markt in Deutschland auf ein Viertel eingebrochen war, sind das gute Nachrichten. Auch wenn derzeit die Lieferfähigkeit der Hersteller ein Thema ist, auch bei den Wechselrichtern.

Wie lange dauert es, bis ich einen Wechselrichter von SMA auf die Baustelle bekomme?

In der Regel sind es bei den Standardgeräten zwei bis drei Wochen. Spezielle Geräte und Projekte dauern etwas länger. Viele Installateure bestellen sehr spät, weil sie sich an sehr kurze Lieferfristen gewöhnt haben. Aber ich gehe davon aus, dass die Industrie das Problem lösen wird. Dann wird sich auch der Zubau beschleunigen, wird der weitere Ausbau der Photovoltaik noch schneller vonstattengehen.

Unser Fachmedium feiert zehnjähriges Jubiläum. Was haben Sie eigentlich vor zehn Jahren gemacht?

Ich war damals bei einer Firma in Schweden tätig, die sich mit Antriebstechnik befasst hat. Ich kam erst später zur SMA mit Verantwortung für das Geschäft mit den Großanlagen.

Wenn Sie zurückblicken: Was waren für Sie wichtige Innovationen von SMA für die Solarbranche?

Vor fünf Jahren haben wir beispielsweise die ersten Container mit kompletten Mittelspannungsstationen ausgeliefert. Dadurch haben wir die Inbetriebnahme von ehemals 40 Stunden auf wenige Stunden verkürzt. Der Sunny Boy Storage vor rund zwei Jahren war gleichfalls ein Meilenstein.

In diesem Jahr haben Sie zur Intersolar ein völlig neues Wechselrichterkonzept vorgestellt …

Das war der Sunny Tripower Core 1 für Gewerbeanlagen, der die Installation auf dem Dach vereinfacht. Wenn ich zurückblicke, fällt mir aber noch etwas anderes auf: Damals konnte sich kein Mensch vorstellen, dass wir vermutlich schon 2019 weltweit im Jahr mehr als 100 Gigawatt Photovoltaik zubauen werden. Niemand konnte wissen, dass die Solartechnik derart einschlägt.

Wo sehen Sie die Branche in zehn Jahren, also 2027?

Bei 200 bis 600 Gigawatt Zubau im Jahr. Im Sonnengürtel wird die Kilowattstunde Sonnenstrom nur noch zwei Komma x Cent kosten. Mehr als die Hälfte der weltweit zugebauten Kraftwerksleistung wird dann durch Photovoltaik realisiert.

Und wo sehen Sie SMA in einem Jahrzehnt?

SMA wird ein Energiedienstleister sein, der neue Marktsegmente und Kundengruppen erschlossen hat. Der Markt wird dann viel, viel größer sein.

Welche Wechselrichter werden wir dann verbauen?

Technisch werden wir Mikrowechselrichter sehen, die im Modulrahmen integriert sind, bis hin zu Zentralwechselrichtern, die bis zu acht oder gar mehr Megawatt leisten. Der Wechselrichter bleibt das Herzstück unserer Lösungen, doch zusätzlich werden die Software- und App-basierten Services für uns immer mehr an Bedeutung gewinnen.

Das Gespräch führte Heiko Schwarzburger.

www.sma.de

Dr.-Ing. Jürgen Reinert

war zwölf Jahre lang in Schweden bei einem Hersteller von Umrichtern für elektrische Antriebstechnik tätig, bevor er 2011 zu SMA kam. Dort verantwortete er drei Jahre lang das Geschäftsfeld der großen Freiflächenparks. Anfang 2014 wurde er als Vorstand Technische Entwicklung in den Vorstand von SMA berufen. Seit Anfang 2016 verantwortet er dort die Ressorts Operations und Technologie.

Hans-Martin Henning vom Fraunhofer ISE

Die Energiewende tritt in eine neue Phase

Blickt man zehn Jahre zurück, so fällt neben der drastischen Dynamik in der Photovoltaikindustrie auch auf, dass damals noch die Einzeltechnologien im Mittelpunkt standen. Heute hingegen treten systemische Fragen in den Vordergrund. Es geht nicht mehr nur um eine künftige nachhaltige Stromgewinnung, sondern um die Sektorkopplung, also das Zusammendenken und Zusammenwirken von Strom, Wärme und Verkehr. Ohne drastische Absenkung der Nutzung fossiler Energieträger in Gebäuden, Industrie und Mobilität sind die Klimaschutzziele nicht zu erreichen. Die Energiewende tritt damit in eine neue Phase.

Am Fraunhofer ISE haben aufgrund der Weitsicht unseres Institutsgründers Professor Goetzberger neben der Photovoltaik solche Systemfragen und die Energiesystemtechnik bereits seit der Gründung 1981 eine zentrale Rolle gespielt – wie die effiziente Energienutzung, insbesondere in Gebäuden. Somit verfügen wir über Erfahrung in der gesamten Bandbreite der Energiewende.

In jüngerer Zeit befassen wir uns am Institut verstärkt mit Energiesystemanalysen und haben dafür unter anderem ein Rechenmodell entwickelt, mit dem Transformationspfade unserer Energieversorgung sektor- und energieträgerübergreifend unter Einhaltung der politischen Klimaschutzziele optimiert werden können. Eines der robusten Ergebnisse vieler Parameterstudien ist, dass die Photovoltaik eine herausragende Rolle in einem künftig auf erneuerbaren Energien basierenden nachhaltigen Energiesystem spielen wird.

Solarstrom und Windstrom werden die tragenden Säulen unserer künftigen Energieversorgung sein und dabei Bedarfe abdecken, die heute überwiegend durch fossile Brenn- und Kraftstoffe gedeckt werden. So wird erneuerbar erzeugter Strom für die Wärmebereitstellung sowie in einer nachhaltigen Mobilität genutzt werden. Wo eine direkte Nutzung schwer umsetzbar ist, kann er über die Erzeugung von Wasserstoff gespeichert werden. Damit steht er für eine spätere Rückverstromung in stationären oder mobilen Brennstoffzellen zur Verfügung oder er kann in synthetische Kraftstoffe weiterverwandelt werden.

Die Sektoren Strom, Wärme und Verkehr rücken insgesamt näher zusammen, und für all dies werden große Mengen an Wind- und Solarstrom benötigt. Für die Umsetzung der Energiewende liegen noch viele Aufgaben vor uns. Blicken wir optimistisch auf die nächsten zehn (und mehr) Jahre Forschung und Entwicklung für die erneuerbaren Energien und die Photovoltaik im Speziellen.

Prof. Hans-Martin Henning ist Leiter des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme in Freiburg.

www.ise.fraunhofer.de

Martin Pape von Solarmax Sales & Service

Ein total verrücktes Jahrzehnt

Das letzte Jahrzehnt war total verrückt. Ständig schwankte die Branche zwischen himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt. Die Photovoltaik steckte damals in den Kinderschuhen, und bei den Installateuren musste man sehr viel Überzeugungsarbeit leisten. Einige erkannten, dass diese Branche ihnen langfristige Perspektiven geben kann. Andere wollten nur das schnelle Geld. Viele von ihnen gibt es heute gar nicht mehr.

Hype im Großhandel

Nach dem Hype im Großhandel 2010 hätte ich niemals gedacht, dass es nur ein Jahr später zu einem solch gewaltigen Preiseinbruch kommen würde. Die Händler waren ja ausverkauft, Solarmodule wurden von der Baustelle geklaut, und dann wurden auch noch die Wechselrichter knapp. Aber was auch passierte: Mir war immer bewusst, dass die Photovoltaik salonfähig ist und dass an der Energiewende kein Weg vorbeiführen wird.

Für die Zukunft planen wir, unsere Wechselrichter für netzgekoppelte Solarstromanlagen kontinuierlich intelligenter zu machen. Dabei setzen wir auf selbstlernende Energiemanagementsysteme und die optimale Nutzung der vorhandenen Ressourcen. Unsere erste Systemlösung, die aus einem Wechselrichter, einem Energiemanagementsystem und einem Speicher besteht, haben wir in diesem Jahr erfolgreich auf dem Markt eingeführt. 2027 wollen wir Marktführer für Industriespeicher in der DACH-Region sein.

Mit dem richtigen Schwung

Unser Motto lautet: Stets geradlinig, aber mit dem ständigen Blick über den Tellerrand und dem richtigen Schwung nach vorn. Damit wollen wir unsere Kunden mit qualitativ hochwertigen Produkten und kompetentem Service überzeugen. Außerdem setzen wir uns auch in Zukunft mit all unserer Energie für eine erfolgreiche Energiewende ein.

Martin Pape leitet das Marketing bei der Solarmax Sales & Service GmbH.

www.solarmax.de

Shigeki Komatsu von Panasonic

Photovoltaik ist die Zukunft!

Happy Birthday, photovoltaik! Wir gratulieren herzlich zum Zehnjährigen und wünschen weiterhin viel Erfolg und treue Leser!

Blicken wir zurück – und nach vorn. Das Jahr 2007 war von der Siliziumknappheit geprägt. Weil wir das Material aber weiterhin in unseren Modulen HIT einsetzen wollten, haben wir das Honeycomb-Design entwickelt.

Die Solarzellen haben die Form von Waben, wodurch beim Zuschnitt der runden Ingots weniger Abfall anfällt und weniger Silizium benötigt wird.

Fabrik in Ungarn ausgebaut

Für die Produktion der HIT-Honeycomb-Module haben wir die Fabrik in Ungarn ausgebaut. Das tolle Design wurde von den Kunden sehr geschätzt. Leider war die größtenteils manuelle Herstellung zu aufwendig, sodass wir sie später wieder vom Markt genommen haben.

In dem Jahr haben wir auch Solarmodule mit 215 Watt Leistung auf den Markt gebracht. Der Wirkungsgrad der Zellen lag damals bei 19,3 Prozent, der Modulwirkungsgrad bei 17,2 Prozent. Außerdem haben wir 2007 einen Meilenstein erreicht: 100 Millionen HIT-Zellen waren produziert.

Wie ging es weiter? An das Marktwachstum haben wir immer geglaubt. Der Markt in Spanien entwickelte sich explosionsartig. Zur gleichen Zeit entdeckten chinesische Hersteller den Photovoltaikmarkt für sich.

Weitreichende Folgen hatte natürlich auch die drastische Kürzung der Einspeisevergütung in vielen Ländern im Jahr 2012. Der Markt schrumpfte.

Ein extrem schwankender Markt

In der Summe lässt sich wohl sagen: Der Photovoltaikmarkt war von extremen Schwankungen geprägt. Teilweise gab es jeden Monat neue Verkaufsrekorde, andererseits aber auch Lieferschwierigkeiten. Der Preis verfiel stetig, andererseits wurden die Produkte laufend verbessert.

Immer nach vorne blicken! Mut gemacht haben uns unsere zufriedenen Kunden! Wir bekamen und bekommen viele begeisterte Rückmeldungen, dass die Anlagen mehr Leistung bringen als erwartet. Außerdem haben wir so gut wie keine Reklamationen. Die Garantiequote liegt bei nur 0,0035 Prozent.

Solarstrom ist wichtige Säule

Auch wenn es sicher weiter Schwankungen im Markt geben wird, bleiben wir überzeugt davon, dass die Solarstromerzeugung eine wichtige Säule im Energiemix ist. Schon bald wird sie noch viel selbstverständlicher dazugehören, als es heute der Fall ist.

Dazu wollen wir beitragen, indem wir unsere Module HIT laufend verbessern. Seitdem dieser Modultyp 2009 als 200-Watt-Modul auf den Markt kam, konnten wir die Leistung auf 330 Watt steigern. Auch wir können in diesem Jahr ein Jubiläum feiern: 20 Jahre Modulfertigung. Und 2014 war eine Milliarde unserer Solarzellen produziert.

Unser Motto lautet: Gib niemals auf! Der Photovoltaiksektor hat unglaubliche Höhen und Tiefen erlebt, aber Panasonic ist noch dabei. Wir sind überzeugt, dass Photovoltaik die Zukunft ist.

Shigeki Komatsu ist General Manager Solar Europe bei Panasonic.

www.eu-solar.panasonic.net/de

Peter Thiele von Sharp Electronics

„Ich bin froh, dass ich diese Entwicklung miterleben durfte“

Seit wann arbeiten Sie bei Sharp?

Peter Thiele: Ich kam 1996 in den Konzern. Schon Mitte der 1990er-Jahre hatte ich Berührung mit Solarzellen und Photovoltaik. Die Solarindustrie, wie wir sie heute kennen, gab es damals noch nicht. Die Solarzellen gehörten bei uns zu den elektronischen Bauelementen, neben LED, Plastikfasern, Glasfasern oder Optokopplern.

Dann haben Sie schon zwei Jahrzehnte in der Photovoltaik hinter sich. Wie ging es weiter?

Als sich das Geschäft mit den Solarmodulen entwickelte, wurde dafür ein eigenständiger Geschäftsbereich aufgebaut, mit eigener Forschungsabteilung, mit Global Sales und eigenen Werken, auch in Europa.

Woran erinnern Sie sich besonders, wenn Sie an die Anfangszeit der Photovoltaik zurückdenken?

Damals waren Solarzellen und Solarmodule etwas ganz Neues, mit viel Erklärungsbedarf in der Öffentlichkeit, bei Investoren, aber auch bei den Installateuren. Im Jahr 2000 wurde die Photovoltaik durch das EEG zum Investitionsobjekt. Das war der Anschub, denn ohne Geld kann man so eine Technologie nicht entwickeln. Wir haben damals sehr konservativ geplant. Unsere Werke waren gut ausgelastet. Das änderte sich später, als die Preise fielen, vor allem durch die Konkurrenz aus China.

Auch Sharp hat eine radikale Rosskur hinter sich. Die Werke in Europa wurden geschlossen, viele Mitarbeiter entlassen. Was hat Sie dennoch ermutigt durchzuhalten, weiterzumachen?

Mich persönlich hat immer ermutigt, dass wir in eine sinnvolle und nachhaltige Technologie investiert haben. Trotz der Schwierigkeiten ist es uns gelungen, immer mehr Menschen für die Photovoltaik zu begeistern. Wir haben eine Verpflichtung gegenüber den Generationen, die nach uns kommen. Wir können nicht immer nur Kohlendioxid in die Luft blasen und über immer stärkere Unwetter oder Dürren schimpfen.

Wo sehen Sie die Photovoltaik heute?

Sie ist eine sehr große, weltweite Bewegung geworden. Sie ist auf dem besten Weg, zur dominanten Technologie in der Energieversorgung zu werden. Elektrizität von der Sonne wird die anderen Energien ablösen. Die AKW und die Kohlekraftwerke werden verschwinden. Ich bin froh, dass ich diese Entwicklung in Deutschland miterleben durfte.

Ich erinnere mich noch gut an die Anfänge unseres Fachmediums, schon damals war Sharp ein starker Partner. Was ist Ihr Resümee des vergangenen Jahrzehnts?

Wir haben die Wirtschaftlichkeit erreicht. Dass es so schnell gelingen würde, diese Geschwindigkeit hatte niemand auf dem Zettel. Niemand hat vor zehn Jahren daran gedacht, Gigawattfabriken zu bauen. Damals haben wir vorsichtig überlegt, ob wir unser Werk nicht doch um 20 Megawatt erweitern. Heute ist die Photovoltaik eine globale Technologie.

Wo sehen Sie die Branche in zehn Jahren?

Die Wettbewerbsfähigkeit der Photovoltaik wird sich weiter verbessern, also wird die Branche weiterwachsen, auch in großen Kraftwerken. Die Photovoltaik wird sich viel stärker verbreiten. Man wird die Dächer der Häuser danach dimensionieren, wie man sie möglichst gut für Photovoltaik nutzen kann. Es wird normal sein, Strom von der Sonne zu erzeugen, auch auf Fabriken, Firmengebäuden, Schulen oder anderen kommunalen Gebäuden. Die dezentrale Stromversorgung wird zur Normalität, auch in den Städten.

Mit Photovoltaik allein schaffen wir das in unseren Breiten nicht …

Nein, aber die Energieversorgung insgesamt wird auf Elektrizität basieren. Damit meine ich auch die Wärme und vor allem die Mobilität. Elektroautos werden in zehn Jahren so normal sein wie heute die Smartphones.

Und Sharp, im Jahr 2027?

Wir haben uns vom Modulhersteller weiterentwickelt. Wir sind ein breit aufgestellter Elektronikkonzern, das eröffnet uns neue Möglichkeiten. Auch unser chinesischer Investor Foxconn sieht diese Chance. Derzeit bereitet Foxconn erschwingliche E-Autos vor, die zunächst in China ausgerollt werden sollen, später auch weltweit. Für uns gehört die Photovoltaik schon heute in eine wachsende Produktgruppe, zu der beispielsweise Energiemanager oder Speicherbatterien gehören.

Also wachsen die verschiedenen Sektoren zusammen?

Bei uns bekommt der Kunde künftig Energie und Mobilität aus einer Hand. Die Solarmodule sind heute Commodity. Also müssen wir uns neue Geschäftsfelder erschließen. Im Grunde genommen gehen wir einen ähnlichen Weg wie die Solarteure. Es bleibt auf jeden Fall spannend.

Peter Thiele ist Executive Vice President bei Sharp Electronics.

www.sharp.de